Mückenplage: wirklich kein Kraut gegen gewachsen?

14. Juni 2021 | Bild der Woche | 6 Kommentare

Elfriede juckte sich am ganzen Körper, und Heino machte das hysterische Getue langsam nervös. Die dämliche Kratzerei ging nun schon das ganze Wochenende. Gewiss, die lästigen Blutsauger waren jetzt überall, wo es nach dem langen, verregneten Junianfang endlich warm geworden war. Sie waren aus ihren Pfützen gekrochen und stürzten sich auf alles, was ihrer Ansicht nach gut roch und leicht zu stechen war. Und dann hatte Elfriede auch noch so viel über diese lästigen Viecher gelesen. Dass sie sogar Krankheiten übertragen.

„Du hattest versprochen, gegen diese Scheiß-Viecher etwas zu unternehmen“, keifte sie. „Statt dessen glotzt du nur dumm rum !“ Heino sah tatsächlich gerade interessiert zu, wie eine dieser Blutsauger:Innen, die sich auf seinem Arm niedergelassen hatte, langsam ein Beinchen hob, den Rüssel in seinen Arm bohrend, eine knappe Minute wartend, bis ihr Hinterleib begann, von dem einschießenden Blut rhytmisch zu zucken und dunkelrot anzuschwellen. Spannend: wie das Insekt abhob, schwerfällig wie eine voll beladene Antonov, um auf der gegenüberliegenden, Blutfecken übersäten Wand, Platz zu nehmen, seinen menschlichen Scharfrichter mit der Klatsche erwartend.

„Schau mal, was ich vom Baumarkt mitgebracht habe“, versuchte Heino seine Partnerin aufzuheitern, und wies auf eine Topfpflanze, die einen merkwürdigen Geruch verströmte. Um nicht zu sagen: Gestank, den Elfriede – assoziativ wie sie veranlagt war – irgendwo zwischen Klerus und Puff einordnete. Der „Geruch“ schien von den grün-weiß gemusterten Blättern zu stammen, Blüten zeigte die Pflanze nicht. Dafür waren die Blätter mit einer Vielzahl von kleinen Bläschen übersät.

„Scheint nicht die angepriesene Wirkung zu haben“, schloss Heino seine Einstich-Statistik ab: „Trotz der Pflanze auf dem Balkon schaffen die Viecher mehr Einstiche pro Stunde als alle Impfzentren im Lande zusammen“.

„Vielleicht doch besser, einfach die Balkontür geschlossen zu halten“, befand Elfriede mit ihrem praktischen Sinn.
„Dann bleiben die Viecher draußen, und der Gestank auch.“

Euch, liebe Leser und Freunde der Leser, fragen wir:

Um was für eine Pflanze handelt es sich?
Was könnte in den Bläschen sein?
Und habt Ihr, bitte bitte, ein wirklich passendes Rezept gegen die Stechplage?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Fifis Leiden“): Mäusegerste, Hordeum murinum

Agricola hatte die richtigen Mäuse-Anspielungen gemacht, und einige User im „Gesichtsbuch“ schimpften dann auf die Stadt, weil sie das Zeug nicht wegmacht, das ihre Vierbeiner so leiden lässt. Das kann man doch  in jeder Hundezeitung lesen: der enge Verwandte des bekannten Braugetreides nennt sich Mäusegerste (weil allenfalls Mäuse von den kleinen Körnchen satt werden). Das Zeug, das jetzt im Juni gerade auf Brachflächen und besonders gern an „gut gedüngten“ Straßenrändern (Fifi !) als Unkraut wächst, ist Feind von Hund und Herrchen. Denn die mit vielen Widerhaken besetzten Grannen an den reifen Ähren sind schlimmer als Kletten: sie kleine häkchenartigen Splitter bleiben nicht einfach im Fell kleben, sondern wandern, begünstigt durch ihre eigenartige Geometrie, bei jeder Bewegung weiter im Fell bis unter die Haut, oder noch schlimmer: in Ohren, Nasenschleimhäute oder Augenlider. Das kann bei Hundi schlimme Entzündungen hervorrufen, die manchmal tierärztliche Behandlung erfordern. Deshalb: sollte Hasso am Rinnstein schnüffeln, wo das „gerstige“ Zeug wächst, dann gilt nur eins: „Hassi, du bleibst hier !“.

Und, auch das noch: die „Mäusegerste“ hat natürlich einen Migrationshintergrund.  Ihre ursprüngliche Heimat ist der Mittelmeerraum, seit der Jungsteinzeit wächst sie aber schon bei uns, doch dank Klimaerwärmung breitet sie sich „wie Unkraut“ immer mehr aus.

 

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