Nach Corona kommt Culex
13. Juni 2021 | Bildung und Wissenschaft | 5 KommentareNicht nur wir Menschen, sondern auch Stechmücken wie die heimische Culex pipiens sind für die allmähliche Lockerung der Corona-Restriktionen dankbar. Zum sommerlichen Grillen kann man sich abends wieder draußen versammeln. Da warten allerdings dann schon freudig hungrige Stechmücken. Zur Fortpflanzung brauchen weibliche Stechmücken nämlich eine Blutmahlzeit, um aus den Blutproteinen Dotter für ihre Eier herzustellen. Männliche Stechmücken sind Vegetarier. Schon während des Saugens konzentrieren sie das Blut an, indem sie überschüssiges Wasser umgehend ausscheiden. Das steuert ein Hormon, dass bei Füllung und Dehnung des Darmtraktes freigesetzt wird.
Damit der Stechrüssel beim Saugen nicht durch gerinnendes Blut verstopft, sondern die Mücken einen Speichel ab, der die Blutgerinnung verhindert und lokal betäubt. Den Stich spürt man meist erst, wenn die Mücke sich bereits vollgetankt davon gemacht hat und sich versteckt, um die Blutmahlzeit zu verdauen. Mit dem Speichel gelangen aber bei infizierten Mücken gefürchtete Krankheitserreger in den unfreiwilligen Blutspender: Malaria, Gelb- und Dengue-Fieber , West-Nil-Fieber sowie Zika-Virus-Infektionen. An der juckenden Stichwunde kann es zu Infektionen kommen. Mit der Veränderung des Klimas verbreiten sich diese Krankheiten inzwischen auch besorgniserregend in unseren Regionen.
Stechmücken sind zum eignen Schutz gern dämmerungs- und nachtaktiv. Da sehen sie zwar nichts, aber sie riechen ihre Opfer. Ausgeatmetes Kohlendioxid, Schweiß, seine bakteriellen Zersetzungsprodukte sowie eine gewisse genetische Konstellation in schwitzenden Menschen wirken attraktiv. Repellentien können die blutgierigen Weibchen kurzzeitig auf Distanz halten. Wirksam sind Insektensprays, die Diethyltoluamid (DEET) und Icaridin enthalten, schützen nachweislich. Die Wirkung ist auf ein paar Stunden beschränkt. Beim Baden oder kräftigem Schwitzen löst sich der Schutz ab. Umweltfreundlich sind diese Chemikalien leider nicht. Ätherische Öle und andere pflanzliche Mittel sind ziemlich unwirksam. Mit Insektengittern, passender Bekleidung oder einem Ventilator kann man die Stechinsekten auf Distanz halten.
Mücken sind wichtige Glieder in unseren Ökosystemen. Von ihnen ernähren sich viele andere Organismen. Biozide verbieten sich daher bei Bekämpfungsmaßnahmen. Die weiblichen Mücken legen ihre Eipakete gern in stehende Gewässer, Tümpel, Pfützen u.ä.. Die sollte man möglichst reduzieren (Regenwassertonne!). Die Entwicklung verläuft bei günstigen Temperaturen sehr rasch. Stechmückenpopulationen dezimiert man erfolgreich im Freiland mit dem Toxin des Bazillus thuringinensis
Übrigens, das nervtötende Summen der Mücken dient der Fortpflanzung. Die Männchen summen mit einer Frequenz von 600 Hz, die Weibchen nur mit 550 Hz. Das lockt die Männchen an. Also Vorsicht beim live-Musizieren im Freien.
(H. J. Ferenz)
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Sehr schöner Bericht! Witzig ist es zu sehen, wie sich solche Biester den Rüssel an Fleecestoffen oder mückendichtem Gewebe verbiegen, aber nicht durchkommen 🙂
Ich glaube, die Mücken braucht keiner. Andere Insekten haben wir genug, die uns nichts tun.
Jetzt mach mal aus einer Mücke keinen Elefanten.
Muss man diese Blutsauger:Innen eigentlich gendern?
Dieses Loblied auf die Mücke kann ich ganz und gar nicht teilen.