Karambas rote Ernte

11. Oktober 2021 | Bild der Woche | 6 Kommentare

Vorsichtig schiebt Karamba Diaby die feuerrote Grabegabel in die schwarze Hallesche Kleingartenerde. Ja, es stimmt: er hat sich lange nicht intensiv um sein Hallesches Fleckchen Garten kümmern können – bei aller Arbeit als Abgeordneter in Berlin und im Halleschen Wahlkreis und der damit verbundene Abwesenheit war doch viele Pflegearbeit an der Familie hängen geblieben. Um so mehr genoss Dr. Daiby es, nach erfolgreichem Wahlkampf und dem anschließenden Koalitionshickhack sein erstes freies Wochenende, jetzt im kalt-frischen, sonnigen, Halleschen Herbst. Diaby erinnerte sich, wie er im Mai die kleine Pflänzchen mit den herzförmigen dunkelgrünen Blättern im Baumarkt um die Ecke gekauft hatte – und er nicht glauben wollte, dass hier so etwas wächst. Sie hatten sich, trotz der geringen Pflege, die ihnen zuteil werden konnte, mächtig im Garten ausgebreitet, es waren Schlingpflanzen geworden, die mit ihren mehrere Meter langen Tentakeln nicht nur alles an Fläche erobert,  wohin sie nur kriechen konnten: sogar in die kleinen Obstbäume waren sie hinauf geklettert. Zuweilen hatten die Triebe auch hübsche trichterförmige Blüten ausgebildet –  allerdings nicht so schön rot, wie wir das hier auf unserem Beitragsbild illustriert haben: da hat Photoshop etwas nachgeholfen.  Ganz schwach erinnerte der Abgeordnete sich, dass man die grünen Triebe in seiner alten Heimat Senegal sogar als Gemüse verzehrte – und es so zubereitete, wie man es hier in Deutschland mit Spinat  macht.  Aber dem Grün des Blattwerks, das er grob mit der Harke zusammenrechte, galt nicht seine Aufmerksamkeit. Er grub nach den roten Wurzeln, wie es sich für einen Sozialdemokraten gehört. Eine nach der anderen der roten Knollen hob er aus der Erde, befreite sie von der Umklammerung der schwarzbraunen Anhaftungen und fand, dass dieser Tätigkeit doch eine geradezu politische Symbolkraft innewohne.  Rote  Ernte, grünes Beikraut – Karamba freute sich – bis er aus lauter Unvorsichtigkeit mit dem Grabwerkzeug eine der Wurzeln zerteilte. Ein leuchtendes Gelb trat aus dem Inneren seiner Schatzernte hervor. „OK, dann kommt eben alles in einen Topf – Ampelterrine Karamba“, beschloss der gärtnernde Politiker und trug seine bunte Fracht nach Hause.

Zunächst danken wir unserem Leser Dr. Karamba Diaby für seine hübschen Bilder aus seinem Garten . In der Auflösung nächste Woche gibt es mehr davon.

Wir aber fragen Euch:

Um welche Pflanze handelt es sich?

Wo stammt sie her?

Und welche Farbe hat die Blüte wirklich?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Grüne Binsen. keine Deutsche Küche ohne dieses Alpenkraut“) : Allium Schoenoprasum, Schnittlauch.

Unser Leser „Rati“ hat es natürlich herausgefunden: wir suchten den Schnittlauch, Allium Schoenoprasum. In der Tat: eines der wenigen Gewürzpflanzen der deutschen Küche, die nicht woanders her kommen. Möglicherweise ist es sogar eines der ganz wenigen Gewürzpflanzen und Küchenkräuter, die „heimischen“ Gefielden und auch unserer Klimazone entstammen. Es ist ein Liliengewächs, wie auch Zwiebel, Knoblauch, Bärlauch und überhaupt: der Lauch. So auch der, den wir heute meistens „Porree“ nennen. Die allgemeine Bezeichnung für „Lauch“ in der „Gelehrtensprache“ Griechisch ist „Praso“, was aber wiederum einfach auch nur „Grün“ bedeutet. Und „Schoeno“? Hat mit „schön“ nix zu tun. „σχοῖνος“ (die Altgriechen sprachen es wohl „S:chönos“ aus: ist schlichtweg eine Binse. Also „Schoinopraso“ = „Grüner Binsenlauch“.
„Allium“ wiederum: kommt aus dem Lateinischen, der Low-Level-Gelehrtensprache“ des 18. Jahrhunderts. Bedeutet einfach nur „Lauch“, aber auch „Zwiebel“. Die Wurzel ist noch in vielen europäischen Sprachen erhalten: „Aglio“ (italienisch) „Ail“ (französisch), „Ajo“ (Spanisch), „Öllisch“ (Kölsch).

Lust auf mehr Pflanzen-Stories ?  In unserem Archiv findet Ihr alle bisherigen „Pflanzen der Woche“, seit 2016.

 

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