Grüne Binsen: keine deutsche Küche ohne dieses Alpenkraut

4. Oktober 2021 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Kulturelle Identität geht durch den Magen – und wer wirklich deutsch leben will, muss folglich die Küche sauber halten:  hinaus also mit fremden Gewürzen und mediterranen Kräutern. Auch wenn dann im Gewürzregal gähnende Leere droht, und im Kräuterkasten vor dem Fenster nicht einmal die harmlose Petersilie – ein fremdländisches Gewächs – übrig bleibt: dann ist der fade Hans Küchenmeister. Oder vielleicht doch nicht?

Zumindest ein klassisches, urdeutsches Küchengewächs würde der Ausrottung allen Undeutschen widerstehen: Es ist  Grün wie Annalena, hohl wie Armin, phantasielos wie Olaf: die deutsche Hausfrau rückt ihm mit der Schere zu Leibe, wovon es auch seinen Namen trägt. Nichts Lateinisches steckt in seinem deutschen Namen. Nein, weder die alten Griechen noch Römer kannten wohl dieses urgermanische Kraut. Heimisch ist es da, wo der Deutsche sich am deutschesten fühlt: hoch oben in den Alpen. Dabei scheint es, obwohl allgegenwärtig, durchaus nicht bei allen beliebt:

„Dem ungeachtet muss man, wenn man ihn genossen hat, und eine Person, die ihn nicht genossen hat, küssen will,  mit geschlossenen Lippen küssen“, schreibt beispielsweise der Enzyclopädist Krünitz 1798.

Auch wenn das Kraut bei Römern und Griechen nicht sonderlich im Gebrauch gewesen ist, so hat ihm natürlich der alte Germane Linnaeus wissenschaflich klingende, lateinische und altgriechische Bezeichnungen verliehen. Die Artbezeichnung klingt wie eine „schönen Phrase“, meint aber übersetzt: Binsen-Grünzeug.  Und der lateinische Gattungsbegriff erinnert an einen Alien.

Wir fragen ganz schlicht: welche Pflanze suchen wir?

(HW)

Auflösung des Rätsels der 39.Woche („grüne Wedel im Buchenwald“): Tüpfelfarn, Polypodium vulgare

„Gork vom Ork“ hat ihn gefunden: gesucht war der Tüpfelfarn Polypodium vulgare. Er wird auch als Engelsüß bezeichnet. Tüpfelfarnartige sind eigentlich eine ganze Ordnung zu der z.B. auch der bekannte Hirschzungenfarn gehört. Die Maya waren mit ihrem Wissen ihrer Zeit voraus. Vermutlich verwendeten sie den sogenannten Goldtüpfelfarn, um Entzündungen wie Sonnenbrand zu behandeln.

(Hans Ferenz)

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