Hallesches Traditionsgewächs in der evolutionären Sackgasse

10. Juni 2019 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Die Pflanze, die wir diese Woche suchen, ist eng verbunden mit einer Halleschen Tradition.  Das ist wahrscheinlich leicht zu erraten: aber wir suchen natürlich nicht nur nach der Pflanze, die in diesen Tagen nach Pfingsten in aller Munde ist – zumindest bei traditionsbewussten Hallensern, die ihre Feste feiern, wie sie fallen. Wir wollen etwas mehr wissen. Das, was sie produziert, ist ziemlich unterirdisch – und an ihrem Geschmack scheiden sich die Geister. Dabei hat sie eine lange Kulturgeschichte hinter sich. Als sie, vermutlich von den Römern – nach Mitteleuropa eingeführt wurde, hatte sie so schon so ziemlich alles verloren, was wir lieben: zum Beispiel die Möglichkeit, sich sexuell fortzupflanzen. Dabei gilt sie durchaus als sexuelles Stimulativ – sagt man, obwohl: bei dem Geruch?

Die Pflanze, deren Heimat vermutlich irgendwo in Zentralasien liegt, wurde von Menschen über den gesamten eurasischen Kulturraum transportiert – und fleißig vermehrt. Ägyptische Pyramidensklaven bekamen sie zu essen, und es gibt sie heute in jedem Lebensmittelmarkt zu kaufen. Doch die Fähigkeit, sich über Samen zu vermehren, hat sie bei dieser erfolgreichen Domestikation verloren. Weitestgehend jedenfalls. Und hier fangen unsere Fragen an:

Wie heißt diese Pflanze?

Wie vermehrt sie sich?

Wieso gibt es so viele Sorten dieser Pflanze, wo sie doch keinen Sex mehr haben kann?

Was hat sie mit Schwefel zu tun?

Blüht sie eigentlich? Und blühen alle?

Welche Sorten bringen überhaupt noch Blüten hervor?

Kann man noch neue Sorten züchten, wo sie doch, ihrer Sexualität beraubt, in einer evolutionären Sackgasse steckt?

Wo in unserem Land bemüht man sich um den Erhalt ihrer Gene?

Und welches traditionelle Fest ist in Halle mit diesem Gewächs verbunden?

Sehen wir uns auf dem Fest?

 

(H.W.)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Schön, wie eine Rose im Bauerngarten“): Die „gemeine“ Pfingstrose,  Paeonia officinalis.

Gesucht war in der letzten Woche die Pfingstrose, auch Päonie genannt. An welche mythologischen Geschichten Linne bei der Benennung der Pflanze dachte, haben wir ja angesprochen. Wenn die Christen am 50. Tag der Osterzeit die Entsendung des Heiligen Geistes feiern, sollten die Pfingstrosen überall blühen. Terminlich klappt das nicht immer. Die Bauern-Pfingstrosen blühen als erste; die vielen Zuchtformen folgen dann. „… doch leuchtend will entfalten – Päonie ihre Pracht – von hehren Pfingstgewalten – im tiefsten angefacht“, dichtete begeistert der österreichische Schriftsteller Ferdinand von Saar (1833-1906).
Wenn die Blütenpracht ausbleibt, kann das verschiedene Gründe haben. Pfingstrosen mögen das Umpflanzen nicht. Allzu heftiger Schnitt tut ihnen auch nicht gut. Pfingstrosen brauchen viele Nährstoffe, um ihre Blütenpracht vollständig entfalten zu können. Organischer Dünger wie Kompost oder Hornspäne tut ihnen gut. Der Boden sollte durchlässig sein. Ein Muss ist ein sonniger Standort.

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