Es ist wieder da

18. Oktober 2020 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Die Pflanzenredaktion hatte Heino nach der letzten arbeitsgerichtlichen Auseinandersetzung zwar wieder einstellen müssen, ihn aber gleich wieder aus der Büroetage ausgesondert und ins  „Homeoffice“ geschickt. Denn „Sie“, die Zahlen“ oder die „zweite Welle“, wie man das Virus respektvoll wie einen „Gottseibeiuns“, da die Nennung seines Namens als anrüchig galt, war wieder unter ihnen. „Es“ ist wieder da. Gedankenverloren starrte Heino vom Balkon hinab in den schmalen Vorgarten des Wohnblocks, seine Blicke schweiften über die Reste des nun im Spätherbst unansehnlich gewordenen Staudenstreifens, den das Mieterkollektiv dieses Jahr als Blühwiese angelegt hatte. Als alle damals schon mal im Homeoffice waren. Jeder hatte dereinst von irgendwo etwas Pflanzliches angeschleppt, aber so manches hatte sich aber auch einfach so ausgesät. Die einst sommerliche Blütenpracht sah jetzt ziemlich trübsinnig aus, was auch am kalten Nieselregen liegen mochte, den der Wind um den klapprigen Plexiglaswindschutz der Balkonbrüstung trieb.

Unser unglückseliger Redaktionsassistent sollte für die „Pflanze der Woche“ einen Entwurf liefern. Derweil ihm recht ihm nichts einfallen wollte, blieb sein verloren schweifendes Auge an den vertrockneten Stängel einer Staude, an deren Köpfen kugelige Biester hingen. Er erinnerte sich: ihre Knospen hatten im Mai wie gefährlich nach diesem Erreger ausgesehen, der sich nach der Sommerpause jetzt wieder anschickte, den Menschen nach Gesundheit und Leben zu trachten.

Im Sommer waren diese Virenkugelblüten dann allerdings hübsch aufgeblüht, die lilablauen Spikes  waren umschwärmt von Hummeln und Bienen. Jetzt aber war der Sommer vorbei, und wie ein Menetekel schaukelten die vertrockneten Kugelreste auf den grauen Stängeln, drohten sich mit ihren bestachelten Samenständen jedem anzuhängen, der unachtsam an ihnen vorbeiging, um ihre Brut so weiter zu verbreiten. Deshalb flammen Bestände dieses Gewächses immer wieder in der ganzen Stadt auf. „Hotspots“ nicht nur in gepflegten Grünanlagen, sondern auch am Wegesrand, auf Brach- und Schotterflächen.

An welche Pflanze hatte unser Praktikant da wohl gedacht?

Und wie es so oft ist: die stacheligen Kugelbiester verbreiten sich weltweit – stammen aber nicht von hier. Aber woher denn dann?

Gibt es eine Reisewarnung für Ruthenien?

Und wie nennt man das, wenn sich die Samen von Mensch und Tier huckepack durch die Gegend schleppen lassen?

Auflösung der letzten Pflanze der Woche „Heilpflanze nicht-nur-gut-fuer-Göthe“: Bergwohlverleih, Arnica montana.

„Ich glaube Goethe war von Arnika (Arnica montana), auch als Bergwohlverleih bekannt, verzückt“ schrieb unser User „Gork vom Ork“, und lag damit richtig. Auch als Fallkraut ist es bekannt, da es an Berghängen wächst und praktischerweise von Bergsteigern bei kleineren Verletzungen genutzt werden kann. Die Wirkstoffe sind i.w. in den Blüten enthalten. In Form von Salben und Tinkturen findet Arnika bei unkomplizierten Verletzungen, wie Verstauchungen Anwendung.

(Hans Ferenz)

Pflanzenrätsel verpasst? Alle Pflanzen der Woche, seit 2016, gibt es hier im Archiv

Archiv: alle „Pflanzen der Woche“ von 2016-2020

 

 

Print Friendly, PDF & Email
Ein Kommentar

Kommentar schreiben