Die folgende Ratesendung ist nur für die Älteren unserer Leser geeignet: for Adults only. Denn nur sie dürften sich noch an „Wer bin ich“, das „heitere Beruferaten mit Robert Lemke“ erinnern, eine Sendung des Westfernsehens, das auch in vielen Teilen der ehemaligen DDR empfangen werden konnte. Trotz seiner minimalistischen Requisitenausstattung (Zwei Tische, eine Tafel, ein Nummernklappgerät, ein Gong, ein Klöppel, schlichter Studiohintergrund mit grauen Streifen) machte es ordentlich „Quote“: 1969 war das monatlich ausgestrahlte Quiz mit 75 % eingeschalteter Geräte sogar die beliebteste Sendung im deutschen Fernsehen überhaupt. Selbst noch in den 1980er Jahren erreichte „Was bin ich?“ immerhin noch bis zu 40 % der Zuschauer. Harmlose Unterhaltung in Zeiten von Kaltem Krieg, Mauerbau, Ostverträgen, 68er-Revolte, Ölkrise und Sonntagfahrverbot.
Hans, der Staatsanwalt, beginnt: “ Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Ihre Tätigkeit nicht mehrjährig ausüben?
„ja“
„Sind Sie zur Ausübung ihres Berufes zugereist ?“
„Ja“
„Und sind sie zu der Ausübung dieser Tätigkeit eingeladen worden“?
„Nein.“
Lemke klappt die Zähltafel um, für das Nein gibt es fünf Mark ins Schweinchen.
Annette: “ verrichten Sie einen Dienst an Menschen?“
„Nein, kann man eindeutig nicht sagen!“, abermals klappt Lemke die Zählklappe um, wieder landen 5 Mark Schweinchen.
Marianne: “ dann könnte man Sie als Unkraut bezeichnen?“
„Ja“
„Beruf Unkraut?“
„Ja“
„Sind Sie einkeimblättrig?“
„Nein“
Jetzt ist „Ratefuchs“ Guido dran.
„Ich glaube, ich habe Sie bei meiner letzte Reise in die USA gesehen“. Stammen Sie von dort?“
Und bevor nun der Gong ertönt, das Schweinchen fast voll geworden ist, fragen wir lieber unsere Leser:
-Um welche Pflanze handeltes sich?
-Warum erscheint sie bei Lemke, hat es etwas mit ihrem Namen zu tun?
– in wie fern übt die Pflanze eine befristete Tätigkeit aus?
– und ist ihr Name nicht sehr irreführend ? Aber warum heißt sie denn so?
(HW)
Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Ribesehls großer Tag“): Die Johannisbeere, Ribes rubrum.
Dass die Johannisbeere gemeint war, war schnell erraten. Interessant sind aber immer wieder die Hintergründe für uns inzwischen selbstverständliche Bezeichnungen. Es war eine bewährte Strategie der Kirche, bei der Christianisierung bedeutsame heidnische Bräuche beizubehalten. Zur Sommersonnenwende (21.6.) passte der Geburtstag von Johannes dem Täufer (24.6.). Von diesem Heiligen wird eine Äußerung im Neuen Testament (Johannesevangelium) zum kommenden Christus überliefert, die man auf die Sonne bezog: „Er muss wachsen; ich aber muss abnehmen“.
Verschiedene Bauernregeln sind mit dem Ereignis der Sommersonnenwende verknüpft. So heißt es: „Bleibt es an Johanni trocken und warm, macht das den Bauern nicht arm“, heißt es beispielsweise. Oder: „Regnet’s am Johannistag, regnet es danach noch 14 Tag.“ Johannisbeeren reifen zu dieser Zeit. Das gern verwendete Johanniskraut blüht jetzt. In Frankreich nennt man schwarze Johannisbeeren Cassis. Wird gern übernommen, klingt ja vermeintlich etwas vornehmer und edler.
(Hans Ferenz)
Lust auf mehr Pflanzen-Stories ? In unserem Archiv findet Ihr alle bisherigen „Pflanzen der Woche“, seit 2016.
10 comments on “Eine Blume für Robert Lemke”
Da gab es kein „Schweinchen“. Er bezeichnete es als „Schweinderl“! „Welches Schweinderl hättens denn gern?
Welche Berufsgenossenschaft ist für Berufswildkräuter zuständig?
Habe gehört – aus berufenem Munde – dass die berufen werden müssen.
Wie ich hörte, stehen Berufung und Verfluchung manchmal im Zusammenhang.
Man sollte es nicht beschreien – aber es bekommt keiner eine Lösung hin.
Ambrosia?
Dieses Beruferaten hätte dem Robert Lemke auch Spaß gemacht.
Gesucht wird das Berufskraut,Erigeron, daher die Beziehung zu Robert Lemke. Es gehört zu den Asternartigen und besonders viele Arten kommen in Nordamerika vor.
Die Bezeichnung“ Berufskraut“ hat die Pflanze erhalten, weil sie für magische Handlungen,
Der deutsche Name leitet sich nicht von dem Wort Beruf ab, sondern von berufen, beschreien, verhexen. Um Krankheiten zu heilen wurde ein Sud, auch von anderen Kräutern, hergestellt und die Krankheit durch Schwarze Magie behandelt. Der Sud wurde äußerlich aufgetragen.
Den 1. Teil habe ich versehentlich abgeschickt.
Erigeron, eri- heißt im Griechischen früh, bald nach der Blüte erscheinen weiße Haare.
„Den 1. Teil habe ich versehentlich abgeschickt.“
Aber, wie immer, korrekt.