Eine Blume für Robert Lemke

28. Juni 2021 | Bild der Woche | 10 Kommentare

Die folgende Ratesendung ist nur für die Älteren unserer Leser geeignet: for Adults only.  Denn nur sie dürften sich noch an „Wer bin ich“, das „heitere Beruferaten mit Robert Lemke“ erinnern, eine Sendung des Westfernsehens, das auch in vielen Teilen der ehemaligen DDR  empfangen werden konnte. Trotz seiner minimalistischen Requisitenausstattung  (Zwei Tische, eine Tafel, ein Nummernklappgerät, ein Gong, ein Klöppel, schlichter Studiohintergrund mit grauen Streifen) machte es ordentlich „Quote“: 1969 war das monatlich ausgestrahlte Quiz mit 75 % eingeschalteter Geräte sogar die beliebteste Sendung im deutschen Fernsehen überhaupt. Selbst noch in den 1980er Jahren erreichte „Was bin ich?“ immerhin noch bis zu 40 % der Zuschauer. Harmlose Unterhaltung in Zeiten von Kaltem Krieg, Mauerbau, Ostverträgen, 68er-Revolte, Ölkrise und Sonntagfahrverbot.

Hans, der Staatsanwalt, beginnt: “ Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Ihre Tätigkeit nicht mehrjährig ausüben?
„ja“

„Sind Sie zur Ausübung ihres Berufes zugereist ?“

„Ja“

„Und sind sie zu der Ausübung dieser Tätigkeit eingeladen worden“?

„Nein.“

Lemke klappt die Zähltafel um, für das Nein gibt es fünf Mark ins Schweinchen.

Annette: “ verrichten Sie einen Dienst an Menschen?“

„Nein, kann man eindeutig nicht sagen!“, abermals klappt Lemke die Zählklappe um, wieder landen 5 Mark  Schweinchen.

Marianne: “ dann könnte man Sie als Unkraut bezeichnen?“

„Ja“

„Beruf Unkraut?“

„Ja“

„Sind Sie einkeimblättrig?“

„Nein“

Jetzt ist „Ratefuchs“ Guido dran.

„Ich glaube, ich habe Sie bei meiner letzte Reise in die USA gesehen“. Stammen Sie von dort?“

Und bevor nun der Gong ertönt, das Schweinchen fast voll geworden ist, fragen wir lieber unsere Leser:

-Um welche Pflanze handeltes sich?
-Warum erscheint sie bei Lemke, hat es etwas mit ihrem Namen zu tun?
– in wie fern übt die Pflanze eine befristete Tätigkeit aus?
– und ist ihr Name nicht sehr irreführend ? Aber warum heißt sie denn so?

(HW)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Ribesehls großer Tag“): Die Johannisbeere, Ribes rubrum.

Dass die Johannisbeere gemeint war, war schnell erraten. Interessant sind aber immer wieder die Hintergründe für uns inzwischen selbstverständliche Bezeichnungen. Es war eine bewährte Strategie der Kirche, bei der Christianisierung bedeutsame heidnische Bräuche beizubehalten. Zur Sommersonnenwende (21.6.) passte der Geburtstag von Johannes dem Täufer (24.6.). Von diesem Heiligen wird eine Äußerung im Neuen Testament (Johannesevangelium) zum kommenden Christus überliefert, die man auf die Sonne bezog: „Er muss wachsen; ich aber muss abnehmen“.    

Verschiedene Bauernregeln sind mit dem Ereignis der Sommersonnenwende verknüpft. So heißt es: „Bleibt es an Johanni trocken und warm, macht das den Bauern nicht arm“, heißt es beispielsweise. Oder: „Regnet’s am Johannistag, regnet es danach noch 14 Tag.“ Johannisbeeren reifen zu dieser Zeit. Das gern verwendete Johanniskraut blüht jetzt.  In Frankreich nennt man schwarze Johannisbeeren Cassis. Wird gern übernommen, klingt ja vermeintlich etwas vornehmer und edler.

(Hans Ferenz)

 

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