Sonnenwende: Ribesehls großer Tag

21. Juni 2021 | Bild der Woche | 4 Kommentare

Die Sommersonnenwende am 21.Juni war für unsere Altvorderen ein wichtiges Datum im Jahreskalender.  An diesem Tag steht die Sonne am höchsten und ist mit 16 Stunden am längsten. Eine Reihe mittsommerlicher Feste und Bräuche heidnischen Ursprungs blieben im Volksglauben lebendig: Sonnenwendfeuer sollen Dämonen vertreiben; mit geflochtenen Kronen aus Blumen und Zweigen will man vor Unheil schützen und Fruchtbarkeit fördern. Winter- und Sommersonnenwende deutete die Kirche heilsgeschichtlich und übernahm die vorchristlichen Bräuche. Sie legte z.B. den Geburtstag eines Heiligen, der als Apostel der Liebe und des Lichtes gilt, auf den 24.Juni. Der Termin gilt heutzutage auch als „Spargelsilvester“ und bezeichnet das Ende der Erntezeit für Rhabarber und Spargel. Der Name des Apostels findet sich auch in  Namensgleichheiten zwischen dem Sonnenwendetag und einem beliebten Heilkraut oder einem Leuchtkäfer. Ziemlich genau um seinen Geburtstag beginnt die prächtig gelbe krautige Pflanze so richtig zu blühen. 2015 war sie Heilpflanze des Jahres. Sie soll unter anderem gegen Depression wirken. Aber diese Blume  suchen wir nicht.

Johanniskraut

In fast jedem Schrebergarten findet sich ein beliebter Busch, der meist einfache, traubige, fest sitzende doldige Blütenstände gebildet. Daraus entstehen rote, schwarze oder weiße Beerentrauben, die zur Sommersonnenwende reif und genießbar werden. Auch sie sind nach dem Lieblingsjünger von Jesus benannt. Die Pflanze gehört zu den Grossulariaceae. Diese Gattung umfasst weltweit umfasst etwa 140 bis 160 Arten. Hauptverbreitungsgebiet sind die gemäßigten Klimagebiete der Nordhalbkugel. Ihren botanischen Namen erhielt die Beerenpflanze von dem Arzt und Botaniker Simon Januensis. Er benannte sie nach dem Rhabarber, da die Beeren genauso gesund sind und säuerlich schmecken, wie das Frühlingsgemüse. Der ursprüngliche Name „Ribas“ wurde dabei im Laufe der Zeit zu „Ribes“. 

Es gibt von unserer Rätselpflanze Sorten, die rote, weiße oder schwarze Beeren bilden. Die Beeren der schwarzen Sorte sind größer und gelten als besonders gesund, da sie viel Vitamin C enthalten. Ihr intensives Aroma ist mild-säuerlich, aber wesentlich herber und gelegentlich sogar leicht bitter. Eine kleine Portion der schwarzen Beeren reicht aus, um den täglichen Bedarf an Vitamin C zu decken. Die gesunden Beeren versorgen den Körper dazu mit vielen weiteren wertvollen Vitaminen und Mineralstoffen. Sie enthalten z.B. Vitamin A, B, E und K. Dazu liefern sie Kalzium, Eisen, Zink, Kalium, Selen, Flavonoide und Linolensäure. Ihr hoher Gehalt von Vitamin C und Eisen stärkt das Immunsystem und fördert die Bildung neuer Blutplättchen. Beliebt sind die Beeren als Saft, Fruchtgummis, Bonbons, Marmeladen oder Likör.

Wenig bekannt ist, dass das beliebte Beerenobst nicht nur ein tolles Geschmackserlebnis bietet, sondern uns auch mit angenehmen, intensiven Düften verwöhnt. Die Blüten verleihen nämlich Parfüms ihr fruchtiges Aroma. Die Parfümindustrie stellt dazu aus den Blütenknospen ein Extrakt her, dass in vielen Parfums enthalten ist. Die Blüten der roten Beerenpflanze verströmen allerdings keinen Duft. 

Welche Pflanze suchen wir? Wie nennt man den Saft der schwarzen Beeren dieser Rätselpflanze? Nach welchem Apostel sind die beschriebenen Beeren und Sonnenwendereignisse benannt?

Übrigens, im Schwäbischen backt man aus diesen Beeren einen sehr leckeren luftigen Kuchen. So geht es: 

Aus Mehl Zucker, Butter, Ei und Salz ein glatten Mürbeteig kneten. Circa 30 Minuten in den Kühlschrank legen. Anschließend eine gefettete mit Semmelbrösel ausgestreute Springform damit auskleiden mit 3 cm hohen Teigrand. Dann circa 10 Minuten bei 200 °C vorbacken. Die Beeren von den Stielen streifen. Eigelb mit Zucker und Vanillinzucker schaumig rühren. Gemahlene Haselnüsse und Beeren dazu geben und unter das steif geschlagene Eiweiß locker unterheben. Dann auf dem vorgebackenen Teig verteilen und nochmal bei 200 °C circa 30 Minuten überbacken. Fertsch!

(Hans Ferenz)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Mückenplage – wirklich kein Kraut gegen gewachsen?“): Mottenkönig, Harfenpflanze, Pectranthus coleoides.

Elfriede lag schon ganz richtig, derweil Agricola (leicht) im Dunkeln tappte? In der Tat, wir suchten eine Pflanze, die angeblich Stechmücken abwehrt, und im Volksmund „Mottenkönig“ oder auch „Weihrauch“ genannt wird., Botanisch gehört sie zu den Harfensträuchern aus der Gattung Plectranthus, die hier gezeigte Pflanze wird meist als Pectranthus coleoides bezeichnet. Mit echtem Weihrauch, einem Harz, das man aus einigen afrikanischen Baumarten der Gattung Boswelia gewinnt, hat diese Pflanze botanisch nichts zu tun. Doch der  betörend-penetrante Geruch, den diese Pflanze mit ihren aus von ätherischen Ölen gefüllten Bläschen verbreitet, erinnert etwas an klerikalen Qualm und lithurgische Feinstaubbelastung. In Gartencentern wie auch im Internet wird unsere Pflanze – auch Mottenkönig genannt – angepriesen, weil sie mit ihrem Duft Insekten,  vor allem lästige Stechmücken, vertreiben soll.  Da ist sie in feiner Gesellschaft mit einigen anderen Duftgewächsen,  wie etwa Lavendel, Zitronengras oder Duftgeranien (Geranos = Kranich,  hallo Agricola :), die Duftgeranien sind eigentlich Pelargonien (Pelargos, da brat mir einer einen griechischen Storch). 

Ob die Pflanze nun Mücken vertreibt, haben wir in der Redaktion zu testen versucht. Allerdings stellten wir gleichzeitig mehrere angeblich mückenvertreibende Pflanzen auf, und handelsübliche Mückensprays nahmen wir außerdem noch, um die Stechgeister abzuwehren. Insgesamt fiel der  Gesamterfolg  eher mäßig aus, und wir wissen nicht, woran es liegt. Eure Tips und Erfahrungen zum Thema Mücken vertreiben sind also weiterhin gefragt.

(HW)

 

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