Bilder im Fieberwahn

28. März 2022 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Vielleicht war es doch keine gute Idee, dachte sie, als sie mit ihrem Liebsten leicht angeschickert durch die Pampa spazierte. Das Zeug, das Heino aus den Schilfwurzeln extrahiert hatte – hätte sie besser sein lassen können. Es war so komisch: immer wieder blendeten sich Dinge in ihr  Gesichtsfeld ein – die sie irgendwo schon mal gesehen hatte. „Augmented reality“, drogeninduziert. Sie waren an dem Bauplatz angekommen, den Heino  inspizieren wollte. Für einen Sonntag Nachmittag eigentlich ein  „ausgefallenes“ Ausflugsziel. Heino hatte aber seinem alten Onkel Kenno versprochen, die Baustelle zu fotografieren, und Elfriedchen musste mit. Auch wenn es ihr gar nicht gut ging. Kopfschmerzen hatten sich nämlich noch ihrem Zustand dazugesellt.

Heino hatte seinen gewissen Faible für Bauplätze ein Stück weit  von Onkel Kenno geerbt. Stundenlang konnte er alles inspizieren, Rohrleitungen, Deichfundamente, Isoliergummies, Baustellenschilder. So auch hier, an dieser diese Baustelle der SWH, wo sie diese Fernwärmetrasse von den Passendorfer Wiesen über die Saale schlagen wollen. Brutal hatten sich die Raupen durch die Auenwiesen gewälzt.

Elfriede hatte für so etwas nicht den Blick. Nicht nur die Schilfdroge eröffnete ihr ein vollkommen ganz anderes Sichtfenster auf die selbe Realität, in der es für Heino nur Bagger, Raupenketten, Heizungsrohre und Messpflöcke gab.

„Sieh mal“, flüsterte seine Freundin ihm zu – „ich kenne das. Das ist doch Adolf von Menzel… du weißt, der Bauplatz mit…“

Menzel was?  fragte Heino irritiert. „Dort hinten, dieses flimmernde grau-grün an der Baustelle….“

Bis auf das spärliche Gras, dass nun Ende März deutlich frischer wirkte als noch im Winter, bis auf das Braun der von Baumaschinen zerwühlten Erde sah er nicht viel, außer natürlich Bäume. Die aber, offenbar letztes Jahr gerade kräftig gestutzt, ihre fingerdünnen, kahlen Triebe leicht klagend in den Himmel reckten. Am fernen Horizont gab es allenfalls die  „Skyline“ von Halle-Neustadt  zu sehen, die sich hinter dem Passendorfer Damm duckte.

Heino fasste Elfriede auf die Stirn. „Scheiße, dacht ich’s mir. Fieber.“

Aspirin war keines im Hause, Apotheken zu. Heino nahm ein Messer, schnitt Rinde von den dünnen Zweigen. Notfalls hilft das  ja auch. Wenigstens keine Chemie.

Ihr, liebe Leser,  konntet gewiss folgen, daher die üblichen Fragen:

Von welcher Pflanze hat Heino Rinde geschnitten? 

Kann sie einen Ersatz für Aspirin bieten?

Und der Bauplatz des Herrn Menzel, was hat es damit auf sich?

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Picassos Vision“): Der Olivenbaum, Oliva europaea.

Der Olivenbaum war leicht zu erraten, da er in all seinen Formen sehr bekannt ist. Er wird ja schon seit dem Neolithikum kultiviert wird. Die Phönizier und Griechen förderten bei ihrer Kolonisation des Mittelmeerraumes sehr die Ausbreitung des Olivenbaums. Olivenöl kann vielseitig verwendet werden. Es ist nicht nur ein wertvolles Speiseöl, sondern dient auch zur Hautpflege und Wundpflege. . Auch als Brenn- und Maschinenöl findet es Verwendung. Man kann auch Seifen aus dem Öl herstellen. Auch als Rohstoff wird es in der Chemieindustrie genutzt. Exquisite Ölpressungen haben ihren Preis, bieten aber deshalb reichlich profitable Betrugsmöglichkeiten. Nicht immer ist in der Flasche drin was draufsteht.

(Hans Ferenz)

Noch viel mehr Pflanzen findet Ihr in unserem Archiv. Seit 2016 jede Woche ein neues Gewächs in unserem Lustgarten.

 

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