Banges Warten auf das Ergebnis: Corona-Testresultate mit Hindernissen. Offene Fragen zum Datenschutz
7. November 2020 | Glosse | 9 KommentareEs begann mit einem lästigen Schnupfen und dem Drängen der Kollegen, doch lieber einen Schnelltest zu machen, als die ganze Büroetage zu infizieren. Auf den Internetseiten der Stadt fand sich eine lange Liste von Ärzten, die Corona-Tests durchführen, aber an diesem Donnerstagmittag war niemand ans Telefon zu bekommen. So reifte der Entschluss, gleich die Corona-Teststation in der Magdeburger Straße aufzusuchen. Kleiner Tip: der Zugang befindet sich in der Straße der Opfer des Faschismus, nicht in der Magdeburger. Am Eingang erkundigen sich Security-Menschen höflich nach dem Begehr, und wenn man die Fragen, ob man in Halle wohne und Symptome habe bejahen kann, führt der Weg weiter, zwei Treppen hoch den Wegweisern nach zu einer Tür, wo ein weiterer Security- Mann die nur kurze Schlange Wartenden betreut. Nach wenigen Minuten war ich dran, abermals fragt ein Arzt im Vollschutz kurz die Symptome ab und erkundigt sich nach weiteren Beschwerden. Ein Helfer trägt die Karten von der Krankenkassen-Chipkarte in einen Rechner ein, Mund auf, und das Stäbchen im Rachen sorgt für einen kurzen, aber heftigen Würgereiz. Das wars.
Dafür gibt es dann einen Zettel, auf dem ein Barcode nebst einer Nummer klebt. Die besteht aus zwei jeweils vierstelligen Ziffernblöcken, voneinander deutlich durch ein Leerzeichen getrennt. Die Nummer soll man auf einer Seite der kassenärztlichen Vereinigung eintippen, nebst dem Testdatum, dann erhalte man das Ergebnis. „Innerhalb von 24 Stunden, oft auch früher“, sagte der Mann im Vollschutzkostüm.
Gleich am nächsten Morgen die Internet-Seite aufgerufen, die Nummer, mit den zwei Blöcken zu je vier Ziffern, eingetippt, sorgfältig mit dem Leerzeichen getrennt. Dann das Datum.
Das Ergebnis: „für die von Ihnen eingegebene Zahlenfolge liegt noch kein Testergebnis vor“. OK, es ist auch noch früh am Tage. Später immer wieder: kein Ergebnis. Als am späten Abend immer noch kein Ergebnis erscheinen will, mittlerweile führt Jo Biden schon in allen Swing-States, reift die Vermutung heran, an der Webseite sei etwas nicht in Ordnung. Denn die Negativmeldung kommt sofort, wenn man auf die Enter-Taste drückt. Ist da vielleicht was im „Cache“ gespeichert, oder stimmt sonst was nicht? Wenn man mit der Dateneingabe im Netz nicht zu recht komme, heißt es auf dem Zettel, solle man eine bestimmte Telefonnumer anrufen. Am Anderen Ende der Leitung meldet sich die Bundeszentrale der Kassenärztlichen Vereinigung. Dort versteht man nicht so recht was ich will, und verbindet mich nach Magdeburg zur dortigen Landeszentrale. Dort erfahre ich, man sei nicht zuständig, könne gar nichts machen und man habe außerdem die Stelle in Halle schon oft gebeten, die Nummer nicht verwenden. Ein programmier-affiner Freund, den ich nun konsultierte, gab den entscheidenden Tip: Lass doch mal das Leerzeichen weg.
Die Lehre vom Leerzeichen
Und, siehe: das Ergebnis ist da: negativ. Kein Corona. Uff. Was so ein Leerzeichen bewirken kann.
Auf professionellen Webseiten übrigens, das kennen wir alle vom Online-Banking oder der Eingabe von Programm-Keys, werden wir schon bei der Eingabe daran gehindert, Leerzeichen einzugeben oder zu vergessen. Beruhigend: auch wer tagelang unwissend das falsche Leerzeichen einträgt, wird nicht ewig als ahnungslos Corona-Positiver herumlaufen. Das Gesundheitsamt ruft die Betroffenen an, wenn sie positiv getestet wurden: zum Glück kennt das Telefon keine Leerzeichen.
Und wie verhält es sich mit dem Datenschutz?
Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende: derart guter Dinge, erwachte der Spieltrieb. Was ist, wenn man einfach eine laufende Nummer niedriger eingibt? also statt 0815 1005 dann 0815 1004 ? Bekommt man dann das Ergebnis des Vorgängers in der Schlange? Oder gibt es dann eine Fehlermeldung?
Oh Wunder, es klappt: Auch der vermeintliche Mann vor mir hat „kein Corona“. Auch nicht die beiden mir unbekannten Nachfolger. Sollte man tatsächlich laufende Nummern zur Codierung sensibler Patientendaten verwendet haben? Hoffen wir es lieber nicht.
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Naja, auch wenn ich das Testergebnis für eine beliebige andere Nummer kenne, so kenne ich noch lange nicht die dazugehörige Person…
Zum Datenschutz: Auch wenn die nach Eingabe des Codes erscheinende Information anonym ist, ist das nicht in Ordnung. Man muss sich nur vorstellen, statt der Leerzeichen wird eine Ziffer des Codes falsch eingegeben, dann bekommt man die Info, die zu jemand anderem gehört. Im schlimmsten Fall ist man positiv getestet und ruft versehentlich die Daten eines negativ getesteten ab.
Elfriedchen, Elfriedchen, du werschd doch nich in Leipzch mit dabei jewesen sein?
Nein, die Software ist es sicher nicht. Es scheint etwas viel einfacheres zu sein. Vielleicht eine Schülerarbeit.
Ich nehme an, dass es sich um diese Software handelt:
https://mednic.de/vereinfachte-erfassung-von-corona-faellen/13837
Das wäre dann ein Doppeltreffer: Praktikanten und Staatsdienst.
Die Kassenärztliche Vereinigung ist „Staatsdienst“ So so..
Vermutlich werden mit der Programmierung Praktikanten beschäftigt. Außerdem handelt es sich um den Staatsdienst und nicht um die freie Wirtschaft. Der Unterschied? In der freien Wirtschaft kann Schlamperei teuer werden, im Staatsdienst macht es nichts. (Siehe BER)
Zusatz:
Sollte das als Kritik aufzufassen sein, die Beschreibung, wo sich die Teststelle befindet? Na, da hätte er ( Verfasswer) ein bisschen weiter denken müssen… Da haben sich doch die Verantwortlichen etwas dabei gedacht, Mann! Durch das Laufen und Treppensteigen kommt doch schon ein Gesunder ins Schnaufren, ja? Und wenn jemand coronarbehaftet ist, denn dieses Biest von Virus soll ja bevorzugt die Atemorgane angreifen, dann schnauft er besonders oder gar nicht mehr, was den positiven Test von vornherein schon ahnen lässt und bestätigen tut.
Mein Kommentar ist auch als Glosse zu verstehen!
Ach ja, der Datenschutz….
Verfasser sollte nicht so pingelig sein, er müsste doch daran gewöhnt sein, daass man in D , was Papierkram usw. angeht, umfänglich arbeitet ( s.
Berichterstattunng ein paar Punkte weiter in unserem lieben hallespektrum.de im Pflegeheim mit den Schnelltests).
Ein Glück nur, dass nur umfänglich und nicht “ am umfänglichsten“ gearbeitet wird, dann würde es ja noch l ä n g e r dauern!!
Verf. kann nur meckern, wie allgemein in H. üblich, ein Hundehaar oder Katzenhaar ( Vorsicht Allergie!) findet man immer, wenn man in einer Sache rumstochert…
Anstatt froh zu sein, auf diese Art und Weise an Daten zu kommen, die ihn entnehmen lassen können, wie
g r o ß die Anzahl der Nichtinfizierten ist, sich mit ihnen zu freuen, ihnen, weil selbst nicht infiziert, wenigstens einem von ihnen aus dieser umfänglichen Freude heraus einen…Fleurop-Gruß zukommen zu lassen… Nee, da wird gemeckert…und zwar umfänglich.
Ich für meinen Teil wäre nicht so erschrocken, datenschutzrechtlich gesehen, gelangte ich doch einmal durch Übergabe einer falschen Nummer und Eintippen derselben auch am Gombjuder zu der Kenntnis, dass Frau XY nicht an dem und dem erkrankt ist. Das war ein bekanntes Institut in Halle, wo man immer seine entblößte Büste zeigen muss zum oberhalbigen umfänglichen Röntchen. Was macht man da: Man geht als anständiger Mensch hin und klärt die Sache beim Institut. Ist doch nicht errwähnenswert diese Angelegenheit. Darüber so een Offriss ze machen, jetzt in dieser umfänglichen Zeit, ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll, also nee…