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21. Dezember 2015 um 00:30 Uhr #195166
Es sollte jedem Studenten, der wirklich ein Fach und möglichst auch angrenzende Studienfelder durchringen will, klar sein: ein Studium ist nicht per se eine Berufsausbildung, es ist einfach nur Bildung. Das ist viel wert, für die Gesellschaft unverzichtbar. Aber daraus etwas machen: das muß dann jeder selber.
Nicht umsonst haben die Väter des Grundgesetzes der Freiheit von Forschung und Lehre einen hohen Stellenwert verliehen. Diese Freiheit auch den Lernenden (als potentiell Forschende und Lehrende) zu ermöglichen und zu vermitteln, muß im Fokus jeder Universität bleiben. Alles andere ist Fachhochschule, Fachschule und was es da alles sonst so gibt und gab.21. Dezember 2015 um 00:57 Uhr #195167
Anonymkeine postgradualer Studiengang sondern ein konsekutiver
Die Begriffe schließen einander nicht aus. Konsekutiv heißt „aufeinander folgend“. Das ist zwar die Regel, aber nicht zwingend.
Die hiesige Universität bietet z.B. einen M.Sc. in Human Resources Management (für @elfriede: Belegschaftswirtschaftsmeisterlehrgang) an. Abgesehen von den nachzuweisenden Englischkenntnissen und dem Notendurchschnitt ist nur (irgend) ein berufsqualifizierender Hochschulabschluss Zulassungsvoraussetzung.ein Studium ist nicht per se eine Berufsausbildung, es ist einfach nur Bildung
Nun, seit dem Beginn der Harmonisierung im Zuge des Bologna-Prozesses hat sich das schon etwas geändert. Ein grundständiges, eben berufsqualifizierendes Studium, das man mit einer Bakkalaureusarbeit (= dem Gesellenstück) abschließt, ist „per se“ eine Berufsausbildung. Auch wenn das in der Praxis (noch) anders aussieht.
21. Dezember 2015 um 01:16 Uhr #195168Das wird auch nie anders aussehen. Ein Bachelor der Physik kann vielleicht Callcenter, er fällt durch das Raster. Der Bologna-Prozess hat eine bösartige soziale Komponente: die Hochschulen sind nach wie vor für alle sozialen Schichten offen, aber mit dem BA erfolgt der Rausschmiß.
Natürlich sind viele ungeeignete Leute dabei, die einfach gar nicht erst an eine Hochschule gehört hätten. Aber die soziale Filterung hängt eben in so furchtbar vielen Fällen mit dem Geld des Elternhauses zusammen.21. Dezember 2015 um 02:03 Uhr #195169
AnonymEin Grund mehr, die Verschulung mit Anwesenheitspflicht und Lehrplan abzulehnen. Selbstverwirklichung ist aber auch keine Primäraufgabe einer Hochschulausbildung. Es ist auch möglich, nach z.B. 5- oder 10-jähriger Unterstützung in der
sozialistischenProduktion ein postgraduales Studium zu absolvieren. Vollzeit oder berufsbegleitend. Und ja, das geht auch mit Kindern im Haus. Und auch mit niedrigem Einkommen.mit dem BA erfolgt der Rausschmiß
Wer einen brauchbaren(!) Bachelorabschluss hat, kann weiter studieren. Das hat nicht mehr und nicht weniger mit Muttis Geld zu tun als „früher“. Und genau wie „früher“ kommt es auch darauf an, was man studiert bzw. was man daraus macht.
Natürlich sind nicht alle Literatur- und Politikwissenschaftler ohne Wert für die Gesellschaft. 🙂
21. Dezember 2015 um 08:37 Uhr #195174Du sagst es. Früher konnte man zB unter der Note 2,7 noch ein brauchbares Vordiplom verstehen und konnte bis zum Diplom studieren. Heute erfüllt man damit zumeist nicht einmal die Mindestvoraussetzungen für den Master, obwohl der Inhalt des Masters zu 95% aus den besteht, was nach dem Vordiplom kam. Am Ende ist es doch eine große Verarschung. Die Staatsexamensstudiengänge wissen genau, warum sie hier nicht mitmachen.
21. Dezember 2015 um 10:56 Uhr #195202
AnonymFrüher konnte man zB unter der Note 2,7 noch ein brauchbares Vordiplom verstehen und konnte bis zum Diplom studieren.
Naja, auch mit einer 4,0 konnte man bis zum Diplom kommen. Wer sich aber bis zur Bachelorarbeit schon quälen muss, dem ist vom (konsekutiven) Master abzuraten und dem hätte in einem Diplomstudiengang wahrscheinlich der Abbruch oder das Nichtbestehen gedroht. Und dann so ganz ohne Abschluss?!
21. Dezember 2015 um 13:11 Uhr #195224Ein BA ist kaum was anderes als eine Studienabbruchbescheinigung.
21. Dezember 2015 um 13:37 Uhr #195230
AnonymEin B.Sc. auch?
21. Dezember 2015 um 15:10 Uhr #195239Ein BA ist kaum was anderes als eine Studienabbruchbescheinigung.
Naja halt Vordiplom mit dem man arbeiten kann. Je nach Fachrichtung auch nicht schlechter als jemand mit Ausbildung. Und mehr soll es ja nicht sein.
Der neue Steintorcampus wird auch beim Master wenig brauchbare Abschlüsse produzieren. Oder wozu braucht es jährlich hunderte Politologen, Ethnologen usw.? Man schaue sich mal die Posse mit dem PoWi Professsor und der Umbenennung der Emil-Abderhalden-Straße an, hat mit Akademikern manchmal sehr wenig zu tun.
Solche Fächer studieren sich halt schön. VWL’er und BWL’er können ja wenigstens noch in diversen Unternehmen unter kommen.
21. Dezember 2015 um 16:06 Uhr #195252
Anonym@nix Idee
„Man schaue sich mal die Posse mit dem PoWi Professsor und der Umbenennung der Emil-Abderhalden-Straße an, hat mit Akademikern manchmal sehr wenig zu tun.“Was hat das jetzt damit zu tun? Der Haus- und Hofhistoriker der Leopoldina hat das gewünschte Gefälligkeitsgutachten abgeliefert und den entsprechenden Persilschein ausgestellt. Solange das Archiv nicht für eine unabhängige Forschung offensteht (mit unabhängigen Forschern und Interesse am Gegenstand und ohne Angst um ihren internationalen Ruf), wird sich da auch nichts ändern.
Das Einzige Armutszeugnis hat die im Stadtrat versammelte wissenschaftspolitische (In?)Kompetenz abgeliefert, die sich von einem solchen Gutachten, dessen Ergebnis von anfang an abesehbar war, abhängig gemacht hatten.
29. Dezember 2015 um 17:12 Uhr #196117In der Uni Osnabrück sind Profs und Seminarleiter seit 2013 angewiesen Essays in regelmäßigen Abständen inklusivem Abgabetermin Zeitnah abzuverlangen. Die Profs bzw. Seminarleiter werten nicht abgegebene Essays als Abwesend und Pflichtverstoß und das ab Bachelor.
Zumindest bei Bachelor of Art in allen Richtungen.
30. Dezember 2015 um 11:06 Uhr #196174Bewerten die auch Zeichensetzung?
30. Dezember 2015 um 19:54 Uhr #196235Was hat das jetzt damit zu tun? Der Haus- und Hofhistoriker der Leopoldina hat das gewünschte Gefälligkeitsgutachten abgeliefert und den entsprechenden Persilschein ausgestellt. Solange das Archiv nicht für eine unabhängige Forschung offensteht (mit unabhängigen Forschern und Interesse am Gegenstand und ohne Angst um ihren internationalen Ruf), wird sich da auch nichts ändern.
Das Einzige Armutszeugnis hat die im Stadtrat versammelte wissenschaftspolitische (In?)Kompetenz abgeliefert, die sich von einem solchen Gutachten, dessen Ergebnis von anfang an abesehbar war, abhängig gemacht hatten.Weil der Professor ziemlich peinlich war wie die ganze Aktion. Er selbst meinte ja wissenschaftliche Standards gelten da nicht.
Das brauchte kein Gefälligkeitsgutachten sein. Die Vorwürfe waren Bullshit.
30. Dezember 2015 um 22:27 Uhr #196238Für den einen ist es Bullshit, für den anderen die Nazi-Straße.
30. Dezember 2015 um 23:33 Uhr #196241
AnonymKann man ja nur hoffen, dass es nicht allzu viele „andere“ gibt.
31. Dezember 2015 um 01:15 Uhr #196247Für den einen ist es Bullshit, für den anderen die Nazi-Straße.
Für stumpfe ungebildete Vollidioten ist es bestimmt eine Nazi-Straße… Man müsste nur mal 2 Minuten recherchieren. Natürlich zuviel für einen PoWi Prof.
1. Januar 2016 um 11:59 Uhr #196380Schon spannend, was das Bildungssystem so ausspuckt. Z.B. Leute, die in 2 Minuten komplizierte Vergangenheit aufarbeiten.
4. Januar 2016 um 13:39 Uhr #196582Schon spannend, was das Bildungssystem so ausspuckt. Z.B. Leute, die in 2 Minuten komplizierte Vergangenheit aufarbeiten.
Nazi-Straße ist ein polemischer Kampfbegriff. Das sollte man doch Problemlos erkennen. Selbst teile der Vorwürfe des PoWi Prof. sind in der Tat mit kürzester Recherche nichtig. In sofern braucht es für die Erkenntnis das es keine „Nazi-Straße“ ist keine komplizierte Vergangenheit aufarbeiten. Wenn man dies will stehen einem neben dem angeblichen „Gefälligkeitsgutachten“ ja genug Quellen offen.
Im Nachhinein ist es natürlich noch einfacher:
http://www.zeit-geschichten.de/abderhalden.htmlÜbrigens eine m.E. sehr unwürdige Ansage für einen echten Professoren:
Danke für Ihre Nachricht. Ich sehe nichts, was unseren Aufruf in Frage stellen würde. Lassen Sie mich dazu nur kurz anmerken, dass
1) ich keinerlei Ambitionen habe, in die Abderhaldenforschung einzusteigen und als Politikwissenschaftler mit vollkommen anderen Themen befasst bin, insofern ist der Aufruf ganz generell auch kein wissenschaftlicher Beitrag, sondern die subjektive Meinung von Privatpersonen, die im Beruf Hochschullehrer sind, die künftig an dieser Straße arbeiten müssen;Rest siehe Verlinkung. Kurzum er schreibt viel und einseitigen Müll und es ist ihm auch egal wenn dieser widerlegt wird (siehe Verläufe auf der Seite).
4. Januar 2016 um 17:08 Uhr #196600Vielleicht hätte das Land einfach die Uni-Gebäude an anderer, genehmer Stelle errichten sollen? Platz genug war ja …
4. Januar 2016 um 17:23 Uhr #196605
AnonymInteressant, wie tief die Vergangenheitsbewältigung zum deutschen Faschismus selbst heute noch die Ansichten in diesem Forum spaltet.
Vorgeworfen wurde doch der Leopoldina anhand ihres Präsidenten, dass sie tiefer in das Faschismus verstrickt gewesen ist, als sie bislang selbst bereit war einzugestehen. Daraufhin hat der Leopoldina eigene Historiker mit exklusivem Zugang zu den Archiven ein Gutachten gefertigt. Der entsprechende Vorgang in einem Gerichtsprozess wäre, dass der Angeklagte exklusiven Zugang zum Beweismaterial hat und so bestimmen kann, welches davon zur Rechtsprechung vorgelegt wird. Entsprechend wenig überraschend ist dann das Gutachten auch ausgefallen.
Irritiert hat mich dann aber schon, dass sich der Stadtrat auf dieses Vorgehen eingelassen hat. Immerhin haben alle Fraktionen ausgewiesene Akademiker in ihren Reihen, eine Partei ist dort sogar mit ihrem wissenschafts- und hochschulpolitischen Sprecher ihrer Landtagsfraktion vertreten. Und keiner im Stadtrat hat auf einem unabhängigen Gutachter bzw. der Beteiligung eines solchen an diesem Gutachten bestanden. Hier hätte ich mehr wissenschaftspolitische Kompetenz und wissenschaftspolitisches Selbstbewußtsein vom halleschen Stadtrat erwartet.
Zudem ist ja mittlerweile die Leopoldina auch die offizielle nationale Wissenschaftsakademie der Bundesrepublik Deutschland. Trotzdem sind auch 80 Jahre nach dem Sieg über den Faschismus ihre historisch bedeutsamen Archive für eine unabhängige, öffentliche Forschung dieser Zeit nicht zugänglich. Das Wirken der Leopoldina in der Zeit des Faschismus kann somit nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht, untersucht und öffentlich diskutiert werden.
Für mich ist DAS der eigentliche Skandal an dem ganzen Vorgang.
@nix idee: Dieses Wissensdefizit liegt natürlich auch jedem journalistischen Beitrag, wie denjenigen der Zeit zugrunde. Deswegen helfen solche Verweise hier nicht weiter, ebenso wie deine willkürlichen Vorwürfe an einzelne Professoren. Nicht jeder will sich gleich mit dem bundesdeutschen akademischen Establishment fundamental überwerfen und seine künftige Forschungstätigkeit (z.B. die Fähigkeit Drittmittel einzuwerben) und seinen Ruf riskieren.
4. Januar 2016 um 17:43 Uhr #196608Es ist bereits ein Fehler, den Namen beizubehalten, wenn er in der Öffentlichkeit so umstritten ist. Oder warum gibt es keine „Eva-Braun-Straße“ oder einen „Leni-Riefenstahl-Platz“?
4. Januar 2016 um 17:49 Uhr #196609
AnonymOder warum gibt es keine „Eva-Braun-Straße“ oder einen „Leni-Riefenstahl-Platz“?
Gab es die denn mal? In Halle, der Stadt mit einer der höchsten Straßenumbenennungsraten in der deutschsprachigen Welt?
5. Januar 2016 um 00:51 Uhr #196682Und ich frage nochmals, warum die Uni nicht an einer ihr namensgemäß anstehenden Straße hat bauen lassen???
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