Bierseminar in der Kath. Akademie

1. Oktober 2016 | Kultur, Vermischtes | Keine Kommentare
Prof. Dr. Konrad Breitenborn aus Wernigerode

Prof. Dr. Konrad Breitenborn aus Wernigerode

Prof. Dr. Konrad Breitenborn aus Wernigerode, Präsident des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt,  führte 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bierseminars der Kath. Akademie in die Feinheiten des Bierkonsums in den Abendstunden des 30. Sept. im Elisabethsaal der Kath. Akademie, An der Moritzkirche 8 in 06108 Halle, ein. Natürlich wurde es keine bierernste Veranstaltung, galt es doch nebenher 13 regionale Bierspezialitäten zu probieren, dazu wurde den Teilnehmern stundenlange Aufmerksamkeit und gutes Stehvermögen abverlangt. Frau Tesching von der Kath. Akademie sprach einleitende Worte, in denen auch die Rolle der Frau bei der Bierbrauerei im Mittelalter erwähnt wurde, was den Beifall der anwesenden Damen fand, wies die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch auf die Stärkung durch belegte Brote auf dem Tisch hin, und übergab das Wort an den Referenten.

Anlass: 500 Jahre Reinheitsgebot

Anlass der Veranstaltung in der Kath. Akademie war eine wissenschaftliche Tagung in Wernigerode, die sich mit dem 5o0 Jahrestag des Bieres in Deutschland befasste. Daraufhin erging die Einladung an den Referenten, eine kleine Nachfolgeveranstaltung für Interessierte in Halle abzuhalten. Ein lobeneswertes Unterfangen, das der regionalen Bierkultur bessere Dienste leistet, als sich auf sogenannten „Oktoberfesten“ südlich überfremden zu lassen. Außerdem ist sicherlich auch das Bier besser!

Aber kosten wir zwischendurch das erste Bier: Das war ein Konrad 12°, ein untergäriges Bier von Pivovar Liberec-Vratislavice Konrad. Den Einstieg machte also ein tschechisches Bier. Der Grund war der Vorname des Referenten. Ein Bier, das zum oberen Geschmackssegment gehört, und viel Beifall aus der Teilnehmerrunde erfuhr.

Das Verkosten war Teil der Veranstaltung

Das Verkosten war Teil der Veranstaltung

Prof. Breitenborn verwies auf seine langjährigen Erfahrungen: Seit frühester Jugend hat er sich dem Studium des Bieres gewidmet, angefangen in Halle, später an anderen Wirkungsorten. Er wies daraufhin, dass es etwa 23 Brauereien in Sachsen-Anhalt gibt, die größte davon ist die Hasseröder Brauerei. Erklärt wurde der Unterschied zwischen ober- und untergärigen Bieren. Im Mittelalter waren die Biere obergärig, was mit der fehlenden Kühlung zusammenhing.

Der Geschichte des Bieres folgend kam nun als zweites Bier ein Einbecker Pils auf den Tisch. Das war ein Bier, welches im Spätmittelalter einen legendären Ruf besass. Auch Luther trank gerne Einbecker, falls er nicht das eigene Bier trank. Denn Katharina von Bora besserte das Familieneinkommen mit einer kleinen Brauerei auf. Das heutige Einbecker erschien uns als etwas gesichtsloses Pils mit norddeutscher Prägung.

Der Referent sprach weiter darüber, das „Oetinger“ das meistgetrunkene Bier in Deutschland ist. Die Tschechen führen die ProKopf-Bierkonsum-Tabelle immer noch weit voraus an, in Deutschland geht dagegen der Bierkonsum zurück, nach Ansicht des Professors auch die Bierkultur.

Es wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einiges abverlangt

Es wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einiges abverlangt

Trinkwettwerb zwischen Halle und Magdeburg?

Nun wurden nacheinander Luther Reformationsbier, Hasseröder (Premium Pils) und Wippraer Pilsener gereicht, ein sehr starkes Trio, aus dem der Sachsen-Anhaltiner Geheimtipp aus Wippra unserer Meinung nach als Sieger hervorging. Eins der stärksten Biere an diesem Abend. Das im katholischen Eichsfeld gebraute Reformationsbier fiel ab, würden wir aber doch in die obere Hälfte der heutigen Biere einordnen. Zum Hasseröder muss hier nicht viel gesagt werden.

Neben Bildung durfte auch gesungen werden. Der Klavierspieler, der nicht mittrank, beförderte die Stimmung mit stimmungsvollen Liedern. Das Singen ist ein schöner Teil von Veranstaltungen, die in kirchl. Kreisen gepflegt werden, aber nicht von allen Menschen immer geschätzt werden. Nun, hier war man (leider) fast unter sich. Aber hören wir unserem Referenten noch ein klein wenig zu: In Tschechien, dem Weltmeister unter den Biertrinkerländern, gibt es zwischen einzelnen Städten Duelle im Biertrinken, erzählte er uns. So kam aus der Runde sofort der Vorschlag, ob nicht auch Halle und Magdeburg gegeneinander antreten könnten. Vielleicht ließe sich so nicht die Kulturhauptstadt, aber doch wenigstens die Bierhauptstadt ermitteln.

Beim Bitterfelder ließ die Aufmerksamkeit nach..

Beim Bitterfelder ließ die Aufmerksamkeit nach..

Eine große Aufgabe kam nun auf die Teilnehmerinnnen und Teilnehmer des Seminars zu: Aus der Colbitzer Heide-Brauerei kam ein Bockbier auf den Tisch. Auch ein ganz starkes Bier an diesem Abend! Hier hätten wir fast schon aufgegeben. Wir blieben tapfer und  kosteten uns weiter durch Pilsener Urquell, Tschechien, das Landsberger Saline-Bräu (Festbier der Halloren) und Bitterfelder Bier. Alle nicht schlecht, aber sie hatten es nach dem Bock natürlich schwer, Anklang zu finden. Zudem ließ auch die Aufmerksamkeit der Geschmacksnerven langsam nach. Auch dem Köthener Export, dem bekannten Ur-Krostitzer und dem Saalfelder Jubiläumsbier konnten wir nicht mehr die volle Bewertungskraft widmen. Abgefallen ist keins von den zuletzt genannten Bieren. In die höhere Geschmackskategorie würden wir persönlich aber nur das Saalfelder einordnen. Das letzte Bier war das aus Apolda stammende Glockenhell, welches einen schön süffigen Abschluss des Bierseminars markierte. Die Gesamtauswahl der Verkostung war die persönliche Auswahl des Referenten und stellte sicherlich keine Wertung dar.

Am Ende gab es sogar eine Urkunde für die tapferen Trinkerinnen und Trinker des Bierseminars. Auch die Vertreter des Hallespektrums torkelten gemächlich nach Hause.

Weitere ausgew. Angebote der Kath. Akademie im Herbst 2016

07.10.2016
6. Nacht der spirituellen Lieder »Von guten Mächten wunderbar geborgen …«

Ort: Moritzkirche | Halle

10.10.2016
Kulturforum: »Wir hätten es ja gern geglaubt.« Absoluter Glaube gegen skeptische Religiosität

Dr. Ingomar Kloos | Hallesche Philosophische Bibliothek, Halle

Ort: forum hallense, Moritzkirche | Halle
14.10.2016
Abendseminar: Wein, Poesie und Musik

»Vom Urbeginn der Schöpfung ist dem Wein eine Kraft beigegeben,
um den schattigen Weg der Wahrheit zu erhellen.«
Dante Alighieri (1265 –1321)

Ort: forum hallense, Moritzkirche | Halle

Mehr Informationen auf den Seiten der Kath. Akademie

Paula Poppinga und Partnerin

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