Startseite Foren Halle (Saale) Modernes Bauen im historischen Ensemble

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  • #31978

    Gegen seiner Meinung nach häßliche Neubauten in den Wittenberger Lutherstätten hat Schorlemmer einen scharfen Gastbeitrag in der Wittenberger Ausgabe der MZ geschrieben:

    http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1358491062422&calledPageId=987490165154

    MZ-Redakteur Andreas Montag hat darauf in der überregionalen Ausgabe der MZ noch schärfer gekontert:

    http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1360230196933&calledPageId=987490165154

    Den Leserbrief des ehem Rektors der MLU Gunnar Berg hierzu hat die MZ nur unvollständig veröffentlicht, ich habe aber den vollständigen Text und stelle ihn hier ein:

    Sehr geehrter Herr Montag!

    Man kann leicht einen Beitrag ‚kommentieren‘, von dem der größte Teil der Leser lediglich ausgewählte Auszüge gesehen hat, da das Original nur in einem Lokalteil Ihrer Zeitung erschienen ist. Und wenn man dann einen altbekannten Rhetorik-Trick, nämlich den des ‚gezielten Missverständnisses‘ anwendet, dann hat man natürlich von vornherein Recht.

    Eine kraftvolle Sprache sollte doch gerade in „Lutherland“ nicht von vornherein diskreditiert werden und von einem Journalisten erwartet man, dass er eine metaphorische Sprechweise sachgemäß einordnet und als solche bewertet. Wer Friedrich Schorlemmer kennt, weiß, dass er auch zur Tat schreiten kann, aber er weiß ebenso, dass er nicht zerstört.

    Ich sehe auch nicht, daß es hier um „die Moderne“ schlechthin oder gar um das „Offene“ oder „Neue“ geht, vielmehr soll eine Diskussion darüber angestoßen werden, wie man heute in einem Altbau-Ensemble bauen sollte – nicht mehr und nicht weniger. Es ist natürlich nicht ungewöhnlich, dass dabei die Meinungen, wie häufig in Geschmacksfragen, auseinander gehen; anderes damit zu vermengen, ist pure Polemik. Und dann in so einem Zusammenhang einem streitbaren Geist „Ressentiments“ und „Ausgrenzung des Fremden“ vorzuwerfen oder ihn gar als „Reaktionär“ zu bezeichnen und dann auch noch mit einer Drohung zu enden („muss wissen, dass er auch in Haftung genommen werden kann“), geht doch ein bisschen weit, meinen Sie nicht auch?

    Mit freundlichen Grüßen
    Gunnar Berg, Halle

    Ich (Wolli)würde das hier nicht auswalzen, wenn wir nicht in Halle mit der Bundeskulturstiftung auch ein modernistisches Gebäude im historischen Ensemble der Franckeschen Stiftungen hätten.
    Mir gefällt dieses Gebäude an dieser Stelle überhaupt nicht, nach Andreas Montag bin ich deshalb sicher ein reaktionärer deutscher Michel von vorgestern.

    #31979

    Anonym

    Nicht nur die Bundeskulturstiftung, auch der Neubau der Moritzburg.

    #31985

    Anonym

    Beton und Blech mit historischen Gemäuern zu verbinden, sieht (ums mal mit den Worten eines dt. Michel ausdrücken) einfach Sch… aus.

    #32056
    #33321

    In Halle traut sich kein Intelektueller bezügl. des scheußlichen Neubaus der Kulturstiftung im historischen Ensemble der Franckeschen Stiftungen den Mund aufzumachen, offenbar weil die „Kulturschaffenden“ nicht als Ewiggestrige bezeichnet werden wollen, vielleicht auch, weil sie von den Fördermitteln der Bundeskulturstiftung profitieren oder profitieren könnten.

    #33482

    Ich glaube, ein Problem ist,
    dass viele sich zur Elite zählende Architekten vor lauter Umgang mit Moderne, und damit in einem Atemzug genannter angebl. Offenheit, sich schwer tun, das Gefühl für Ästhetik nicht zu verlieren, bzw. wiederzufinden (und manche es überhaupt zu finden 😉

    Und wenn man ihren vermeintlich gelungenen Kombinationen von Moderne und historischem Umfeld nicht applaudiert, weil es ja wirkich so weh tut was sie oft anrichten, fühlen sie sich angepisst und sie – bzw. ihre Fürsprecher – reagieren entsprechend beleidigt, in dem sie beispielsweise ihre Kritiker als Deutschmichel und Reaktionäre beschimpfen.

    Jetzt wäre mir beinahe noch die Geschichte vom nackten Kaiser eingefallen.

    #33492

    Bei allem Sarkasmus, hadie, Du weißt aber, dass es nicht um modernes Bauen an sich geht, sondern im historischen Ensemble?
    Wenn von einem Haus noch ein Rest steht, verlangen die Denkmalpfleger, dass bis auf den Farbton alles genauso wie früher zu sein hat. Wenn das Haus aber weg ist, wie am Standort der Bundeskulturstiftung, können die Archtekten die Sau rauslassen.
    In meinen Augen ist das hirnrissig.

    #33497

    Anonym

    @hadie: aber lieblos hingeklotzte Plattenbauten würde ich damit nicht vergleichen wollen. Amt Alten Markt ist dies gelungen, aber nicht am Schülershof.

    #33498

    Es ist schon erstaunlich, dass die gleichen Leute, die sich hier über modernes Bauen in historischem Kontext echauffieren, bedingungslos zur Hochstraße stehen, die in grauem Betongewand nach architektonischem Ideal der 70er Jahre die historische Innenstadt zerschneidet und verunstaltet und direkt an den Stiftungen vorbeigeht. Die gleichen Leute, die hier den Verlust historischer Bausubstanz und deren modernen Ersatz beklagen, treten dafür ein, dass unsere historischen Stadtviertel bis auf den letzten Quadratmeter mit Blech zugeparkt werden.

    Da verstehe noch einer die Menschen.

    #33499

    Du bist eben weltfremd.

    #33510

    Ach Wolli, Binärcode hat da schon eine Schwäche in deiner Argumentation offenbart oder sagen wir mal so: ein Herz für Autos.

    Aber in der Sache hast du recht. Man kann Kacke mit Nuss verbinden, wie man will. Es wird weder geschmackvoller noch ästhetischer.

    #33733

    ….Seid Ihr Architekten? Seid Ihr Städtebauer?…. ODER GAR DENKMALPFLEGER?
    …So denn lasst uns den Klassizissmus wieder aufleben lassen „und so wie früher bauen“… bloß keinen eigenen neuen Stil finden… imme schön angepasst bleibe und ja nicht auffallen…so geht Evolution…oder wars doch gar Stagnation?

    Ich denke ich als Architekt werde mich demnächst mal hier ausbreitend über „Töpferkeramik“ unterhalten… ich hab davon zwar keine Ahnung… aber eine MEINUNG!!! Und die muß die Welt hören und gefälligst AKZEPTIEREN… Ansonsten seid Ihr Kunstbanausen und Ewiggestrige und vielleicht auch noch SOZIALISTEN…

    …das war Sarkastisch…oder wars schon Zynisch…

    …manchmal frag ich mich warum ich das hier wirklich alles lese….

    #33735

    @Radfahrer: Was für Drogen nimmst du denn zum Montag früh? Radfahren geht jetzt aber nicht mehr.

    #33750

    Na ja ein wenig verxtehen kann ich Radfahrer schon denn gute Architektur entsteht nicht durch Volksabstimmung oder Mehrheitsmeinung. Mich gruselt es da z.B. immer wieder wie der Marktplatz so aussehen sollte wenn man die breite Masse fragt.

    #33769

    @Nachrichtenticker: Aber das ist dann noch kein Grund, dass die Herrn Architekten hier nach ihren, teilweise völlig abgedrehten und weltfremden Entwürfen (ich sollte besser Hirngespinste schreiben) hinstellen und versuchen, uns das als Non plus Ultra zu verkaufen. Und wenn ich ein intaktes Gründerzeitviertel habe und will da einen optisch toten Plattenbau reinzimmern und dies dann auch noch als schick verkaufen, na dann hat der Architekt wohl ein Problem mit seinem ästhetischen Empfinden und sollte vll. doch einfach auf die Allgemeinheit hören, als seine Nase ein Stockwerk höher zu hängen.
    Jeder Architekt kann auch mal ins Klo greifen. Aber bitte nur auf dem Papier.

    #33772

    Ich spreche von anspruchsvollen Gebäuden wie die Kulturstiftung oder das MMZ oder auch von der Burg. In der breiten Masse findet so etwas gearantiert keine Zustimmung aber welche interessante neue Architketur haben wir denn sonst in der Stadt ?

    #33782

    Wie die Geschmäcker sich doch unterscheiden…
    Gerade den Neubau der Kunststiftung finde ich vollkommen mißraten. Nicht weil er modern ist, sondern weil er vollkommen spießig und altmodisch daherkommt. Die äußeren Umrisse der Altbauten übernehmen – wie einfallslos. Das ist genauso 1980er Bauweise wie diese Blendgitter an der Fassade, die irgendwie an Hertie in der Fußgängerzone von Wanne-Eickel erinnert.
    Richtig schön wird das aber erst, wen sich in ein paar Jahren auf dem ehemals weißen Gitterwerk grünbraune Algen und Roststriemen absetzen.

    Was das MMZ betrifft: ja, das halte ich für durchweg gute Architektur. Schade nur, dass der offensichtliche Plan der Architekten nicht aufging, daß die Kupferbleche grün patinieren.

    #33841

    ayo

    Dann brech ich mal die Bresche auf: Der Neubau der Kulturstiftung ist ein feiner, verspielt moderner Bau, der sich wohltuend ins Ensemble der Stiftungen einfügt!

    Schön, wie nüchtern und zugleich filigran ornamental die vorgehängten Bleche wirken. (Wobei ich hier auch auf die Wirkung von Verschmutzungen und Moosen gespannt bin.)

    Schön auch, dass der Baukörper auf den ersten Blick wirkt, als wäre er immer schon dagewesen. Auf den zweiten ist er umso kontrastreicher und doppelbödiger. Man muss nicht alle Spielregeln der Harmonie über den Haufen werfen, um „modern“ zu sein.

    #33844

    Anonym

    @ayo

    Wenn ich sturzbestrunken bin, dann stimme ich auf jeden Fall zu.

    #33856

    ayo

    @Bollwerk Ja, das erweitert notfalls die Sinne. Prost!
    Aber: Keine Absage ohne Gegenbeispiel! Was hältst Du für einen herausragend gelungenen Neubau?

    #33863

    @ayo: verspielt geht anders. Und nicht alles, was wie zugehäkelt aussieht, würde ich mit dem positiven Adjektiv „filigran“ bezeichnen.

    Da Bollwerk Deine Frage nach positigven Beispielen nicht beantworten wird, mach ich das mal:
    Universitätsplatz, mit den beiden abschließenden Bauten Audimax und Juridikum-Biliothek.

    #33891

    Anonym

    @ayo
    „Was hältst Du für einen herausragend gelungenen Neubau?“

    Hier in Halle? Sorry, da muß ich passen! Und hei-wus Beispiele können nur als Witz gedacht sein. „Herausragend gelungen“ ist das nun ganz bestimmt nicht.

    #33893

    In Lettin kenne ich ein Bauwerk, das es Bollwerk ganz angetan hat.

    #33896

    @heiwu

    Cu-Bleche patinieren schon grün, nur kommt vorher jahrelang eine Schwarzphase… und grün dauert eben -zig Jahre…

    #33900

    Hei-Wu bringt es auf den Punkt: das Ding ist einfach zugehäkelt. Auf die erste Laufmasche bin ich schon gespannt.

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