Wo eine „Wille“ da wohl kein Weg – Spitzenverdienerin referiert über Gemeinwohl
26. Oktober 2022 | Nachrichten | 10 KommentareEinen besonderen Gast/Gästin konnten die Organisatoren des Wirtschaftsgespräches Halle aufweisen. Die Intendantin des MDR – kürzlich noch wegen hoher Bezüge und üppiger Rentenversorgung in der Kritik – traute sich zwar nicht in die Höhle des Löwen, aber immerhin in den Löwensaal der Universität Halle. Einleitend skizzierte die neue Rektorin unserer Universität die beachtliche Karriere von Prof. Wille, vergaß dabei allerdings – trotz wissenschaftlich korrekter Quellenangabe „das habe ich bei Wikipedia erfahren“ – die SED – Mitgliedschaft der Intendantin im zarten Alter von 18 Jahren, zu erwähnen. Nach einem Grußwort des Chef des ifu -Institutes (bitte nicht mit ifo in München verwechseln) referierte Frau Professorin Wille über die Idee eines Gemeinwohl orientierten Kommunikationsnetzwerkes. Einleitend wurde ein schönes Filmchen und einigen Tabellen, die nicht so überraschend neue Veränderungen im Verhalten der Mediennutzer und Konsumenten aufzeigten (mehr Internet weniger Fernsehen, na sowas!), präsentiert. Frau Prof. Wille wies auf die Problematik der durch Sensationsgier gelenkten Informationsalgorithmen privatwirtschaftlicher Medien hin und unterstrich die Bedeutung des öffentlichen Rundfunks mit Hinweis auf die kürzlich vom Bundesverfassungsgericht markierten Eckpfeiler. Dann wurde die Idee eines Gemeinwohl orientierten Kommunikationsnetzwerkes erläutert. Man wolle ein Informationsnetzwerk bzw. eine Internetplattform schaffen, welche sich an den Qualitätsmerkmalen des öffentlich rechtlichen Rundfunks orientieren. Dabei solle eine engere Zusammenarbeit von ARD und ZDF erfolgen. So sei z.B. geplant die beiden Mediatheken zusammen zu legen (Netflix & Co zieht euch warm an!)
In der anschließenden Diskussion kam dann das Gespräch doch noch auf den groß im Raum stehenden Elefanten mit der Aufschrift „Üppige Gehälter und Pensionen im öffentlich rechtlichen Rundfunk“. Eine mutige Diskutantin (zufällig im roten Kostüm?) stellte die Frage ob die bekannten Spitzengehälter, die noch deutlich über den Bezügen des Bundeskanzlers lägen, nicht dringend reduziert gehörten. Diese Frage wurde mit deutlichem Applaus der Mehrheit der Anwesenden goutiert. Frau Wille antwortete, indem sie auf die Regularien, die die Höhe ihrer Bezüge festlegten, hinwies. Mehr fiel ihr zu diesem Thema nicht ein. Eine weitere Diskussion über dieses delikate Thema wurde vom Gesprächsleiter geschickt abgewürgt.
Der öffentlich rechtliche Rundfunk steht in der Kritik und seine Akzeptanz bröckelt. Das ist für unsere freiheitliche Demokratie ein großes Problem. Daher ist eine öffentliche Diskussion über Missstände dringend geraten. Zum einen schockiert die krasse Trägheit mit der der öffentliche Rundfunk auf die Veränderung unserer Medienlandschaft reagiert. Aber auch die apparatschikhafte Antwort der Intendantin Wille auf eine durchaus berechtigte Frage lässt nichts Gutes ahnen. Sie soll nun nicht am Hungertuch nagen, aber die Frage, ob die Leiterin eines regionalen Senders mit ca. 300 000 € Jahressalär, imposanter Staatskarosse, recht großzügiger Rentenversorgung, etc. nicht eher am oberen Limit kratzt, wird nicht nur von den üblichen „die da oben Meckerern“ gestellt. Den Hetztiraden brandgefährlicher Demokratiegegner, die die öffentlichen Medien als Lügenpfuhl diskreditieren, müssen wir uns entgegen stellen. Daher kann dem Akzeptanzproblem nur mit Transparenz und Glaubwürdigkeit begegnet werden. Dies ist Frau Prof. Wille nicht gelungen. Offensichtlich erkennt Sie die Brisanz der Lage nicht und ist der wichtigen öffentlichen Debatte nicht gewachsen. Bedauerlich und bedrohlich zugleich!
Somit dann eben leider doch überbezahlt?
Detlef Wend
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„Es sind wohl eher die Aufsichtsratpöstchen, die hin und her geschoben werden.
Interessant ist in dem Zusammenhang, warum es keine Mehrheit im Rat für die Fusionierung von HWG und GWG gibt…“
Daggi als Chefin vom ganzen war immer dagegen, und sorgte mit der Einbindung der CDU in die HWG für ihr wohlgesinnte Mehrheiten, sry @hei-wu, war wieder ein Doppelblums,
In Halle sind die Stadträte in Bezug auf Pöstchen schieben überraschend brav. Im Rheinland werden die Personalvorstände/Geschäftsführer gerne mit Sozis besetzt.
Aufsichtsräte gibt es einige, und die Posten sind heiß begehrt.
Nur die AF… verzichtet auf alles, wie bekannt.
Es sind wohl eher die Aufsichtsratpöstchen, die hin und her geschoben werden.
Interessant ist in dem Zusammenhang, warum es keine Mehrheit im Rat für die Fusionierung von HWG und GWG gibt…
Grundsätzlich nicht verkehrt, aber welcher Parteifreund irgendeiner Stadtratsfraktion ist Geschäftsführer/in im Konzern der Stadt Halle?
Nicht die Geschäftsführer, die Politiker legen als Beirat/Aufsichtsrat die Gehälter, Boni and Fringe Benefits für die Posten in Öffentlichen Unternehmen fest, in die sie gerne die Parteifreunde reinschieben.
Der Hinweis auf die Gehälter der Geschäftsführer/innen unserer städtischen Beteiligungen ist gerechtfertigt. Und natürlich ist das Thema delikat. Gerne werden die Argument „das ist in der Wirtschaft so üblich“ oder „sonst bekommen wir doch niemanden“ bemüht. Zudem gibt es ja in Deutschland die Unart, Nachfragen zu Topgehältern als Eingriff in die Intimsphäre zu betrachten.
Insbesondere in den Aufsichtsräten ist es gar nicht so einfach das Thema Vergütung anzusprechen, ohne Geschirr zu zerdeppern. Es menschelt eben auch im Aufsichtsrat.
Zumindest könnte man hier in Halle über überflüssige Dienstwagen Privilegien nachdenken. Wer deutlich mehr als 100 000 Euro im Jahr verdient müsste es doch aus eigener Kraft schaffen, ein Automobil zu erwerben. Der Betrieb kann ja für Dienstfahrten einen Fahrzeugpool anbieten, denn nicht nur der Geschäftsführer ist mal unterwegs.
Auch die teilweise seltsamen Regelungen für Boni sind zu überprüfen. Ein Geschäftsführer wird mit einem guten Gehalt belohnt und es ist zu erwarten, dass er sich mit aller Kraft müht. Gerne kann man einer Kassiererin, die die Waren besonders zügig über den Scanner zieht, oder einem Mitarbeiter, der Stadtverwaltung der doppelt so viele Bescheide wie seine Kollegen ausstellt, eine Belohnung zu ihrem bescheidenen Gehalt drauflegen. Aber Geschäftsführern ???
Zudem befinden wir uns grade in sehr schwierigen Zeiten. Wäre doch ein cooles Signal, wenn alle Geschäftsführer in dieser Krisenzeiten ein Signal setzen und demonstrativ auf ihre Boni verzichten. Meines Wissens hat das der Geschäftsführer des MMZ sogar für eine gewisse Zeit gemacht. Aber wie gesagt alles ein ziemliches Minenfeld.
Auch die Entlöhnung von Spitzenposten in der Verwaltung unterliegen seltsamen Regelungen. Dass der Oberbürgermeister mit seiner Gehaltseinstufung unter der eines Staatssekretärs liegt, ist schon seltsam. Auch der kürzlich durch seine schräge Akquise seines „Dienstwagens“ geschasste Leiter des KiTa Eigenbetriebes war für meinen Geschmack – für die Größe seines Betriebes – eher unterbezahlt.
Alles ein weites Feld und dennoch der Mühe wert darüber nachzudenken. Spitzengehälter, die letztendlich durch Transferleistungen unserer Gesellschaft zustande kommen (gilt auch für meine Berufsgruppe), bedürfen der Transparenz und müssen sich dem Belastungstest gesellschaftlicher Akzeptanz stellen.
Abstruse Gehälter wie z.B. die des Vorstandes der Deutschen Bahn (die immer so tun als wären sie ein Privatunternehmen, was völliger Quatsch ist) beschädigen das Vertrauen in die Öffentliche Hand nachhaltig. Aber vermutlich leben die Damen und Herren in ihrer eigene Blase, so wie es offensichtlich auch Frau Wille tut.
Vielleicht sollte man sie mal einladen, wenn wir in unseren Ausschüssen uns die Haare raufen was wir wo einsparen oder nicht leisten können.
Würde man Frau Wille das Gehalt für einen Schulsozialarbeiter abziehen, dann wäre sie immer noch gut bezahlt, aber ach was rede ich …
Wer auf dieser Welt ist schon der Meinung, dass er selbst viel zu viel Geld für die eigene Leistung erhält, zumal sich die Dame mit den Spitzenverdienern unter den Produzenten, Schauspielern, Moderatoren oder Schlagersängern vergleicht, mit denen sie täglich zu tun hat.
Allerdings könnten sich die Stadträte in unserem Lande die Frage stellen, ob in der Vielzahl der Unternehmen in Öffentlicher Hand die Geschäftsführer außerhalb des Gehaltsgefüges im Öffentlichen Dienst so viel verdienen müssen. Vergleich Baudezernent mit Geschäftsführer/Vorstand Sparkasse, Stadtwerke, TOO, Entwicklungsgesellschaft, etc. Viel Spaß beim Durchforsten.
Immerhin dutfte der MDR über die Proteste im Osten berichten! Es ging um die Inflationsraten in Deutschland und nicht um verrutschte Kopftücher, das war schon bemerkenswert!
Hallo Herr Wend, sehr guter Beitrag.
Muß man da jetzt nicht weiterbohren?