Energieminister Willingmann fordert schnelleren Ausbau des Stromnetzes

11. Juni 2024 | Wirtschaft | 7 Kommentare

Der Energieminister von Sachsen-Anhalt, Prof. Dr. Armin Willingmann, hat im Landtag eine Beschleunigung des Stromnetzausbaus gefordert. Um den wachsenden Bedarf an erneuerbaren Energien zu decken, müsse insbesondere der Transport von Windstrom aus dem Norden und Osten Deutschlands in den Süden verbessert werden. Dabei setzt die Bundesregierung seit 2015 vorrangig auf Erdkabel. Willingmann kritisierte jedoch, dass der Ausbau mit Erdkabeln zu langsam und kostspielig sei.

„Wir müssen beim Ausbau der Stromnetze in Deutschland schneller vorankommen, damit wir den Ausbau der Erneuerbaren nicht unnötig abbremsen“, betonte der Minister. Er argumentierte, dass der Wegfall der Vorrangregelung für Erdkabel dazu beitragen würde, die hohen Netzentgelte zu dämpfen und die Realisierungszeit für Projekte um bis zu ein Jahr zu verkürzen. Erdkabel seien zudem bis zu acht Mal teurer als Freileitungen. Schätzungen der Energiewirtschaft zufolge könnten flexiblere Vorgaben für Stromtrassen Kosteneinsparungen von 20 Milliarden Euro erbringen.

Für bereits im Bau befindliche Projekte wie die SüdOstLink-Trasse, die von Wolmirstedt bis ins bayerische Landshut führt, würde eine Änderung keine Auswirkungen mehr haben. Relevanter könnte der Wegfall der Vorrangregelung jedoch für geplante Projekte wie den OstWestLink sein, der von Ostfriesland über Sachsen-Anhalt nach Sachsen verlaufen soll. „Es ist wichtig, dass wir bei diesem Thema jetzt zeitnah zu Entscheidungen kommen“, so Willingmann. „Hier ist die Bundesregierung gefragt.“

Mit dem Ende 2015 verabschiedeten Bundesbedarfsplangesetz hatte der Bund die Vorrangregelung für Erdkabel eingeführt, um die Akzeptanz für den Netzausbau zu steigern. Laut Willingmann habe sich jedoch gezeigt, dass weder Erdkabel- noch Freileitungsprojekte auf größere Akzeptanzprobleme gestoßen seien. Entscheidend sei vielmehr die rechtzeitige Kommunikation der Vorhaben und die Einbindung der Bevölkerung.

Deutschland verfügt derzeit über rund 37.000 Kilometer Hochspannungsleitungen, und es sollen nach Angaben der Bundesnetzagentur weitere 14.000 Kilometer hinzukommen. Die Behörde plant, die Genehmigungen für neue Leitungen deutlich zu beschleunigen: 2023 wurden 500 Kilometer genehmigt, 2024 sollen es 2.400 Kilometer sein, und ab 2025 dann 4.500 Kilometer.

Der notwendige Netzausbau hat in den letzten Jahren zu steigenden Netzentgelten geführt, die auf die Stromkunden umgelegt werden. Aktuell zahlt ein Haushalt in Sachsen-Anhalt mit einem Jahresverbrauch von 5.000 Kilowattstunden etwa 507 Euro an Netzentgelten. „Die Haushalte in Sachsen-Anhalt wurden über Jahre hinweg überproportional belastet“, betonte Willingmann.

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