Deutschlands Innenstädte werden immer unattraktiver – Mehr Engagement gefordert
20. Dezember 2022 | Wirtschaft | 5 Kommentare
Unsere Innenstädte sind nicht erst seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Wandel. Vor allem durch die fortschreitende Digitalisierung und ein damit einhergehendes verändertes Kaufverhalten stehen sie bereits seit Jahren unter zunehmendem Druck.
Ein bedeutender Teil der Menschen wird unter den derzeitigen Voraussetzungen nicht mehr in die Innenstädte zurückkehren. Insbesondere in Kleinstädten mit nur knapp 10.000 Einwohnern droht daher ein dauerhafter Besuchsverlust von mindestens 20 %. Dies machte nun die neuerschienene cima.monitor – Deutschlandstudie Innenstadt 2022 deutlich.
So gaben etwa im Jahre 2015 noch mehr als drei Viertel der Befragten an, die Einkaufsmöglichkeiten der Innenstadt besonders zu schätzen. In der aktuellen Befragung sind es dagegen nur noch rund 56 Prozent.
Dass sich eine attraktive Innenstadt durch eine bunte Vielfalt an Einkaufsmöglichkeiten auszeichnet, geben unter 30-Jährige übrigens immer seltener an – hier steht ein Minus von 35 %. Demnach spielt Shopping für nur noch für 40 % der befragten jüngeren Menschen eine zentrale Rolle. Die ältere Generation (50 Jahre und älter) bewerten die Einkaufsmöglichkeiten hingegen als deutlich wichtiger – 63 Prozent wünschen sich diese.
„Der Einzelhandel ist und bleibt aus Sicht der Bürgerinnen und Bürger der Anziehungspunkt Nummer eins. Daher ist der Einzelhandel nach wie vor die Schlüsselbranche für die weitere Entwicklung der Innenstädte.“ so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. „Dabei muss aber auch festgestellt werden, dass diese Anziehungskraft in den Jahren vor den Krisen noch ein deutlich höheres Niveau hatte. Dennoch sticht der Einzelhandel aus allen weiteren Innenstadtfunktion positiv heraus, so dass die nachlassende Sogwirkung des Handels zunehmend Sorgen bereitet, da keine andere Funktion diese eins zu eins auszugleichen vermag.“
Die Deutschlandstudie Innenstadt 2022 legt offen, dass bei der Transformation unserer Innenstädte besonders großen Wert auf klimagerecht gestaltete Zonen zum Ausruhen und Verweilen gelegt werden sollte. Vor allem in den mittleren Altersgruppen spielen Grünflächen eine zentrale Rolle bei der Bewertung der Attraktivität der Innenstadt. Altersübergreifend ist der Wunsch nach einem sauberen und gepflegten Stadtbild sowie ausreichend öffentlichen Toiletten sehr ausgeprägt
„Innenstädte wandeln sich unablässig. Die Bürgerinnen und Bürgern erwarten mehr Vielfalt, Plätze zum Verweilen und für Begegnung, mehr Grünflächen, Gastronomie, Spiel, Sport, zum Wohnen und Arbeiten und das in hoher Qualität. Städte für Menschen, das ist unser Ziel.“, ergänzt daher Helmut Dedy, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages.
Die zentrale Botschaft der Studie sagt daher ganz klar:
- Die Innenstadt bedarf einer Neuausrichtung.
- Die Ansprüche an die Innenstädte haben sich fundamental verändert – alte Denkmuster haben ausgedient, neue Instrumente, Akteure und Allianzen für die Innenstadt sind gefragt.
- Die bisherige überwiegende Fokussierung nur auf Einkaufsmöglichkeiten ist nicht mehr ausreichend. Dies wird besonders deutlich, indem die Befragungsergebnisse zur Bedeutung der Funktion „Einkaufsmöglichkeiten” in Relation gesetzt werden zu den vorausgegangenen Umfragejahren.
Die komplette Studie kann online eingesehen werden.
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„Vom Einkaufserlebnis einer Region zum Aufenthaltserlebnis für die Städter“
„Einkaufserlebnis“ ist auch so ein schöner Begriff. Für diesen kranken Popanz werden jetzt auch noch Sonntage geopfert, alles natürlich zur Steigerung der Lebensqualität in den Innenstädten.
7/24 dröhnen „Jingle Bells“ und „Last Christmas“ über den Platz. Auf dem Weg dorthin lässt man sich von Massen Maskenbefreiter in den HAVAG-Bahnen vollhusten. Wer auf solche Erlebnisse verzichten will, stellt den PC-Lautsprecher aus und kauft bei Amazon.
Schon vergessen, wen wir das Kaufhausghetto um die graue Pflasterhölle zu verdanken haben,
ich nicht, kämpften wir doch um der Erhalt der letzten 3 Bäume an der Ullrichkirche!
Und der richtige OB setzte sich immer wieder für eine Belebung des Boulevard ein, früher eine der beliebtesten Einkaufsstraße in Halle, da kam keine Ulli mit!
Wandel kann auch positiv sein. Vom Einkaufserlebnis einer Region zum Aufenthaltserlebnis für die Städter.
Was macht denn eine Innenstadt attraktiv?
Man kann ja mal an einem durchschnittlichen Tag mit erträglichen Außentemperaturen sehen, wohin die Leute in der Stadt gehen. Zum Marktplatz allenfalls, weil sich dort die Straßenbahnen kreuzen. Sonst gab es da nie etwas Attraktives. Anders ist es in den kleinen Nebenstraßen, kleine Uli etc. Sogar die Bernburger ist beliebter als das Kaufhausghetto um die graue Pflasterhölle.
Die Städte werden „grüner“ und unpraktischer und keiner will mehr hin. Die logische Schlussfolgerung, noch mehr davon.