Diskussion um das „M-Wort“ in Halles Stadtrat

18. Februar 2021 | Politik, Vermischtes | 3 Kommentare

Ist die Bezeichnung „Mohr“ in der deutschen Sprache rassistisch konnotiert? Ist der Terminus daher zu vermeiden und gehört aus dem öffentlichen Stadtbild entfernt? – Fragen, die überall in Deutschland seit Langem diskutiert und vielfältig betrachtet werden. Auch in Halle (Saale):

Erst gestern entbrannte diesbezüglich eine Diskussion in der öffentlichen Stadtratssitzung. So hatte die CDU-Fraktion eine Stellungnahme des Stadtrates zur Kampagne „Gegen das M-Wort“ beantragt, in deren Folge sich zahlreiche lokalpolitische Vertreter und Vertreterinnen Halles zu Wort meldeten und ihre Sicht der Dinge darlegten. Konkret ging es vor allem um die Bezeichnung der „Mohrenapotheke“ am Reileck als solcher.

Den Anfang machte dabei der CDU-Politiker Christoph Berger, der sich zunächst zwar klar gegen Rassismus in der Gesellschaft aussprach, aber nicht erkennen könne, warum gerade das Wort „Mohr“ mit rassistischen Stereotype verbunden sein sollte. Die These, „Mohr“ als abwertende Bezeichnung zu verstehen, stünde seiner Meinung nach im krassen Gegensatz zur Begriffstradition Halles. „Wer den Mohr an der Apotheke oder an der Gaststätte tilgen will, der muss auch unsere Moritzkirche, Moritzburg und zahlreiche andere Gebäude der Stadt in Frage stellen.“, so Berger. Der Namensgeber für diese sei nämlich der farbige Heilige Mauritius, der sich einst geweigert habe, aus religiöser Intoleranz Christen zu töten, und dafür letztlich selbst getötet worden sei. Sein Name habe so schließlich auch in Halle Eingang gefunden und zur Benennung zahlreicher Gebäude beigetragen. Wer diese Tatsachen in Frage stelle, ignoriere einen wichtigen Teil von Halles Stadtgeschichte, so Berger abschließend.

Herr Lange von der Linken erklärte daraufhin, er habe große Zweifel an der dargelegten Deutung des Begriffs. So sei nicht erwiesen, dass der dunkelhäutig dargestellte Heilige Mauritius tatsächlich als Namensgeber für so viele Gebäude fungiere und der Begriff des Mohrs auf diesen zurückzuführen sei. Schließlich gebe es nirgendwo eine Mohren-Kirche oder Mohren-Gemeinde. Vielmehr könne man davon ausgehen, dass der Begriff „Mohr“ nicht direkt auf Mauritius zurückzuführen sei und auch schon in früherer Zeit abwertend verstanden wurde. Frau Ranft von den Grünen verwies im Anschluss außerdem darauf, dass auch die bildliche Darstellung eines dunkelhäutigen Kriegers mit Kopfschmuck, Lendenschutz, Schild und Speer an der Mohrenapotheke am Reileck, mit der christlichen Ikonografie des Heiligen Mauritius tatsächlich nur sehr wenig zu tun habe.

Einige Wortmeldungen später wurde unter anderem vorgeschlagen, eine erklärende Tafel an den betroffenen Gebäuden anzubringen, die auf die Namensgebung hinweise. Allerdings habe der Stadtrat ohnehin keinen Einfluss auf die Namensgebung etwa einer privaten Apotheke, weshalb der Antrag letztlich in den Kulturausschuss verwiesen wurde.

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