„Spenden statt Böllern“ – Deutsche Umwelthilfe zum Verklaufsstart von Pyrotechnik

29. Dezember 2022 | Umwelt + Verkehr | 4 Kommentare

Zum Verkaufsstart für Böller und Raketen am heutigen Donnerstag fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Bundesinnenministerin Nancy Faeser dazu auf, die verheerenden Folgen von privatem Feuerwerk nicht länger zu ignorieren und ein vollständiges Böllerverbot für alle künftigen Jahre zu verhängen.

Die Ministerin müsste endlich verstehen, dass Millionen Tiere und Menschen sowie die Umwelt unter der Böllerei leiden und dass deshalb auch immer mehr Menschen dringend ein Verbot durchsetzen möchten. Das zeigten sowohl Mehrheiten in unabhängigen Umfragen wie auch das immer größer werdende Aktionsbündnis der DUH.

Ein Offener Brief an Faeser wurde bereits fast 50.000 Mal unterzeichnet und wird inzwischen auch von einem Dutzend anderer Organisationen unterstützt. Zu den Befürwortern eines Verbots gehören neben Umwelt- und Tierschutzorganisationen inzwischen auch der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ärztepräsident Reinhardt, die Gewerkschaft der Polizei und UN-Friedensbotschafterin Jane Goodall.

Die DUH ruft alle Bürgerinnen und Bürger demnach dazu auf, auf Pyrotechnik auch in diesem Jahr zu verzichten und das Geld stattdessen für gemeinnützige Zwecke zu nutzen – unter dem Motto „Spenden statt Böllern“.

DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch kommentierte hierzu: „Die Bundesinnenministerin ignoriert ihren Amtseid, Schaden von der Bevölkerung abzuwenden. Zehntausende Verletzte, vergiftete Luft, überlastete Kliniken, Millionen Tiere und insbesondere ältere Menschen und Kleinkinder in Panik – all das nehmen immer mehr Menschen nicht hin und unterstützen unsere Forderung nach einem vollständigen Böllerverbot. Wir fordern die Ministerin auf, diese immer größer werdende Mehrheit nicht im Stich zu lassen und dieses Thema, das ihr Amtsvorgänger schon angehen wollte, nun endlich anzupacken und sich nicht weiter weg zu ducken. Wir wünschen uns ein wundervolles Silvester mit Spaß und rauschenden Festen für wirklich alle Menschen – ohne Angst, Atemwegsprobleme und Verletzungen. Und deshalb rufe ich zudem alle Menschen auf: Verzichten Sie auf die archaische Böllerei, verbrennen Sie nicht Geld und schaden damit auch noch Tieren, Menschen und der Umwelt. Sondern spenden Sie stattdessen gerade in diesem Jahr für gemeinnützige Zwecke und setzen so ein Zeichen.“

Welche gravierenden Verbesserungen ein Böllerverbot bringt, haben die beiden vergangenen Jahre ahnen lassen. Obwohl bei den Jahreswechseln 2020/21 und 2021/22 nur ein Verkaufsverbot und kein allgemeines Anwendungsverbot galt, waren die Auswirkungen immens: Die Luftbelastung durch Feinstaub (PM10) sank in den kritischen Stunden mancherorts um mehr als 90 Prozent. Feuerwehren berichteten von zwei Drittel weniger Einsätzen, Kliniken von 75 Prozent weniger typischen Silvester-Verletzungen.

In den Jahren ohne Einschränkungen davor waren die Zahlen hingegen erschreckend. Ärzteverbände sprechen von zehntausenden Verletzten, unter anderem teils schwere Verletzungen an Augen und dem Innenohr, ebenso schwere Handverletzungen und Verbrennungen. Immer wieder werden auch Todesfälle registriert. Lungenärzte berichten von einem erheblichen Anstieg an Patienten und Patientinnen mit gravierenden Atemwegsproblemen. Vor allem betroffen sind Millionen Asthmatiker und Asthmatikerinnen sowie COPD-Patientinnen und Patienten.

Die DUH hat bereits aufgezeigt, dass ein Böllerverbot rechtlich einfach umsetzbar ist. Bundesinnenministerin Faeser muss dazu lediglich eine Regelung in der Sprengstoffverordnung streichen. Darin wird der Verkauf an und die Anwendung durch Privatpersonen für die Tage zum Jahreswechsel erlaubt – obwohl dies den gesamten Rest des Jahres verboten ist.

„Wer die Sprengstoffverordnung liest, sieht den Wahnsinn in dieser Regelung. Im gesamten Jahr wird es als zu gefährlich gewertet, dass Privatpersonen mit diesen Sprengstoffen hantieren und sie zünden dürfen. Nur zum Jahreswechsel, wenn auch noch große Menschenmengen und Alkohol ins Spiel kommen, wird es erlaubt. Die brutalen Folgen für Menschen und Tiere sehen wir jedes Jahr. Das muss ein Ende haben.“ so Resch abschließend.

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