Die Klimakrise ist da!

22. Oktober 2018 | Umwelt + Verkehr | Keine Kommentare

Vom 18. bis 20. Oktober 2018 waren die Pilger/innen auf dem „3. Ökumenischer Pilgerweg für Klimagerechtigkeit“ zu Besuch in Halle. Sie sind am 9. September in Bonn gestartet. Der Weg geht über Berlin nach Katowice, dort werden ab dem 2. Dezember die Spielregeln für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens verhandelt. Die Klimapilger/innen sagen: „Bisher bewegen wir uns mit den Selbstverpflichtungen der Staaten auf eine 3 Grad Celsius wärmere Welt zu. Es ist unabdingbar, dass wir einen Ausstieg aus dem Verbrennen der fossilen Energien & einen menschengerechten Umgang mit klimabedingten Schäden, Vertreibung und Migration brauchen.“ Deshalb haben sie sich auf den Weg für mehr Klimagerechtigkeit gemacht.

Dr. Marquardt begrüßte die Klimapilger/innen „Danke, dass Sie in Halle sind.“

Am 19. Oktober hatten die Pilger/innen Gelegenheit, Halle näher kennen zu lernen. Denn in Halle war „Bergfest“ auf dem Pilgerweg. Am „Ruhetag“ gab es einen Spaziergang durch Halle. Ausgangspunkt war das Peißnitzhaus. Von dort ging es zu den „Schmerzpunkten“ der Stadt. Dabei hat Halle einen sehr positiven Eindruck bei den Klimapilger/innen hinterlassen. Besonders als grüne Stadt wirkte Halle nachhaltig. Eine Klimapilgerin freute sich schon auf einen erneuten (Privat-) Besuch in der Saalestadt. Wir freuen uns.

„Die Klimapilger geben den Ungehörten eine Stimme“ (Claudia Dalbert)

Am Abend des 19. Oktobers wurden die Klimapilger/innen in den Räumen der Reformierten Domgemeinde vom Katholischen Frauenbund, von der EKM und der Gemeinde begrüßt. Die Begrüßung erfolgte Frau Prof. Dr. Claudia Dalbert, Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie des Landes Sachsen-Anhalt, durch Dr. Friederike Maier (Ordinariatsrätin, Bistum Magdeburg), Dr. Marquardt (Beigeordnete der Stadt Halle, Kultur und Sport) und Dr. Hans-Joachim Döring (Umweltbeauftragter der EKM und Beauftragter für den kirchlichen Entwicklungsdienst). Die Ministerin Dalbert erzählte den Klimapilger/innen von der Dürre, die seit April 2018 bei uns im Land herrscht. Im Land ist es bereits 1,3 °C wärmer geworden, in einigen Orten im Harz bereits 1,7 °C. Dennoch betonte die Ministerin: „Sachen-Anhalt will Klimaziele einhalten“. Sie berichtete, dass nur noch 700 Arbeitsplätze „in der Braukohle“ im Land arbeiten. Aber „auch diese Menschen brauchen eine Perspektive“. Die Arbeitsplätze in der Braunkohle werden inzwischen weit von den vielen Arbeitsplätzen bei den erneuerbaren Energien übertroffen. Die Ministerin lobte die Klimapilger/innen: „Sie geben den Ungehörten eine Stimme.“

Dr. Hain: Wir haben die Resourcen, wir haben das Knowhow, uns hindert nur unsere „German Angst“

Dr. Hain

Im Anschluss an das gemeinsame Abendessen hielt Dr. Hain vom Umweltbundesamt ein Referat mit dem Titel „Stolpersteine auf dem Weg zur Energiewende“. Daraus möchten wir nur folgendes herausgreifen: Eine Expertenkommission der Bundesregierung Deutschland stellte fest, dass Deutschland seine Energiewendeziele überwiegend verfehlen wird oder nicht sicherstellen kann, dass diese erreicht werden. Besonderes Versagen ist bei 7 von 21 Leitindikatoren festzustellen: 1. Klimaschutz, 2. Erneuerbare Energien, 3. – 5. verschiedene Aspekte der Energieeffizienz, 6.  Versorgungssicherheit, 7. Akzeptanz (s. Foto). Dr. Hain war dennoch ausgesprochen optimistisch, denn nach seiner Ansicht haben wir die Resourcen, wir haben das Knowhow, uns hindert nur unsere „German Angst“.

Unterwegs durch Halle

Klimapilgern von Halle nach Merseburg

Am 20. Oktober ging in Halle das Klimapilgern weiter. Gestartet wurde mit einer kurzen Andacht in der Kapelle des Elisabeth und Barbara- Krankenhaus. 30 Klimapilger/innen wanderten im Anschluss durch Halle bis nach Merseburg. In der Ferne hatten sie das Kraftwerk Schkopau, ein  Braunkohlekraftwerk, immer im Blick. Die rasche Abschaltung dieser Art von Kraftwerken und die Folgen für Ostdeutschland wurde auf dem Weg kontrovers diskutiert. Einig war man sich darüber, dass es für die Abschaltung dieser „Dreckschleudern“ keine Alternative gibt, wenn es Klimagerechtigkeit geben soll. Der idyllische Gegensatz zum Anblick des Braunkohlekraftwerkes war die Mittagspause der Klimapilger/innen an der Schafbrücke/Weiße Elster. Das Klimapilgern dieser Tagesetappe endete in Merseburg mit einer Andacht in einer Kapelle des Merseburger Domes und einem Abendbrot in der Pfarrei St. Norbert. Heute, am 21. Oktober, wird von Merseburg nach Schkeuditz gepilgert. Am 26. November kommt das Klimapilgern in Berlin an. „Geht doch!“ endet am 09. Dezember in Katowice.

Galerie der Wanderung von Halle nach Merseburg:

Die Forderungen der Klimapilger/innen (Dokumentation):

Die Klimapilger/innen fordern:

  • die Ziele des Pariser Vertrages entschiedener zu verfolgen, damit es gelingt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen,
  • die internationalen Fonds für Klimaschutz sowie für Entschädigung und Anpassung deutlich aufzustocken.

Das Pariser Klimaschutzabkommen kann nur so gut sein wie seine nationale Umsetzung.

Während das Zeitfenster für wirksame Korrekturen der sich beschleunigenden Klimakrise kleiner wird, gefährden kurzfristige (Schein-)Lösungen und Versuche zur Aufrechterhaltung des status quo die Zukunft.

Wir fordern deshalb von den Vertragsstaaten ein verbindliches Regelwerk für die Umsetzung des Pariser Vertrags.

Wir fordern von der neuen Bundesregierung, Deutschland zügig auf einen ambitionierten und verbindlichen Kurs des Klimaschutzes zurück zu bringen:

  • Sofort und entschlossen zu handeln, damit Deutschland seine Klimaziele erreicht – ein „Sofort-programm Klimaschutz“, einen geschärften nationalen Klimaschutzplan, ein Klimaschutzgesetz mit ambitionierten Zielen sowie unterstützenden Maßnahmen und Förderprogrammen. Mit Blick auf die Ziele 2020 geht es vor allem um die Stilllegung der ältesten Braunkohlekraftwerke.
  • Den sozial verträglichen Strukturwandel in den betroffenen Braunkohleregionen aktiv und finanziell zu unterstützen, den Ausstieg aus der Kohleverstromung zügig einzuleiten und gesetzlich zu verankern sowie den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen
  • Eine klimafreundliche und ökologische Verkehrswende einzuleiten durch die Umsteuerung von Subventionen und der verbesserten Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsträgern.

Wir erwarten, dass die Bundesregierung vor und während der 24. Weltklimakonferenz COP 24 in Katowice alle Anstrengungen unternimmt, damit ein verbindliches Regelwerk zur Umsetzung des Pariser Vertrags vereinbart wird:

  • durch die Einleitung des Kohleausstiegs im eigenen Land,
  • durch die aktive Mitwirkung am Talanoa Dialog [1].

AK und TK

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