Menschen mit Behinderung weiterhin benachteiligt

3. Dezember 2020 | Soziales, Vermischtes, Wirtschaft | Keine Kommentare

Die Arbeitslosigkeit von anerkannt schwerbehinderten Menschen sank in den vergangenen Jahren weniger deutlich als bei Vergleichsgruppen. In der Corona-Krise nahm auch die Zahl der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen sogar noch zu. Auch in Sachsen-Anhalt ist diese Gruppe eine weiterhin stark benachteiligte. Das zeigt eine gemeinsame Datenanalyse des Sozialministeriums Sachsen-Anhalt und der BA-Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen anlässlich des heutigen „Tages der Menschen mit Behinderung“. Grund hierfür ist, dass es viele Unternehmen vorziehen Ausgleichsabgaben zu zahlen statt schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen.

Um Anreize für Unternehmen zu schaffen, besonders betroffene schwerbehinderte Menschen dennoch einzustellen, haben das Sozialministerium, die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen und das Landesverwaltungsamt ihr bestehendes Arbeitsmarktprogramm für diese Zielgruppe nun neu aufgelegt. Unternehmen, die zukünftig schwerbehinderte Menschen einstellen, die zum Beispiel langzeitarbeitslos, alleinerziehend sind oder bisher in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung gearbeitet haben, können dann eine gestaffelte Prämie von bis zu 30.000 Euro bekommen. Diese wird zusätzlich zu den Eingliederungszuschüssen der Jobcenter und Arbeitsagenturen gewährt. Das Programm startet am 1. Januar 2021 und läuft voraussichtlich bis Ende 2022.

Insgesamt ist dafür ein Fördervolumen von 3 Millionen Euro hinterlegt, das sich aus den Mitteln der Ausgleichsabgabe speist. „Wir wollen damit das Engagement von Arbeitgebern honorieren, die sich für Inklusion von Menschen stark machen, die aufgrund ihrer Behinderung größte Schwierigkeiten haben, im Erwerbsleben Fuß zu fassen.“, erklärte Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne.

Die Prämien sollen nun helfen, zusätzliche Aufwendungen der Unternehmen zu finanzieren. Denn von den 4.396 Unternehmen, die in Sachsen-Anhalt gesetzlich zur Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen verpflichtet sind, kommen knapp 3000 ihrer Beschäftigungspflicht nicht vollständig oder gar nicht nach und bevorzugen es, die gestaffelte Ausgleichsabgabe zu zahlen. Damit ist Sachsen-Anhalt Schlusslicht im Länderranking.

Markus Behrens, der operative Geschäftsführer der Regionaldirektion-Sachsen-Anhalt-Thüringen, erklärt dies so: „Größere Unternehmen stellen in der Regel häufiger schwerbehinderte Menschen ein. Wir haben in Sachsen-Anhalt aber eine sehr kleinteilige Betriebsstruktur. Viele dieser kleinen Firmen haben gerade in der aktuellen Situation nur begrenzte Ressourcen, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Daher sind leider vor allem Vorurteile oder Berührungsängste präsent und weniger das große Fachkräftepotential von Menschen mit Behinderung, auf das wir in Sachsen-Anhalt dringend angewiesen sind.“

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