Meisterbräu, Bockbier und Club-Cola – Die Freyberg-Brauerei in Halle

26. Dezember 2015 | Rezensionen | 13 Kommentare

Der hallesche Hasenverlag begeht ein kleines Jubiläum: zum Jahreswechsel ist Heft 30 der erfolgreichen Reihe „Mitteldeutsche Kulturhistorische Hefte“ erschienen und das mit einem Thema, das bei vielen Hallensern auf Interesse stoßen wird – die Geschichte der Freyberg-Brauerei. Viele verfolgen das Schicksal des Industriedenkmals, das in den letzten Jahren von Brandanschlägen und Investorenplänen geprägt wurde. In keinem halleschen Bildband oder Kalender fehlt die Jugendstil-Fassade am Saaleufer, die zu den beliebtesten Fotomotiven der Stadt gehört.
Funke_Ristow_Literweise
Annette Funke und Sebastian Ristow haben die wechselvolle Geschichte der halleschen Brauerei zusammengetragen und reich illustriert auf 110 Seiten dargestellt. Dabei ist der Band in zwei Teile gegliedert: der erste Teil gibt Einblicke in die lange und bewegte Geschichte des Brauwesens in Halle, wobei die Freyberg-Brauerei im Mittelpunkt steht. Zunächst gehen die Autoren der Frage nach „Wie das Bierbrauen nach Halle kam?“. Im 19. und noch im 20. Jahrhundert gab es zahlreiche Brauereien in der Saalestadt – z.B. das Brauhaus „Zum Pelikan“, die „Schwemme-Brauerei“, die „Wilhelm-Rauchfuß-Brauerei“ oder die „Saalschloß-Brauerei“.

Die Geschichte der Freyberg-Brauerei begann 1880, als Hermann Freyberg auf dem ererbten Gelände von „Freybergs Garten“ über viele Jahre und Etappen hinweg ein erfolgreiches Brauerei-Unternehmen errichtete. Bis zur Zwangsenteignung im Jahre 1947 blieb die Brauerei in Familienbesitz. Der zweite Teil der Publikation beleuchtet dann die Geschicke der Brauerei bis zur Wende und darüber hinaus bis zum Ende im Jahre 1995. Zunächst über 40 Jahre als „VEB Brauhaus Halle“ und danach als „Meisterbräu GmbH“. Seit zwanzig Jahren ist der Gebäudekomplex sich selbst überlassen – Vandalismus hat dem Industriedenkmal mächtig zugesetzt, sodass Investoren, die Loft-Wohnungen am Saaleufer geplant hatten, immer wieder abgesprungen sind.

Neben der historischen und baulichen Entwicklung der Freyberg-Brauerei beschreibt das Autoren-Team auch den Arbeitsalltag der Brauerei-Mitarbeiter. So findet der Leser am Ende sieben Interviews, in denen z.B. zwei ehemalige Braumeister von ihrer Arbeit berichten. Aber auch zwei ehemalige Partyveranstalter des Klubs „Kantine“ kommen zu Wort. Was den Band aber besonders reizvoll macht, sind die zahlreichen historischen Fotos, die das Brauereiwesen der Saalestadt dokumentieren – von Gebäudeaufnahmen, über Fotos aus dem Arbeitsalltag bis zu alten Emaille-Werbeschildern, Bieretiketten und Flaschenverschlüssen.

Fazit: Heft 30 der „Mitteldeutschen Kulturhistorischen Hefte“ ist wieder eine informationsreiche Publikation zur halleschen Industriegeschichte geworden. Dank an den Hasenverlag!

Manfred Orlick

Annette Funke / Sebastian Ristow: „Literweise – Die Freyberg-Brauerei in Halle“, Hasenverlag Halle/Saale 2015, Heft 30 der „Mitteldeutschen kulturhistorischen Hefte“, 13,80 €, 108 S., ISBN 978-3-945377-17-8

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