Drei Krimis und ein Weihnachtsfall

31. Dezember 2018 | Rezensionen | Keine Kommentare

Gemütlich in einem Reetdachhaus an der Ostsee und eine Menge zum Lesen mit: So gemütlich kann Weihnachten sein! Und da paßt natürlich kein Schwedenkrimi oder ähnliches, wo das Blut nur so spritzt und einem allerlei Unappetitlichkeiten den Weihnachtsbraten vergällen. Für kuschlige Stunden beim Tee gibt es jetzt eine eigene Spannungsliteratur, die Cosy Crime genannt wird. Einige Verlage haben mit diesem Namen sogar eigene Reihen aufgelegt. Es darf gemordet werden, aber bitte gesittet und pünktlich zur Teetime muss der betreffende Mörder oder die Mörderin abgeführt werden.

Ein guter Ort für einen Cosy Crime.

Aus dieser Reihe habe ich mir den Doppelband mit den ersten Agatha Raisin-Krimis mitgenommen, die inzwischen auch schon als Serie verfilmt worden sind. Dort wirkt die betr. Schausspielerin allerdings erheblich jünger als die wirkliche Agatha Raisin, die als Mitfünfzigerin mit Torschlusspanik bereits eine ziemlich alte Schachtel ist. Natürlich spielt das ganze irgendwo in der britischen Provinz, dort hat sich die Hauptperson nach Aufgabe ihrer PR-Agentur in London ein Cottage gekauft und versucht sich bei einem Kochwettbewerb mit der Landbevölkerung anzufreunden. Allerdings verstirbt der Preisrichter nach Verzehr der von Agatha Raisin als Wettbewerbsbeitrag eingereichten Quiche, die sie allerdings nicht selbst gebacken, sondern in London gekauft hat. Denn Agatha Raisin kann einiges, allerdings nicht kochen. Gegen den Willen der Polizei, besonders von DC Bill Wong, geht Agatha Raisin nun auf Mördersuche. Dabei stellt sie sich dämlicher an, als die Polizei erlaubt, und wird bald selbst zum Opfer, wenn der freundliche DC Wong nicht zum tapferen Helden geworden wäre. Zum zweiten Krimi gibt es zudem noch einen gutaussehenen Nachbarn, den Agatha zum Opfer auserkoren hat. Das größte Vergnügen in diesem Doppelband bereiteten mir allerdings nicht die zwei Romane, sondern die am Ende angefügte Kurzgeschichte, in der abgehandelt wird, wie Agatha Raisin als junge Frau zu ihrer PR-Agentur gekommen ist und gleichzeitig einen Mord aufklärt. Kaum zu glauben, dass die taffe junge Agatha Raisin sich später zur ungeschickten und etwas nervigen Mitfünfzigerin entwickeln konnte. Aber das wird wohl das Geheimnis der Schottin Marion Chesney bleiben, die unter dem Namen M.C. Beaton die Agatha-Raisin-Krimiserie verbrochen hat. Zwar hat mir die junge Agatha Raisin besser gefallen, aber die gemütlichen Landhauskrimis lassen sich auch gut lesen: Beste Unterhaltung mit viel britischen Wohlfühlfaktor.

Ein mörderischer Anschlag…

Tatjana Kruse: Mit voller Überzeugung wird gemordet!

Wenn Agatha Raisin mir schon als wie eine nervige alte Schachtel vorkam, so kann das nur mit Konny und Kriemhild getoppt werden. Aber hier befinden wir uns nicht im britischen Landhaus, sondern in einer süddeutschen Pension, mit der sich die beiden Schwestern mehr schlecht als recht durchschlagen. Als eine bekannte Pop-Band hier ausspannen möchte, ist das für die beiden Schwestern wie ein Sechser im Lotto. Dazu kommt noch ein gutaussehender weiterer Gast, mit dem Konny sofort anbandelt. Ihr Alter, sie ist schon in den Sechzigern, stört sie dabei nicht. Wäre alles sehr schön gewesen, wenn der Bandleader Leon nicht am Morgen mit zerfahrenem Schädel aufgefunden worden wäre. (Nagut, die Sache mit dem Gast war für Konny auch nicht der Bringer, trotz Viagra!) Kommissarin Heidi Klum stellt fest: Das war Mord. Aber wer war es? Die K&K-Schwestern machen sich auf die Mördersuche und stellen sich dabei nicht wesentlich geschickter an als Agatha, allerdings viel, viel lustiger. „.. Der Gärtner war´s nicht!“ ist kein Cosy Crime, sondern ein mörderischer Anschlag auf die Lachmuskeln. Das beginnt mit den Kapitelüberschriften, geht über das Krimipersonal bis zum grotesken Handlungsverlauf und endet natürlich in einem Finale, bei dem ein Mafiosi, Schafe und eine Geisterbeschwörung eine wesentliche Rolle spielen. Die Krimikruse hat sich hier selbst übertroffen. Meine Weihnachtsgesellschaft wurde mein Gekicher übrigens zu viel und so wurde ich mit dem Krimi aus dem Haus gejagt. Über die Tür zur Sauna kam ich wieder herein und konnte gemütlich zu Ende lesen. Dieser Krimi wird Ihnen garantiert nicht nur zu Weihnachten Freude und gute Laune bereiten.

Und Weihnachten…

Nein, doch nicht. Es geht um das Fest Hamoulimepp, das auf der Lindwurmfeste im von Walter Moers erfundenen Phantasieland Zamonien gefeiert wird und das unserem Weihnachten verblüffend ähnelt. Natürlich schreibt es Walter Moers nicht, sondern der Text stammt vom zamonischen Erfolgsautor Hildegunst von Mythenmetz, der vor dem Weihn… äh, Hamoulimepptrubel auf die Insel Eydernorn geflohen ist und seinem langjährigen Freund Hachmed Ben Kibitzer berichtet, warum er das Fest so hasst. Illustriert wurde das Buch wieder von der jungen Illustratorin Lydia Rode, mit der Moers seit dem gemeinsamen Buch „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“ zusammen arbeitet. Wer Walter Moers zamonische Sprachakrobatik und Verspieltheit liebt, wird auch an diesem „Weihnachtsbuch“ seine Freude haben, allen anderen sei zum Kennenlernen zunächst „Die Stadt der träumenden Bücher“ empfohlen, bei dem Hildegunst von Mythenmetz das erste Mal in Erscheinung tritt und wir den berühmtesten Dichter der Lindwurmfeste bewundern dürfen. Wir danken Walter Moers, dass er sich die Mühe gemacht hat, die Bücher von Mythenmetz aus dem zamonischen zu übersetzen und sie auch beim deutschen Publikum bekannt zu machen. Übrigens hasst Hildegunst von Mythenmetz nicht alles an Weihn.. äh, Hamoulimepp, es gibt auch einige Dinge, die er positiv sieht: So die Lindwurmfesteschneckengedichte, den Bücher-Räumaus, das Essen und das Feuerlose Feuerwerk. Letzteres sei uns auch zu Sylvester empfohlen.

Paula P.

Die besprochenen Bücher:

Beaton, M. C. : Agatha Raisin und der tote Richter/Agatha Raisin und der tote Tierarzt

Zwei Kriminalromane in einem Band, Übersetzung: Schilasky, Sabine

Originaltitel: Agatha Raisin and the Quiche of Death/Vicious Vet

Verlag: Bastei Lübbe , 3. Aufl. (2016)

Aus der Reihe:  Bastei Lübbe Taschenbücher – Nr.17417,  Agatha Raisin – Bd.1+2

Kartoniert, 494 S., ISBN-10: 3-404-17417-8, 1o

 

Kruse, Tatjana: Der Gärtner war’s nicht

Die K&K-Schwestern ermitteln

Verlag: Insel Verlag , 2. Aufl. (2017)

Aus der Reihe:  Insel Taschenbücher – .4565, Konny und Kriemhild – .1

Kartoniert, 316 S.,ISBN-10: 3-458-36265-7, 1o,95

 

Moers, Walter: Weihnachten auf der Lindwurmfeste oder: Warum ich Hamoulimepp hasse

Illustration: Rode, Lydia

Verlag: Penguin Verlag München (2018)

Gebunden, 80 S., durchgehend vierfarbig illustriert,ISBN-10: 3-328-60071-X, 15

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