Prognose: Unterrichtsausfälle durch Lehrermangel nehmen drastisch zu. Linksfraktion wirft Tullner „Schönfärberei“ vor.
11. Juni 2018 | Nachrichten, Politik | 2 Kommentare
Bis 2017/18 reale Werte aus der jährlichen Statistik des Bildungsministeriums zur U nterrichtsversorgung, Lehrerarbeitsvolumen (AV) und Schülerzahlenentwicklung. 2018/19 Prognose aufgrund des aktuellen Stellenbesetzungsverfahrens und der ersten Erhebung der Schülerzahlen, AV der LK im Unterricht = erteilter Unterricht + Reserve (Grundlage zur Ermittlung der Unterrichtsversorgung)
Lehrer vor den Klassen – bedingt durch massive Einschnitte in die Zuweisung von Lehrkräften und durch den wachsenden Krankenstand wird in allen Schulformen immer weniger Unterricht regulär erteilt. Totalausfall und Zusammenlegungen von Klassen nehmen zu und gehören inzwischen an vielen Schulen längst zum Alltag. Diese dramtische Feststellung geht aus mehreren Anfragen der Fraktion Die LINKE zu Unterrichtsausfall und Vertretung hervor, auch die jährliche Statistik des von Marko Tullner (CDU) geführten Bildungsministeriums zur Unterrichtsversorgung bestätigt diese Situation. Gefragt wurde dabei zuletzt nach den aktuell verfügbaren Daten bis zum April 2018.
700.000 Stunden nicht regulär vertreten
Allein durch die Kürzungen in den Lehrerzuweisungen wurde der Unterricht gegenüber dem Vorjahr bereits um ca. 3,4% oder um knapp 400.000 Stunden reduziert. Darüber hinaus kann als Folge der schlechten Unterrichtsversorgung immer mehr Unterrichtsausfall nicht mehr durch andere Lehrkräfte vertreten werden. Der nicht regulär erteilte Unterricht durch Klassenzusammenlegungen, sonstige Maßnahmen und Totalausfall wird den bisherigen Höchststand aus dem letzten Schuljahr von 6,14% am Gesamtbedarf erneut deutlich übersteigen und mehr als 6,4% erreichen. Insgesamt werden somit in diesem Schuljahr mindestens 700.000 der geplanten Unterrichtsstunden nicht regulär vertreten.
Beide Entwicklungen zusammen führen dazu, dass allein im Jahresvergleich für den Unterricht mindestens 410.000 Stunden weniger zur Verfügung
stehen. Das ist für jeden der etwa 176.000 Schüler*innen pro Unterrichtswoche mehr als eine Stunde weniger Unterricht. Vor vier Jahren, in Schuljahr 2013/14, lag das Unterrichtsangebot je Schüler*in und Schulwoche real noch um 3 Stunden höher als heute.
Lippmann: „Mit dem neuen Schuljahr droht eine weitere Zuspitzung dieser Entwicklung, denn nach dem derzeitigen Stand wird es erneut nicht gelingen, auch nur die ausscheidenden Lehrkräfte zu ersetzen. Von zusätzlichen Lehrkräften kann keine Rede sein.“

2017/18 noch ohne Mai und Juni – Da zu erwarten ist, dass der Ausfall in dieser Zeit etwas unter dem bisherigen Jahresmittel liegt, werden die Werte für das gesamte Schuljahr geringfügig niedriger ausfallen. Die Differenz zwischen dem Totalausfall und dem nicht regulär vertretenen Unterricht entsteht durch Klassenzusammenlegungen und sonstige Maßnahmen (Erteilung von Aufgaben, Selbstarbeit, Beschäftigung). Grafiken/Quelle: Fraktion LINKE, Landtag LSA)
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Er wollte den Job, jetzt hat er ihn!
Und das ist kein Vorwurf sondern eine mit Zahlen aus seinem Haus belegbare Feststellung.
Falsche Intonation in der Überschrift!
Den Lehrermangel an sich hat er nicht verursacht, aber vorwerfen lassen muss er sich, dass er nichts unternimmt. Vielleicht stopfen ja die Lehrer, die er aus dem gemeinsamen Unterricht abzieht ein kleines Loch an Förderschulen. Dieses „Löcher stopfen“ heißt dann Förderkonzept und wird zu noch mehr Schüler*innen ohne Schulabschluss führen.