Vom Kampf gegen den Lehrkräfte-Mangel

31. März 2021 | Bildung und Wissenschaft, Politik, Vermischtes | Keine Kommentare

 

Sachsen-Anhalt hat ein Lehrkräfte-Problem – das ist nichts Neues und dennoch so aktuell wie nie. Mit Nachdruck sucht das Bundesland daher Lehrerinnen und Lehrer zur Einstellung in den Schuldienst und nimmt dabei nun auch auf die Hilfe von Vermittleragenturen in Anspruch. Aus dem Ausland oder als Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger ins Lehramt kommende Personen sollen so noch schneller gefunden und unter Vertrag genommen werden.

Das Problem: Fast ein Drittel aller freien Stellen bleibt derzeit leer. Obwohl die Universitäten des Landes zahlreiche Lehramtsstudierende ausbilden, verteilen sich diese im Anschluss an ihre Ausbildung oft wieder im gesamten Bundesgebiet und verlassen Sachsen-Anhalt aufgrund attraktiverer Angebote anderer Länder. Hinzu kommt die hohe Zahl der bisherigen Lehrkräfte, die aufgrund ihres Alters in naher Zukunft aus dem Beruf gehen wird. Die Zahl der benötigten Kräfte im Bildungssektor steigt damit in den kommenden Jahren nur noch weiter an.

Mit Geldern, die vom Bund zur Verfügung gestellt werden, soll deshalb nun auch Lehramts-Studierenden vermehrt die frühe Möglichkeit gegeben werden, Praktika zu absolvieren und bezahlte Unterstützungstätigkeiten im Schulalltag zu leisten.  „Unser Bundesland bietet attraktive Rahmenbedingungen für eine Lehrtätigkeit. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei natürlich auf den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst. Ich will möglichst alle in Sachsen-Anhalt ausgebildeten Lehrkräfte halten.“, bekundet Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner diesbezüglich.

Erst im vergangenen Jahr hatte man beispielsweise den Quereinstieg für angehende Lehrkräfte an der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg (MLU) deutlich vereinfacht und die feierliche Immatrikulation zahlreicher zusätzlicher Kräfte verkündet. Dennoch hört man seitens der Studierenden aktuell auch wieder von zunehmenden Schwierigkeiten in diesem Zusammenhang: So scheint diese junge Personengruppe angesichts der aktuellen Corona-Lage einerseits oft schlichtweg vergessen und mit ihren Alltagssorgen alleine gelassen zu werden und sieht sich andererseits aufgrund von geschlossenen Schulen und Distanzunterricht mit dem Problem konfrontiert, nicht die geplanten Praktika durchführen zu können.

„Seitens der Politik heißt es immer, man tue alles, um Lehrkräfte zu fördern und Lehramt-Studierende in den Praxisbezug der Schulen einzubinden. Aber die Realität sieht derzeit einfach anders aus: Über ein zentrales Online-Portal wird man für notwendige studienbegleitende Praktika Schulen per Zufall zugeteilt. Allerdings ist die Liste der auf ein solches Praktikum wartenden Studierenden extrem lang und die Schulen in Halle und Umgebung sind voll ausgelastet. Von meinen Dozenten wurde mir daher schon empfohlen, mit etwa einem Jahr Wartezeit zu rechnen, bis ich wirklich erste Probestunden unter Aufsicht geben kann. – Das zeigt meiner Meinung nach jedenfalls nicht die so oft verkündete Dringlichkeit, neue und mehr Lehrkräfte auszubilden und anzuwerben!“, erklärt ein am Ende seines Studiums stehender Lehramt-Student, der nur noch auf die abzuleistenden Praktika wartet.

Bildungsminister Tullner erklärte derweil: „Wir gehen aktuell an die Grenzen des Machbaren. Gerade für den zu erwartenden Anstieg der Zahl von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern haben wir die Qualifizierungsmaßnahmen ausgebaut und werden zukünftig Schulen bei der Betreuung entlasten.“

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