Im Gespräch mit Dr. Christiane Diehl, CDU

1. Juni 2019 | Politik | Ein Kommentar

Hallespektrum berichtete bereits über die „Starken Frauen in der CDU“ und die Neuwahl der Kreisvorsitzenden der Frauenunion in Halle. Aus diesem Anlass trafen wir uns mit Dr. Christiane Diehl, der neuen Kreisvorsitzenden:

Hallespektrum: Herzlichen Glückwunsch zum neuen Posten der Kreisvorsitzenden der Frauenunion. Welche neue Aufgaben (ehrenamtlich) warten nun auf Sie?

Dr. Diehl: Die Frauen Union in Halle versucht, das ihre dafür zu tun, dass die Frauen zur politischen Meinungsbildung beitragen, in der Partei und Gesellschaft, aber auch für die Stadt, in unserer Gemeinschaft hier. In Zukunft werden wir als Frauen Union in Halle eine Reihe von Diskussionsabenden veranstalten zu Themen wie die Institution der Ehe; Präimplantationsdiagnostik; Fragen der Integration; Fragen der Religion. Zu letzteren beiden Themen haben wir bereits eine Religionswissenschaftlerin, Necla Kelek, eingeladen. Es geht darum, dass wir in der Frauen Union gemeinsam weibliche Perspektiven diskutieren. Es geht oft um Themen, die besonders uns Frauen betreffen. Es können aber auch allgemein wichtige Themen sein, die wir versuchen, unter der etwas anderen Sicht der Frauen zu betrachten. Ich glaube nicht, dass Frauen quasi per Naturgesetz anders denken. Aber faktisch ist es so, dass sich durch die große Verantwortung von Frauen für Familie, auch für pflegebedürftige Angehörige und Kinder, eine andere Perspektive auf Herausforderungen des Lebens ergibt. Mit dieser Perspektive, ganzheitlicher und zukunftsgerichteter, wollen wir Probleme gemeinsam betrachten und uns eine klarere Position bilden. Da haben wir schon einige Termine für das nächste halbe Jahr. [wird HalleSpektrum noch veröffentlichen]

Aus meiner speziellen beruflichen Perspektive habe ich noch vorgeschlagen, dass ich es gut fände, wenn wir als Kreisverband Halle unseren internationalen Horizont verstärken würden. Ich habe mit dem Bundesverband der Frauen Union Kontakt aufgenommen und möchte versuchen, dass wir uns z.B. mit der aktuellen politischen Lage in Ungarn und Polen auseinandersetzen und dazu auch Frauen von dort einladen. Es wäre gut, zu verstehen, wie Frauenverbände dort die Entwicklung sehen. Ich bin in Kontakt mit der Europäische Volkspartei, der EVP, ob wir hierzu Rednerinnen oder Beiträge bekommen können.

Ein weiteres Thema, das wir in der erwähnten Reihe planen, ist der Gender Pay Day oder Equal Pay Day, der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern. Dies ist ein Thema, dem wir uns in den nächsten Monaten zuwenden wollen. Ich sehe es als meine Aufgabe, diese Aktionen zu unterstützen und zu koordinieren. Natürlich bringt sich die Frauen Union auch in Aktivitäten ein, die die ganze Partei betreffen, z.B. jetzt im Kommunal- oder Europawahlkampf. Da besetzen wir auch als Frauen Union den Wahlkampfstand der CDU auf dem Marktplatz, wir geben Informationsmaterial aus und sind ansprechbar.

Als Vorsitzende des Kreisverbandes der Frauenunion bin ich auch Teilnehmerin im Kreisvorstand der CDU Halle, aber ohne Stimmrecht. Neben uns sind als Vereinigungen dort auch noch die Junge Union, die Arbeitnehmerunion, die Senioren-Union und weitere. Die Vorsitzenden dieser Vereinigung in Halle sind eingeladen zu den Kreisvorstandssitzungen.

Hallespektrum: Das ist ein parteiinternes Amt, sicher wichtig, gibt es Ambitionen für weitere politische Ämter, die wichtig wären für Frauen, z.B. Stadtrat oder Landtag?

Dr. Diehl: Ich habe doch jetzt gerade ein Amt angenommen. Ich habe tatsächlich keine Pläne, die darüber hinaus gehen. Ich bringe mich als Kreisvorsitzende der Frauenunion ein. Ich möchte etwas gesellschaftlich beitragen, denn ich finde es sehr schade, dass im gegenwärtigen Klima ein Ohnmachtsgefühl vorzuherrschen scheint. Menschen sind unzufrieden, verstehen aber nicht, dass sie Teil der Lösung sein können. Mit ihrer Energie und vielen guten Ideen können sie selbst ganz viel bewirken. Es ist für mich selbstverständlich, wenn man Energie und Zeit zur Verfügung hat, etwas beizutragen. Und wir müssen auch Frauen ermutigen, sich mehr zu zutrauen und nicht den bescheidenen Weg zu gehen.

Hallespektrum: Neuanfang wagen für eine aktive Politik, haben Sie geschrieben, wie wollen Sie mehr Frauen für Politik in Halle begeistern? Oder auch junge Frauen?

Dr. Diehl: Tatsächlich engagieren sich schon einige junge Studentinnen vom RCDS, Ring Christlich-Demokratischer Studenten, bei uns. Aber die kommen nicht ganz so regelmäßig. Wir hoffen, durch gute Diskussionsveranstaltungen Aufmerksamkeit zu erreichen – natürlich sowohl beim Frauen als auch Männern! Wir werden versuchen, hochkarätige und bekannte Redner einzuladen, was dazu beitragen wird, den Bekanntheitsgrad der Veranstaltungen zu erhöhen. Es gibt ganz viele Themen, die als „Frauenthemen“ wahrgenommen werden, die aber einfach gesamtgesellschaftlich wichtig sind.

Insofern ist der Begriff „Frauenthemen“ eigentlich zu kurz gegriffen. Es sind gesellschaftlich relevante Themen, die wir aufgreifen wollen. Z.B. Präimplantationsdiagnostik geht alle an, alle Eltern oder uns als Gesellschaft: In welchem Rahmen ist diese neue medizinisch-genetische Untersuchungstechnik für uns ethisch akzeptabel? Allerdings sind es faktisch Themen, für die sich Frauen oft stärker einbringen und an denen sie besonderes Interesse haben.

Hallespektrum: Sollte man klare Stellung zu diesen rechtspopulistischen und rechtsextremen Tendenzen beziehen? U.a. sind Sie privat Mitglied der „AnwohnerInnen-Initiative AKS“ gegen das Identitärenhaus. Wie kann man die CDU dazu bringen, sich dazu klar zu positionieren?

Dr. Diehl: Es ist das Normale für die CDU, sich gegen antidemokratische, unser Grundgesetz nicht mehr bejahende Parteien und Gruppen zu positionieren. Die Identitären sind nachgewiesenermaßen stark ideologisiert und versuchen, mit Extrempositionen Leute einzufangen. Es ist für mich selbstverständlich, dass sich die CDU hier eindeutig positioniert.

Hallespektrum: Die letzte Frage betrifft Frauenstreik, Stichwort Maria 2.0, und überhaupt die Situation in der katholischen Kirche. Da gibt es auch unter den Frauen Aufbruch und Proteststimmung. Wie ist Ihre Stellung dazu?

Dr. Diehl:  Ich habe in meinem Leben immer Zweifel bei Frauen in der Katholischen Kirche erlebt. Diese Thematik hat nun eine neue Qualität bekommen durch die vielen unsäglichen Missbrauchsfälle und Skandale. Bei Maria 2.0 haben die Frauen gefragt: Funktioniert die Hierarchie der Katholischen Kirche durch Männerdominanz noch einmal besonders verstärkend für Fehlverhalten? Bisher war die Kritik gewesen: Hierarchie schafft Unrecht bzw. Hierarchie begünstigt Strukturen des Unrechts. Jetzt geht es darum: Hat die ausschließliche Besetzung der Positionen durch Männer das Wegschauen besonders begünstigt? Das, denke ich, ist eine rationale und vernünftige Frage, und deswegen ist die Forderung der Frauen, dass auch zur Vorbeugung weiterer strukturell bedingter Verbrechen innerhalb der Kirche die Hierarchie weniger männlich werden sollte, ein berechtigtes Anliegen. Mit diesem Anliegen werden die Frauen von Maria 2.0 jetzt in den Dialog einsteigen mit dem Kirchenvolk im weitesten Sinne, den Klerikern und den Laien, und ich hoffe, dass dieser Dialog von beiden Teilen auch offen geführt wird.

Hallespektrum: Ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch.

Hintergrund:

Dr. Diehl, die neue Kreisvorsitzende, in der Mitte

Die Frauen Union der CDU ist der organisatorische Zusammenschluss der weiblichen Mitglieder der CDU. Die Frauen Union setzt sich insbesondere für die Mitarbeit und Mitverantwortung von Frauen in Politik und Gesellschaft ein. Sie zählt deutschlandweit ca. 155.000 Mitglieder und ist organisiert in 21 Landesverbänden, mit 14 Kreisverbänden innerhalb des Landesverbands Sachsen-Anhalt.

Print Friendly, PDF & Email
Ein Kommentar

Kommentar schreiben