Geplanter Auftritt von Psychiater Maaz: Halle gegen Rechts kritisiert Paulusgemeinde
26. Januar 2023 | Politik | 3 Kommentare
Gedenkgottesdienst in der Pauluskirche nach Anschlag vom 9. Oktober in Halle
In der evangelischen Paulusgemeinde in Halle soll im Rahmen der Reihe „Montagsgespräche“ Hans-Joachim Maaz auftreten. Dies stößt beim Verein „Halle gegen Rechts“ auf Protest. Der ehemalige Chefarzt des Diakoniekrankenhauses in Halle suche seit Jahren die Nähe der extremen Rechten, zuletzt habe er sich sogar an antisemitischen Demonstrationen als Redner beteiligt, zudem verbreite er Verschwörungserzählungen. Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage
kritisiert die Einladung von Maaz und sieht hier eine „grundsätzliche Frage des Umgangs der Evangelischen Kirche mit der extremen Rechten“ berührt.
Zwar wird der ehemalige Chefarzt Maaz immer noch unter Verweis auf seine ehemalige Tätigkeit und seine Ausbildung als Psychoanalytiker
vorgestellt, doch seit Jahren ist er nicht mehr Teil fachlich-wissenschaftlicher Debatten, sondern versucht seine politischen Überzeugungen pseudo-fachlich zu unterlegen. Maaz fabuliert von „linken“ und „jüdischen“ Nazis, setzt die Bundesrepublik mit der DDR in ihrer Endphase gleich, spricht von einer „neuen Weltordnung“ welche die „Finanzeliten“ begünstigen werde und von einem „gleichschalten“ der Sprache durch geschlechtersensible Formulierungen.
Halle gegen Rechts beschreibt die Aktivitäten von Maaz wie folgt: “ Kaum eine Erzählung der extremen Rechten lässt Maaz aus, der in der Vergangenheit auch mit einem „Corona-Lüge“-Button bei verschwörungsideologischen Versammlungen in Halle auftrat und davon sprach, er lehne das „Tragen einer Maske als Symbol der Unterwerfung“ ab. Immer wieder tritt er als Gesprächspartner extrem rechter und verschwörungsideologischer Onlinemedien auf, an der Seite von Ikonen der Rechten wie Eva Herman und Ken Jebsen. Gemeinsam mit zentralen Akteuren der Neuen Rechten wie Karlheinz Weißmann und Dieter Stein unterzeichnete er die „Gemeinsame Erklärung 2018“ gegen „illegale Masseneinwanderung“. Dabei arbeitet Maaz regelmäßig mit einer vermeintlich fachlich begründeten Pathologisierung politischer Gegnerinnen und Gegner.“
Halle gegen Rechts kritisiert den geplanten Auftritt von Maaz in der Paulusgemeinde in Halle (Saale). „Nächstenliebe verlangt Klarheit, formuliert die Evangelische Kirche. Genau diese Klarheit lässt die Kirche hier vermissen“, so Valentin Hacken, Sprecher von Halle gegen Rechts. Das Bündnis hatte dem Pfarrer der Gemeinde eine umfangreiche Recherche zu Maaz vorgelegt und die Absage der Veranstaltung empfohlen, dieser hält jedoch an der Veranstaltung fest.
Inzwischen hat sich das Bündnis an den Gemeindekirchenrat gewandt. „Es geht hier um die Frage, wie die Evangelische Kirche mit Desinformation, Verschwörungsideologie, Antisemitismus und der extremen Rechten umgeht“, betont Hacken.
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Ich denke, die besseren Argumente der Kontrahenten
müssten überzeugen.
Reden über jemanden hilft nicht, miteinander schon.
Nun ist die Veranstaltung abgesagt. Schade das wir als Gesellschaft nicht aushalten und ermöglichen auch Personen ohne mainstream – Ansichten in den Austausch einzubeziehen.
Ich kenne diesen Typen nicht und werde mich auch nicht mit ihm beschäftigen.
Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn mündige Bürger diese Veranstaltung besuchen, sich die Thesen anhören, bewerten und die eigenen Schlussfolgerungen ableiten? These, Gegenthese, Bewertung, Entschluss, trauen die selbsternannten Weltversteher dies dem mündigen Bürger nicht zu? Vielleicht sind Sie selbst dazu nicht in der Lage?
Schon Konfuzius wusste: „Nenne keinen weise, ehe er nicht bewiesen hat, dass er eine Sache von wenigstens acht Seiten her beurteilen kann.“