Opening Night des SILBERSALZ.21-Festivals

16. September 2021 | Nachrichten, Veranstaltungen | Keine Kommentare

Kräftiger Regen drohte am Mittwochnachmittag die Eröffnungsveranstaltung des 4.Silbersalz-Festivals „den Bach runtergehen zu lassen“.  Doch eine halbe Stunde vor Beginn drehte jemand den himmlischen Wasserhahn zu; die Wolkendecke lichtete sich. Im Innenhof der Moritzburg wurde rasch die Bühne trockengewischt und Handy-Kameras ausgerichtet, deren Bilder zu einem riesigen abstrakten, farbenprächtigen Live-LED-Gemälde komponiert wurden (Augenblick@Moritzburghof). Sichtlich erleichtert begrüßte Donata von Perfall, Direktorin von SILBERSALZ, die zahlreichen Besucher. Auch dieses Mal widmet sich das Festival einem wichtigen Thema, nämlich der „Ungleichheit“. Gerechtigkeit und Chancengleichheit sind essentielle Elemente unserer Gesellschaft. Der Start des Festivals war Gelegenheit, Unterstützern und Förderern des Festivals gebührend zu danken. Diese unterstrichen in ihren Grußworten die Bedeutung des Festivals. „Es gibt keinen besseren Ort für dieses Festival“ betonte Donata von Perfall begeistert. 

Nach diesen Begrüßungsworten ging es lautstark mit Trommel(musik?) zur Sache. Die französische Band Les Commandos Percu übernahm mit einer fulminanten Percussionsshow die Regie. Das Spiel mit den Dezibeln lieben die SILBERSALZ-Veranstalter offensichtlich, denn die Show erinnerte an ähnliche frühere lautstarke Performances bei SILBERSALZ-Festivals.  Die französische Beatshow ähnelte dem Animationsfilm ANIMUSIC mit dem Unterschied, dass lebende Musiker in die Schlaginstrumente schlüpften. Von der Bühne im Hof der Moritzburg ging es dann trommelnd, mit Kleinfeuerwerk und sprühenden Wunderkerzen durch die Kleine Ulrichstraße zum Domplatz.

Wissenschaftlich kann man der Trommelshow sogar etwas abgewinnen, weil sie unausgesprochen, aber fühlbar vermittelte, dass wir Menschen tatsächlich einen 2. Gehörsinn haben. Bekannt ist ja der mit Trommelfell, Hammer, Amboss und Steigbügel sowie Cochlea. Mit dem hören wir z.B. mdr Kultur. Weniger bekannt, aber gut spürbar ist der archaische Gehörsinn, der in unserem Gleichgewichtssinn sitzt. Er wird erregt, wenn Schallwellen unseren Körper in Schwingung versetzen. Das sind gewöhnlich niederfrequente Laute, sogenannter Infraschall. Frösche, Fische, Krokodile und andere Tiere benutzen das entwicklungsbiologisch uralte System. Der sprachlose Schall wird während der Balz genutzt. Er dient der Partnerfindung  und Partnerwahl. Bereits Charles Darwin erkannte diese Zusammenhänge und schrieb dazu in seinem Buch „Die Abstammung des Menschen“: „Ich schließe, dass musikalische Töne und Rhythmus zuerst von männlichen oder weiblichen Urerzeugern des Menschen erlangt wurden zu dem Zwecke, das andere Geschlecht zu bezaubern.“ Das gehörschneckenlose Hören ist für die Fortpflanzung und damit für den Arterhalt wichtig und blieb deshalb auch uns Primaten erhalten. In Diskotheken oder rituellen Tänzen indigener Völker kommt man sich swingend und sprachlos ja durchaus näher. 

(H. J. Ferenz)

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