Sonderausstellung anlässlich des 100-jährigen Bauhausjubiläums im Stadtmuseum Halle

15. Januar 2019 | Kultur | 2 Kommentare

Das ist eine interessante Ausstellung, die Lust macht, Halles verborgene Geheimnisse zu entdecken. Auf 400 qm Ausstellungsfläche und mit ca. 400 Ausstellungsobjekten erlebt der Besucher, wie Halle seinen Weg in die Moderne ging. Nach den Nachkriegsjahren des 1. Weltkrieges brauchte Halle als aufstrebende Industriestadt ausreichenden Wohnraum, Bildung und Unterhaltung.

So entstanden vor allem im Süden der Stadt  viele Gebäude im Stil des Neuen Bauens. Mit Fotos und Bauzeichnungen kann deren Entstehung gut nachvollzogen werden. Sehr anschaulich wird das Leben in den Kleinwohnungen (Vogelweide, Lutherviertel) präsentiert. In der Ausstellung sieht man wie die Wohnungen mit den kleinen Räumen eingerichtet waren. Originale Einrichtungsgegenstände wie ein Gasherd, ein Küchenschrank, ein Kanapee, und technische Haushaltsgeräte wie Staubsauger und Waschmaschine zeigen das Leben in der damaligen Zeit. Dabei würden so manche Einrichtungsgegenstände auch heute noch Liebhaber finden.

Wie Frau sich kleidete zeigen die Kleider und Accessoires der Modesammlung von Josefine Edle von Krepl. Alltags- und Festkleider, Schmuck, Hüte, Fächer und Handtaschen werden in zeitgemäßen Vitrinen und an Stehpuppen gezeigt.

 

Wer nicht wusste, dass die Stadt Halle 1927 einen ambitionierten Architekturwettbewerb auslobte, an welchem u.a. Walter Gropius teilnahm, erfährt es in der Ausstellung. Auf dem Lehmanns Felsen sollte direkt an der Saale eine Stadtkrone für Halle entstehen. In weiß strahlenden Modellen sieht man was dort gebaut werden sollte- ein modernes Verwaltungs- und Kulturzentrum mit Stadthalle mit Konzert- und Festsaal, ein Museum, ein Sportstadion und ein Restaurant. Dieses Projekt wurde nie realisiert.

Mondäne Kaufhäuser und Fachgeschäfte entstanden im Zuge des Neuen Bauens in der Innenstadt. Die beiden ersten Häuser am Markt waren die jüdischen Kaufhäuser Huth und Lewin. Die Gebäude auf alten Bildern und Postkarten wiederzuerkennen,  gleicht fast einem Wettbewerb und führt zu Gesprächen unter den Besuchern. Das jüdische Kaufhaus Huth ist im Stadtbild nicht mehr zu finden. Es hatte die DDR- Zeit überstanden, wurde aber im Jahr 1993 abgerissen und durch einen umstrittenen Neubau ersetzt. Wer kennt nicht die Thalia Buchhandlung am Markt. Hier wurden im Kaufhaus Lewin nach seiner Fertigstellung im Jahr 1929 Kleider- und Seidenstoffe, Teppiche, Möbelstoffe, Leinen- und Baumwollwäsche sowie Damen- und Kinderbekleidung angeboten. In der Leipziger Straße bestimmte das 1927 eröffnete Kaufhaus C.F. Ritter das Straßenbild. Neben den großen Arkaden war das Gebäude für seine ausdrucksvolle Keramikverblendung bekannt. Der Künstler L. Vierthaler hatte dafür großfigurige Plastiken und ornamentale Schmuckplatten geschaffen. Alte Zeitungsartikel zeigen, wie die meisten Plastiken 1938 im Rahmen der nationalsozialistischen Aktion „Entartete Kunst“ abgeschlagen wurden. Die Plastiken, welche durch Einlagerung bewahrt wurden, kann man im Gegensatz zum restlichen Haus, welches durch einen Bombentreffer 1945 stark beschädigt und dann abgerissen wurde, in der Ausstellung bewundern.

Zur selben Zeit entstanden in Halle auch die reformorientierten Sammelschulen. Sie bildeten eine Alternative zu Schulen mit Religionsunterricht. Aus dem reformpädagogischen Konzept resultierend, gab es an der Sammelschule Süd auch Bewegungsunterricht. Leiterin dieses Unterrichts war Jenny Gertz, die 1932 das europaweit einzigartige „Haus der Tänzer“ gründete. Hier entwickelte sie mit Schülerinnen und Schülern, die aus einfachen Verhältnissen kamen und individuelle Förderung und Erziehung in der Gemeinschaft erhielten, neue Tanzspiele. Fotografien aus dem Nachlass von Jenny Gertz dokumentieren diese neuen Visionen in der Pädagogik.

Interaktive Exponate laden Kinder aber auch Erwachsene zum Schauen, Hören und Ausprobieren ein. An einer Tanzstation kann der Besucher Charleston, einen modernen Tanz aus den 20-er Jahren, tanzen lernen.

Die Ausstellung ist recht gut konzipiert und gut gelungen, sollte kein  Halle Liebhaber verpassen. Das Wiedererkennen der Stadt in alten Bildern und Filmen macht Spaß.

 

 

 

 

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