Historische Camera Obscura: Begehbares Herzstück der Franckeschen Stiftungen

15. März 2024 | Kultur | Keine Kommentare

Die neueste Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen mit dem Titel „Total real. Die Entdeckung der Anschaulichkeit“ bringt ein beeindruckendes Relikt aus der Geschichte der Optik nach Halle. Das am weitesten gereiste Objekt der Ausstellung kommt aus Tucson, Arizona: eine Linse, hergestellt mit modernsten Methoden, die für den Nachbau der historischen Camera Obscura vor dem Aufgang zum Altan des Historischen Waisenhauses verwendet wird. Diese einzigartige Installation ist eine Reise in die Vergangenheit, die die Besucher einlädt, die faszinierende Entwicklung der Optik zu erkunden.

Eine Aufzeichnung aus dem Tagebuch von August Hermann Francke (1663-1727) belegt, dass die begehbare „dunkle Kammer“ im Herbst 1720 vermutlich genau an diesem Ort eingerichtet wurde. Die Camera Obscura war ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zur Erfindung der Fotografie und diente als Anschauungsmittel im Schulunterricht sowie als Attraktion für Besucher. Friedrich Hesekiel erwähnte sie bereits 1824 in seinem Wegweiser für Reisende als einen Höhepunkt eines Besuchs in den Franckeschen Stiftungen.

Die Kuratoren Tom Gärtig, Dr. Claus Veltmann und Prof. Dr. Holger Zaunstöck wurden bei der Rekonstruktion des Herzstücks der Installation vor eine besondere Herausforderung gestellt. Sie suchten intensiv nach einer Linse, die dem technischen Stand des 18. Jahrhunderts nahekommt, und fanden schließlich Unterstützung bei einem führenden Spezialisten in Tucson, Arizona, der am Space Mirror Laboratory an der University of Arizona arbeitet. Dieser Spezialist erklärte sich bereit, die gesuchte Linse zu schleifen.

Die Installation wird parallel zur Laufzeit der Jahresausstellung für Besucher geöffnet sein. Beim Betreten der kleinen Kammer können die Besucher den Lindenhof mit den Gebäuden und Bäumen gestochen scharf auf der gegenüberliegenden Wand sehen. Dieses Erlebnis ermöglicht es den Besuchern, das Funktionieren des menschlichen Auges auf eine faszinierende Weise zu „begreifen“, ähnlich wie es die Schüler des 18. Jahrhunderts taten.

Die Ausstellung bietet somit nicht nur einen Einblick in die Vergangenheit der optischen Instrumente, sondern lädt auch dazu ein, die Entwicklung des Verständnisses von Anschaulichkeit und Wissenschaft im Laufe der Zeit zu erkunden. Besucher können sich auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte der Optik begeben und dabei selbst erleben, wie Menschen vor Jahrhunderten die Welt um sie herum betrachteten.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar schreiben