Gott ist schön und liebt das Schöne

5. Mai 2017 | Kultur | 6 Kommentare

Vor der Eröffnung. Foto: AK

Am 5. Mai 2017 wurde im Stadtmuseum in Halle die Ausstellung „Wallfahrt nach Mekka. Eine Reise ins Zentrum des Islam“ eröffnet. Damit bietet sich für die meisten Besucher ein Einblick in eine Welt, die er / sie nie selbst besuchen kann. Denn Mekka, die heilige Stadt des Islam, steht bis heute nur muslimischen Pilgern offen und ist für Touristen verschlossen.

Umso bedeutsamer sind die Exponate, die man hier betrachten kann: Vorhang (Kiswa) und Schmuck (Banderole und Kandeln) der Kaaba, des zentralen Heiligtums des Islam. Diese werden jährlich erneuert und dann weitergegeben, vorrangig an das saudische Königshaus. Die jetzt in Halle ausgestellten, mit goldgestickter Kalligrafie geschmückten Tücher aus schwarzer Seide bedeckten die Kaaba im Jahr 2013, bevor sie in den Besitz des Internationalen Islamischen Stiftungswerks (IISW) unter Dr. Nadeen Elyas gelangten. Diese Kunstwerke arabischer Kalligrafie sollen die „Schönheit des Wortes Gottes“ zeigen. Sie zu bewundern lohnt allein schon den Besuch im Halleschen Stadtmuseum.

Dr Nadeem Elyas. Foto: AK

„Höhepunkt des islamischen Lebens“

Aber die Ausstellung bietet natürlich viel mehr. Ausgehend von den Pilgerreisen im Judentum, Christentum und Islam wird die Wallfahrt nach Mekka als „Höhepunkt des islamischen Lebens“ dargestellt. Die Intention dabei ist nach Aussage des Kurators Felix Bachmann, die Besucher auf eine „kleine Wallfahrt“ mitzunehmen. Thematisiert werden Kleidung, Nahrung, Transportmittel, Reiserouten und auch Krankheiten der Pilger. Durch viele zum Teil noch nie gezeigte Fotografien liegt der Fokus auf dem 19. Jahrhundert, aber auch die Moderne kommt nicht zu kurz. Der Weg der Ausstellung führt den Betrachter bis zur Kaaba, repräsentiert durch den bereits beschriebenen Schmuck, der in dieser Vollständigkeit noch nie außerhalb Mekkas gezeigt wurde. Eine Station auf dem Weg ist Aleppo, das schon im 18./19. Jahrhundert von Halle aus bereist wurde und heute eine zerstörte Stadt ist.

Im Sinne der Aufklärung

Frau Unger. Foto: AK

Die Direktorin des Stadtmuseums, Frau Jane Unger, stellte die Ausstellung in den Kontext der Aufklärung in Halle. Christian Wolff, in dessen Haus sich heute das Stadtmuseum befindet, und Christian Thomasius (beide 17. Jhd.) schufen die Grundlagen für die spätere Islam- und Orientalistikforschung an der Halleschen Universität. Im Sinne der Aufklärung bildet die Religionsfreiheit eine Säule unserer Demokratie, was das Recht auf freie Religionsausübung wie auch das Recht, keiner Religion anzugehören, gleichermaßen einschließt. Aufgabe der Ausstellung ist deshalb die Förderung des interkulturellen Dialogs und der Toleranz. Die Grundlage hierfür bildet die Vermittlung von Wissen und Kenntnissen über fremde Kulturen, in diesem Fall über den Islam. Frau Unger möchte die „Beschäftigung mit dem Islam zu einer intellektuellen Sternstunde“ werden lassen. Diesem Anliegen dient auch das umfangreiche Begleitprogramm mit Vorträgen, Führungen und Filmvorführungen sowie Angeboten für Schulklassen.

Mit der „Wallfahrt nach Mekka“ wurde gleichzeitig die neue 700 m² große Sonderausstellungsfläche im Stadtmuseum eingeweiht. Trotz der teilweise spektakulären Exponate handelt es sich um eine „low budget“ Ausstellung, die durch eine Förderung des Landes Sachsen-Anhalt und der Landeszentrale für politische Bildung möglich wurde. Teile der Ausstellung wurden vorher in Bielefeld gezeigt, wo Frau Unger auf sie aufmerksam wurde. „Wir zögerten keinen Moment, sie in Halle zu präsentieren“ sagte der Präsident des Stiftungswerks, Herr Dr. Nadeen Elyas, auch wenn viele andere sie gern gehabt hätten. Da muss auch das Pergamonmuseum in Berlin zurückstehen und warten, dorthin soll sie im kommenden Jahr gehen.

Das Stadtmuseum Halle in der Großen Märkerstr. 10 ist von dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Ausstellung, die durchgängig auf deutsch und arabisch gehalten ist, kann bis zum 31. Oktober besichtigt werden. Zum Begleitprogramm wird Hallespektrum regelmäßig informieren.
(AK)

Hintergrund:

Unter dem Titel „tres culturas“ (drei Kulturen) stellt Hallespektrum in Anlehnung an die „Stadt der drei Kulturen – Toledo“ die kulturellen Wurzeln Europas vor, bestehend aus Judentum, Christentum und Islam.

Weitere Beiträge der Reihe Tres Culturas:

  1. Was bedeutet Weihnachten für Christen, Muslime und Juden?

  2. „Von guten Mächten wunderbar geborgen…“

  3. 6. Januar: Dreikönigsfest

  4. Frauen treffen sich zum interreligiösen Dialog

  5. Huysburg: Ein Wochenende im Kloster

  6. Besuch bei der Synagogengemeinde in Halle-Trotha

  7. Purim oder das Losfest

  8. Osternacht auf dem Petersberg

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