Eröffnet: Wir, die Schöffen in Halle

5. September 2019 | Kultur | Keine Kommentare

Das Stadtmuseum Halle ist ab 4. September 2019 Korrespondenzstandort der großen Magdeburger Sonderausstellung „Faszination Stadt“. Ein besonderes Highlight ist dabei die originale Abschrift des Halle-Neumarkter Schöffenbriefs. Gestern wurde die kleine „Korrespondenz“ genannte Ausstellung mit dem Vortrag „Ius civile inscripsimus a nostris senioribus observatum – Der hallische Schöffenbrief für Neumarkt von 1235“ von Prof. Dr. Bernd Kannowski eröffnet.

Wenn einer Frau, Ehefrau oder Jungfrau, Gewalt angetan und der Übeltäter gefasst wird und die Frau sieben Zeugen hat, die man Schreileute nennt, soll der Täter mit der Todesstrafe durch das Schwert bestraft werden.

Das ist der 6. Artikel (von nur 30 Artikeln insgesamt) des Hallischen Rechts, welches in einem Brief von 1235 von den Halleschen Schöffen Bruno, Konrad, Heinrich, Alexander, Burchard, Konrad, Bruno, Rüdiger auf Bitten des schlesischen Herzogs Heinrich (der Bärtige, * um 1165 in Glogau; † 19. März 1238) an die schlesische Stadt Neumarkt geschickt wurde. Der Bischof von Breslau hatte dieser zwar ein Jahrzehnt zuvor ein Stadtrecht verpaßt, aber dies schien nicht im Interesse des Herzogs gelegen zu haben. So kam es zu einem neuen Recht für Neumarkt, dieses Mal mit Prägung aus Halle. Das Original ist seit gestern im Stadtmuseum wieder zu bestaunen. Ausgeliehen wurde es in freundlicher Weise aus Polen. Das Gegenstück ist das Hallesche Schöffenbuch (1266 -1325), welches die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB) das erste Mal seit den 1920er Jahren wieder verliehen hatte.

Das sind also sensationelle Dokumente, die mit Hintergrundinformationen in Schubladen vergänzt und mit weiteren Leihgaben der Denkmalpflege wie den Kapitellen aus der Großen Märkerstraße flankiert werden. Es ist natürlich nur eine kleine, aber feine Korrespondenz zur großen Präsentation in Magdeburg, ein Hauch von einer Ausstellung, aber zeigt zweifellos den Stellenwert, den Halle und sein Recht im Mittelalter hatte. Außerdem läßt sich der Besuch wunderbar ergänzen mit einem Besuch in den neuen Teilen der Dauerausstellung, die sich nicht zu verstecken brauchen. Jane Unger und ihr Museumsteam halten das Stadtmuseum auf einen guten Kurs.

Fotos und Text: ToK

Angebote zur Sonderausstellung:

Sonntag, 8. September / 13. Oktober / 10. November / 8. Dezember 2019 / 12. Januar / 9. Februar 2020, 14 Uhr
Stadtmuseum Halle und Stadtgebiet
Stadtspiel: Auf den Spuren des Schöffenrechts im Siedlungsgebiet Halle um 1235
Anna Lisa Sievers, Karoline Siegmund

Sonntag, 22. September /  27. Oktober 2019, 14 Uhr
Oberburg Giebichenstein
Stadtspiel: Auf den Spuren des Schöffenrechts im Siedlungsgebiet Giebichenstein um 1235
Anna Lisa Sievers, Karoline Siegmund

Sonntag, 29. September / 3. November 2019 / 12. Januar 2020, 10 – 11:30 Uhr
Stadtmuseum Halle und Stadtgebiet
Stadtführung: Wo die Schöffen arbeiteten und wohnten: Rundgang durch das mittelalterliche Halle
Beate Krauße, Gästeführerin

Mittwoch, 6. November 2019, 18 Uhr
Stadtmuseum Halle
Vortrag: Profane Steinbauten des 12. und 13. Jahrhunderts im historischen Stadtgebiet von Halle
Barbara Pregla

Mittwoch, 4. Dezember 2019, 18 Uhr
Stadtmuseum Halle
Vortrag: Das Halle-Neumarkter Recht und seine Verbreitung
Dr. phil. Wieland Carls

Mittwoch, 8. Januar 2020, 18 Uhr
Stadtmuseum Halle
Vortrag: Romanische Adlerkapitelle in Halle
Dr. Volker Seifert

Mittwoch, 5. Februar 2020, 18 Uhr
Stadtmuseum Halle
Vortrag: Das Hallesche Schöffenbuch von 1266: Eines der ältesten Zeugnisse kommunaler Selbstverwaltung in Deutschland
Dr. Christian Speer

Gruppen können das „Stadtspiel“ sowie die „Stadtführung“ über Gero Sievers, Stadtmuseum Halle, stadtmuseum@halle.de oder (0345) 2213030 buchen.

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