Corona: Daumenklavier statt Maultrommel

22. August 2020 | Bildung und Wissenschaft, Kultur | Keine Kommentare

A. Odametey aus Ghana spielt auf der Kalimba

Musik machen mit Blasinstrumenten, einer Maultrommel oder der eigenen Stimme ist in diesen Korona-Pandemie-Zeiten problematisch. Aber man kann es ja mal mit einer Kalimba versuchen. Die Kalimba ist ein traditionelles Musikinstrument aus den südlichen Regionen Afrikas und zählt zu den sogenannten Idiophonen, den Selbstklingern. Man kennt es unter verschiedenen Namen. Am häufigsten gebräuchlich ist die naheliegende Bezeichnung Daumenklavier. Die Kalimba ordnet man den Lamellophonen zu, einer Gruppe selbstklingender Musikinstrumente aus dem subsaharischen Raum. Diese haben miteinander gemein, dass die Töne mit auf einem hölzernen Klangkörper befestigten Lamellen erzeugt werden. Je mehr unterschiedlich lange Lamellen sich auf dem Resonanzkörper befinden, desto mehr unterschiedliche Töne kann man damit logischerweise spielen.

Stimmen einer Kalimba

17 Lamellen sind ein guter Kompromiss. Kinder versuchen es anfänglich mit halb so vielen. Die Lamellen bestehen heutzutage aus Metall. In der Vergangenheit wurden diese von den afrikanischen Völkern aber häufig auch aus Rohr oder Holz gefertigt. Mittlerweile werden erfindungsreich auch andere diverse metallische Gegenstände, zum Beispiel Fahrradspeichen, für den Bau des Instruments verwertet. Die Klanglamellen sind in einer Halterung, die meistens ebenfalls aus Metall besteht, auf einem hölzernen Brett oder Hohlkörper befestigt, der in der Regel nicht größer als ein ipad ist und sich problemlos in der Hand halten lässt. Die Tonhöhe einer einzelnen Lamelle kann man durch Verkürzen oder Verlängern anpassen. Dafür muss man die Halterung etwas lockern, sodass man die Lamellen verschieben kann. Mit einem kleinen Hämmerchen geht das recht passabel.

Kleine Kalimba

Eine Kalimba, manchmal auch Mbila genannt, wird gespielt, indem die Lamellen mit dem Daumen gezupft werden. Das geht natürlich nur gut, wenn die Fingernägel kurz gehalten werden. Das Geschick besteht  dann darin, nur eine Lamelle zu treffen, um Dissonanzen zu vermeiden. Man kann komplexe Melodien wiedergeben, aber auch nur rhythmische Begleitung spielen. Traditionell wurde das Zupfinstrument häufig als Begleitinstrument von Geschichtenerzählern, ähnlich wie in Europa früher die Laute, verwendet. In der westlichen Musik wird die Kalimba diatonisch gestimmt. In ihrer ursprünglichen Heimat Afrika aber unterscheidet sich die Stimmung von Stamm zu Stamm.

Kalimba-Musik scheint in fernen Ländern sehr populär zu sein, wie die Fülle an verfügbaren Einführungen und Songs im Internet nahelegt. Anleitungen und Noten für die Kalimba für Kinder und Erwachsene sind im Musikalienhandel erhältlich (oder z.B. hier: https://kalimba-sansula.de/kalimba-noten/ ). Das Instrument ist nicht teuer. Für weniger als 50 EUR kann man es schon haben, z.B. als Geschenk für Kinder. Mit dem Daumenklavier kann man keineswegs nur folkloristische Melodien erklingen lassen. Bei youtube finden sich etliche Musikbeispiele zeitgenössischer, moderner Art; z.B. der Titanic song „My heart will go on“ (https://youtu.be/0QMXc4rBw7k) oder „Yellow submarine“ von den Beatles ()https://youtu.be/VBPvs0YRyZ4). Aber auch Klassik-Arrangements wie  „Prelude Nr.1“ von J.S.Bach (https://youtu.be/ykgoPfND8a4) gibt es.

Nicht nur für jene, die wegen der Corona-Pandemie nicht mehr auf ihrer Maultrommel spielen dürfen, ist die Marimba eine reizvolle Alternative.

(H.J. Ferenz)

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