Wie die Meckelschen Sammlungen bis heute wirken. Hallescher Mediziner starb vor 220 Jahren

10. März 2023 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Die Familie Meckel hatte einen großen Einfluss auf die Entwicklung der Medizin, insbesondere auf die Lehre menschlicher Fehlbildungen und die moderne Geburtshilfe. Anlässlich des 220. Todestages von Philipp Friedrich Theodor Meckel sind Interessierte eingeladen, an einer Gedenkveranstaltung auf dem halleschen Stadtgottesacker teilzunehmen und die Meckelschen Sammlungen zu besichtigen. Die Sammlungen umfassen etwa 8000 anatomische Präparate, die seit rund 300 Jahren aufgebaut wurden und bis heute für Forschung, Lehre, Kunst und Geschichte genutzt werden. Forschungsprojekte befassen sich mit Fehlbildungen in der menschlichen Entwicklung und vergleichend-anatomischen Studien an Tierpräparaten.


Eine Herausforderung im Umgang mit human-anatomischen Exponaten ist allerdings, dass sich deren Ursprung nicht immer zweifelsfrei klären lässt. „Wir beherbergen Exponate aus der Sammlung der Herrnhuter Brüder, die vor fast 300 Jahren auf der ganzen Welt missionarisch aktiv waren. Ob diese teilweise eine koloniale Vergangenheit haben, ist noch nicht abschließend nachgewiesen“, erläutert Prof. Dr. Heike Kielstein, Sammlungsleiterin, Institutsdirektorin und Dekanin der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.


Sollte sich ein kolonialer Hintergrund bestätigen, würden die Exponate bei der Kulturstiftung der Länder (Kontaktstelle für Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten in Deutschland) gemeldet. Diese bildet einen Schnittpunkt zu Herkunftsgesellschaften. So besteht die Möglichkeit, Kulturgüter zurückzuführen. Auf diesem Wege wurden 2019 die sterblichen Überreste von fünf australischen Ureinwohnern in einer „Repatriation Ceremony“ an die australische Regierung zurückgegeben. „Der Ursprung muss für jeden Einzelfall zweifelsfrei belegt werden – die Spurensuche ist aufwendig und schwierig, manchmal nicht möglich. Aktuell befassen wir uns mit der Aufarbeitung von Exponaten aus der Expedition des berühmten Naturforschers Emil Riebeck.“ Hierbei handle es sich neben sogenannten human remains aus Indien auch um ethnologische Gegenstände, beispielsweise Holzgefäße als Grabbeigaben aus einem christlichen Felsgrab der Insel Sokotra. „Wir haben die indischen sterblichen Überreste bereits gemeldet. Aktuell gibt es keine Rückgabeforderungen. Bis zur nächsten Etappe ist es unsere Aufgabe, sie zu hüten, respektvoll und wissenschaftlich zu behandeln“, betont Kielstein.

Terminhinweise und Veranstaltungen:

Philipp Friedrich Theodor Meckel hat sich um die Entwicklung der Universitätsstadt Halle große Verdienste erworben. In seiner Tätigkeit als Mediziner und Anatom engagierte er sich unter anderem dafür, die hallesche Bevölkerung gegen Pocken zu impfen. Zudem galt er als ausgezeichneter, auch international anerkannter Geburtshelfer.
Der Förderverein der Meckelschen Sammlungen e.V. gedenkt ihm am 17. März 2023. Zur Kranzniederlegung um 13:00 Uhr an seiner Begräbnisstätte im Bogen 76 auf dem halleschen Stadtgottesacker sind Interessierte herzlich eingeladen. An diesem Tag werden zwei Führungen (10:00 Uhr und 14:30 Uhr, 5 € p. P.) durch die Meckelschen Sammlungen angeboten, für die eine vorherige Anmeldung erforderlich ist.

 

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