Revolution in der Reifenindustrie: Fraunhofer IMWS entwickelt biobasierten Synthesekautschuk

9. April 2024 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare

Ein bedeutender Fortschritt könnte die Automobilbranche und die Reifenindustrie revolutionieren: Unter der Leitung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung (IAP) haben vier Fraunhofer-Institute alternative, biobasierte Rohstoffquellen für Synthesekautschuk erschlossen. Dieser Schritt eröffnet die Möglichkeit für völlig neue Kautschuktypen, die insbesondere für Autoreifen von entscheidender Bedeutung sind.

Das dreijährige Projekt, das im April 2024 startete und mit 3,25 Millionen Euro finanziert wird, zielt darauf ab, die bisher aus fossilen Quellen gewonnenen Rohstoffe für Synthesekautschuk durch nachhaltigere Alternativen zu ersetzen. Aktuell werden jährlich knapp 15 Millionen Tonnen Synthesekautschuk produziert, wobei PKW-Reifen den Hauptmarkt dominieren. Doch die Herstellung basiert fast ausschließlich auf Erdöl, dessen Ressourcen langsam zur Neige gehen.

Die Innovation liegt in der Herstellung von Kautschuk-Monomeren aus biobasierten Alkoholen. Insbesondere die Produktion von nachhaltigem Dimethylbutadien, das bisher technisch nicht verfügbar war, ist ein bemerkenswertes Merkmal des Projekts. Durch die Kombination mit anderen Monomeren können völlig neue Polymerstrukturen geschaffen werden, die bisher nicht realisierbar waren.

Diese Entwicklungen ermöglichen nicht nur eine nachhaltigere Produktion von Synthesekautschuk, sondern eröffnen auch neue Perspektiven für die Reifenindustrie. Durch die gezielte Gestaltung der Materialeigenschaften können Autoreifen mit bisher unerreichten Eigenschaftsprofilen hergestellt werden. Dies ist besonders wichtig, um den Anforderungen an eine nachhaltigere Mobilität gerecht zu werden.

Um die Markteinführung zu beschleunigen, setzen die Forscher auf digitale Methoden im Materialdesign und entwickeln Softwareprototypen zur Vorhersage und Optimierung der Materialeigenschaften. Zusätzlich wird ein vollständig testbarer Reifen-Demonstrator entstehen, der die praktische Anwendung der neuen Technologie verdeutlicht.

Das Projekt NaMoKau baut auf früheren Erfolgen im Bereich Synthesekautschuk auf und zeigt das Engagement der Fraunhofer-Institute für eine nachhaltige Entwicklung in der Industrie. Die Schaffung eines biobasierten Synthesekautschuks könnte nicht nur die Umweltbelastung reduzieren, sondern auch die Effizienz und Leistungsfähigkeit von Autoreifen deutlich verbessern.

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