Krebs bei Kindern: Halles Universitätsmedizin findet mögliche Schwachstelle für Therapie
29. August 2023 | Bildung und Wissenschaft | Keine Kommentare
Erstautor Sven Hagemann arbeitet unter anderem mit Zellkulturen. Quelle: Universitätsmedizin Halle
Die Universitätsmedizin Halle hat eine wichtige Entdeckung im Bereich der Neuroblastom-Forschung gemacht. Neuroblastome sind Tumoren des Nervensystems und die häufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle bei Kleinkindern. Die Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass das Protein IGF2BP1 in der Entwicklung von Neuroblastomen eine entscheidende Rolle spielt. Dieses Protein wirkt wie ein Funke, der auf zellulärer Ebene eine Kette von krebsfördernden Prozessen auslösen kann.
IGF2BP1 ist normalerweise während der Embryonalentwicklung dafür verantwortlich, dass Zellen schnell wachsen können. Bei Vorhandensein im späteren Leben wird es mit verschiedenen Tumorarten in Verbindung gebracht. Die Forscher analysierten Tumore von 100 Kindern mit Neuroblastomen und führten Versuche an Zellkulturen und Mäusen durch. Dabei stellten sie fest, dass IGF2BP1 die verstärkte Bildung eines anderen Proteins auslöst. Diese beiden Proteine können genetische Prozesse aktivieren, die unter fehlerhaften Umständen stark krebsfördernd wirken. Das Ergebnis ist eine Art außer Kontrolle geratener „Flächenbrand“ in der Zelle, der die Entstehung, das Wachstum und die Ausbreitung von Neuroblastomen fördert. Es wurde erstmals gezeigt, dass IGF2BP1 allein ausreicht, um diese Tumoren auszulösen.
Da bei Hochrisiko-Neuroblastomen Rückfälle häufig auftreten, suchen Forscher nach gezielten Therapieansätzen. Die Studie zeigt, dass die Blockierung von IGF2BP1 vielversprechend sein könnte, um die Tumoraktivität zu stoppen. Ein Team hat ein Molekül entwickelt, das IGF2BP1 blockieren kann, und in Vorversuchen wurden keine negativen Effekte beobachtet. Diese Entdeckung könnte langfristig zu einer gezielten Therapie führen, die schwere Nebenwirkungen wie sie bei der Chemotherapie auftreten, vermeiden könnte.
Die Forscher arbeiten seit über 20 Jahren an IGF2BP1 und haben bereits früher gezeigt, dass es eine Rolle bei der Entstehung von Neuroblastomen spielt. Diese Entdeckung könnte nicht nur bei Neuroblastomen, sondern auch bei anderen Tumorarten von Bedeutung sein, da IGF2BP1 eine zentrale Rolle spielt. Obwohl weitere Forschung nötig ist, könnte diese Arbeit langfristig zu neuen und effektiveren Behandlungsmethoden für Krebs im Kindesalter führen.
