Fritz Hartnagel an der Luftwaffennachrichtenschule in Halle

23. Februar 2018 | Bildung und Wissenschaft | 16 Kommentare

Gestern vor 75 Jahren wurden Hans Scholl, Sophie Scholl und Christoph Probst von den Nationalsozialisten mit dem Fallbeil ermordet. Sie waren die ersten von vielen anderen Mitgliedern der Widerstandsgruppe Weiße Rose, deren Leben ohne Gnade vom NS-Regime ausgelöscht wurde.

Fritz Hartnagel, Verlobter von Sophie Scholl, entgeht zu dieser Zeit dem Kessel von Stalingrad, muß aber verwundet, Finger müssen amputiert werden, im Lazarett in Lemberg bleiben. Vermutet wird, dass die Überlebenden von Stalingrad nicht ins Reich dürfen, um die Bevölkerung mit der Kunde der Niederlage nicht zu beunruhigen. In Lemberg erreichen ihn zwei Briefe von Sophie Scholl, seine Antworten gehen ins Leere. Sophie Scholl ist zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Seine Verlobte war eine Widerstandskämpferin, aber Fritz Hartnagel kann keine Beteiligung an der Weißen Rose nachgewiesen werden.

Amerikanische Soldaten

Sophies Ermordung hat eine große Lücke in seinem Leben hinterlassen. Anders als seine Befehle lauten, bricht er den Kontakt zur Familie Scholl nicht ab. Er geht damit ein großes Risiko ein. Fritz Hartnagel wird im gemeinsamen Kummer ein Mitglied der Familie. Sophies Schwester Elisabeth und er kommen sich näher.

Wie so viele ist Fritz Hartnagel dennoch ein pflichterfüllender Wehrmachtsoffizier. Er dient weiter bis zum Schluss. Im März 1945 übernimmt er die Leitung der Luftwaffennachrichtenschule (Kasernengelände, in dem heute die Universität untergebracht worden ist) westlich der Saale bei Halle. Am 14. April 1945 stehen die Amerikaner kurz vor der Stadt und Fritz Hartnagel ist entschlossen, sich entgegen den Befehlen zu ergeben. Er wird denunziert, und als zwei Offiziere ihn zum Standgericht abholen wollen, zieht sein Adjutant die Pistole. Es kommt zu einem Schusswechsel, bei dem der Adjutant schwer verwundet wird (und zu Hartnagels Kummer später im Lazarett stirbt), Hartnagel aber entkommen kann. Mit einer weißen Fahne und seiner ganzen Truppe zieht Hartnagel den Amerikanern entgegen. Er gerät in amerikanische Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Krieg heiratet er Elisabeth Scholl, mit der er vier Söhne hat, und wird Jurist. Er wendet sich konsequent im Sinne der Weißen Rose gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, initiert die Ostermärsche in seiner Heimatstadt Ulm und bekämpft in den Achziger Jahren die sogenannte Nachrüstung. 2001 stirbt er im Alter von 84 Jahren.

Paula P.

Zum Weiterlesen:

Hoffentlich schreibst Du recht bald : Sophie Scholl und Fritz Hartnagel : Eine Freundschaft 1937 – 1943 / Hermann Vinke. – Ravensburg : Ravensburger Buchverl., 2006. – 316 S.: Fotos *leider im Moment nicht mehr erhältlich

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