Das Ende der Menschheit

2. August 2022 | Bildung und Wissenschaft | 3 Kommentare

Ein Szenario, das weltweit bisher von nahezu allen Entscheidungsträgern konsequent ignoriert wird, ist nun Gegenstand eines Artikels in der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“): Das Ende der Menschheit durch den Klimawandel.

Das internationale Team von Experten ist demnach der Ansicht, der Klimawandel könnte im schlimmsten Fall zum Aussterben der Menschheit führen. So seien die aktuellen Veränderungen im globalen Klimasystem beispiellos im Vergleich zu den vorherigen Jahrtausenden. Kein Zweifel bestehe folglich darüber, dass der menschliche Einfluss zur Erwärmung der Atmosphäre, Ozeane und Landflächen geführt habe und auch künftig für immer stärkere Klimaänderungen und Extremereignissen sorgen werde.

Die möglichen Endzeit-Szenarien, die diese Veränderung mit sich bringe, habe man bisher jedoch konsequent ignoriert oder schlicht noch nicht ausreichend erforscht; und das, obwohl ein umsichtiges Risikomanagement auch die Berücksichtigung eben solcher Szenarien des schlimmsten Falles erfordere.

Die internationalen Experten erklären deshalb in ihrem Artikel unter dem Titel „Klima-Endspiel: Erforschung katastrophaler Szenarien des Klimawandels“, dass es durchaus genügend Gründe für die Vermutung gäbe, dass der Klimawandel zu einer globalen Katastrophe führen könnte. Mit ihrer Analyse der Mechanismen für diese extremen Folgen wollen sie dazu beitragen, die Politik zu informieren und zu befähigen, im schlimmsten Fall entsprechende Notfallmaßnahmen ergreifen zu können.

Dafür skizzierten sie nach aktuellem Wissensstand die Wahrscheinlichkeit extremer Klimaveränderungen und formulierten vier Hauptfragen, die sie bei ihrer Analyse leiteten:

  1. Wie groß ist das Potenzial des Klimawandels, ein Massenaussterben auszulösen?
  2. Welches sind die Mechanismen, die zu menschlicher Massensterblichkeit und -morbidität führen könnten?
  3. Wie anfällig sind menschliche Gesellschaften für durch den Klimawandel ausgelöste Risikokaskaden, z. B. durch Konflikte, politische Instabilität und systemische Finanzrisiken?
  4. Wie können diese vielfältigen Erkenntnisse – zusammen mit anderen globalen Gefahren – sinnvoll zu einer „integrierten Katastrophenbewertung“ zusammengeführt werden?

Nach Ansicht der Wissenschaftler sind die sogenannten Kipppunkte demnach eine bisher völlig unterschätzte Folge der globalen Erwärmung; also die kritischen Grenzwert, an denen schon eine kleinste zusätzliche Veränderung zu einer extremen Veränderung im System führen kann.

Für den Klimawandel heißt das etwa: Die Schmelze in einer Eisregion erreicht einen Punkt, an dem sie nicht mehr aufzuhalten ist. Dies setzt in der Folge dann weitere Kipppunkte in Gang, was letztlich also zu einer unaufhaltbaren Kettenreaktion führt.

Die Forscher kritisieren in ihrem Bericht mit Blick auf diese Reaktionen, dass sich sogar der Weltklimarat noch nicht ausreichend mit möglichen katastrophalen Folgen des Klimawandels befasst habe. In den Ergebnissen ihrer Studie formulieren sie derweil, dass es in der Tat zahlreiche Hinweise auf katastrophale Ausmaße des Klimawandels – auch in Bezug auf die Menschheit – gäbe.

„Selbst bei einer nur mäßigen Erwärmung könnten wir in solche „Endspiele“ geraten. Wir schlagen deshalb vor, nun ernsthaft zu prüfen, wie wir unseren Forschungshorizont am besten erweitern können, um auch diesen Bereich der schlimmsten Szenarien abzudecken. Sich einer Zukunft mit beschleunigtem Klimawandel zu stellen, während man blind für Worst-Case-Szenarien ist, ist bestenfalls naives Risikomanagement und schlimmstenfalls tödlich dumm.“, schließen die Autoren.

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