Neustädter Unkraut

15. Juli 2024 | Bild der Woche | 4 Kommentare

60 Jahre Neustadt: Hinterlassenschaften aus dem Sumpf: Halle-Neustadt feiert heute das 60-jährige Jubiläum. Der gewählte Standort der „Sozialistischen Stadt der Chemiearbeiter“ war einst durchaus umstritten. In den vorausgegangenen Zeiten des 20. Jahrhunderts hatte es immer schon Überlegungen gegeben, dieses Gebiet zu bebauen – allerdings verzichtete man darauf, weil der feuchte Untergrund und die Hochwassergefahr als Überschwemmungsgebiet der Saale dagegenstanden. Zuvor bestand das Gelände aus Wiesen. An entsprechend feuchten Standorten kommt – bzw. kam – eine gelb blühende Wiesenpflanze vor. Sie siedelt auf wechselfeuchten, teils überfluteten Wiesen, aber auch an Gräben und Ruderalstellen. Sie gilt als Charakterart der Flussstromtäler. Erstaunlicherweise finden wir sie heute wieder: als kaum beachtetes „Unkraut“ am Rande der Magistrale neben dem Radweg.

Nachfahren jener Wiesenblumen, deren Samen sich vor den sozialistischen Bulldozern in Sicherheit bringen konnten, als die sumpfigen Wiesen plattgemacht wurden, die dem sozialistischen Fortschritt im Wege standen? Möglich ist es, es kann aber auch genauso gut sein, dass sie einfach herbeigeflogen ist: Die Samen haben, wie das bei vielen Korbblütlern so ist, Flughaare, die den Samen, ähnlich wie bei einer „Pusteblume“, im Wind weit tragen können.

Unsere Wiesenblume gehört zu einer großen Gattung von Pflanzen innerhalb der Korbblütler. Der Gattungsname ist griechisch und weist auf die abführende Wirkung der Wurzeln mancher Arten hin. Diese liegt an einem natürlichen Ballaststoff (einem Oligosaccharid), der in vielen Arten der Gattung vorkommt. Er bringt die Darmflora in Wallung, weil er nicht vom Dünndarm aufgeschlossen werden kann. Aber im Dickdarm freuen sich dann die „Baktis“ über das willkommene Futter.

Unsere Pflanze kommt in ganz Mitteleuropa vor und gilt in vielen Ländern als gefährdet, was mit der Einschränkung ihrer natürlichen Lebensräume zu tun hat. Ihr Artname aber bezieht sich auf eine Herkunft aus England.
Fragen:

  • Um welche Pflanze handelt es sich?
  • Und wie heißt der Ballaststoff, der im Darm für Partystimmung sorgt?

Auflösung der letzten Wochenpflanze: (L‘ Amour Toujours“): Agapanthus praecox, „Agapanthus“, Liebesblume.

Elfriede kam gleich auf den Namen, offenbar liebt sie diese prachtvollen Blumen. Agapanthus praecox, auch als Afrikanische Lilie bekannt, stammt ursprünglich aus Südafrika und beeindruckt durch ihre leuchtend blauen oder weißen Blüten. Der Name „Agapanthus“ leitet sich aus dem Griechischen ab, wobei „agape“ für Liebe und „anthos“ für Blume steht, was die Pflanze zur „Blume der Liebe“ macht. Diese Zierpflanze wird oft in Gärten und Parks verwendet, da sie wenig Pflege benötigt und eine lange Blütezeit hat. Historisch gesehen wurde sie im 17. Jahrhundert nach Europa gebracht und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit als Garten- und Topfpflanze.

Aber es gab ja noch weitere Fragen: Was waren das  für Fliegemännlein im Hintergrund? Es sind Eroten, auch als „Eroten“ oder „Erotes“ bekannt, Figuren aus der griechischen Mythologie, die oft als kleine geflügelte Jungen oder junge Männer dargestellt werden. Sie sind Begleiter des Liebesgottes Eros und symbolisieren unterschiedliche Aspekte der Liebe und Erotik.

"A Renaissance Painting showing two flying eros" (KI, Stable Diffusion, 2024)

„A Renaissance Painting showing two flying eros“ (KI, Stable Diffusion, 2024)

Und der Hortus Kewensis ist nicht „dem Kevin sein Garten“. Der „Hortus Kewensis“ ist ein bedeutendes botanisches Werk, das erstmals im späten 18. Jahrhundert veröffentlicht wurde. Es wurde von William Aiton, dem damaligen Gärtner der Royal Botanic Gardens in Kew, zusammengestellt und beschreibt die Pflanzen, die in diesen berühmten Gärten kultiviert wurden. Das Werk diente als umfassendes Verzeichnis der Pflanzenarten, die in den Kew Gardens existierten, und war ein wichtiges Nachschlagewerk für Botaniker und Gärtner seiner Zeit.

Und Rugby bemerkte dazu noch Folgendes: ergänzte dazu: „Elfriede, Du meinst natürlich Kew Gardens,den Königlichen Botanischen Garten zwischen Kew und Richmond. Vielleicht gleich nach dem heiligen Rasen im Twickenham Stadium ganz in der Nähe die zweitschönste Grünfläche in London“.

Wer nicht nach London reisen will: einen virtuellen botanischen Garten gibt es hier: Alle seit 2016 vergangenen Wochenpflanzen findet Ihr hier im Archiv.

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