Heilpflanze „Hilft Frauen so in Kindsnöthen seyn“

4. Juli 2022 | Bild der Woche | Ein Kommentar

Die abgebildete Pflanze galt im Altertum und im Mittelalter als mächtige Heilpflanze. Sie wurde u.a. gegen die Pest und schwere Erkrankungen der Lunge verwendet. Da sie einige bedenkliche Inhaltsstoffe enthält, ist jedoch Vorsicht angebracht. Die Blätter werden jedoch in der mediterranen Küche sowie bei der Herstellung von Schnäpsen auch heute noch maßvoll verwendet. Wegen ihrer Bedeutung als Heilkraut im Mittelalter wurde die südländische Pflanze in Klostergärten kultiviert. Ihr botanischer Name stammt aus dem Altrömischen und bedeutet in etwa bitter schmeckendes Kraut. In den Kräuterbüchern des Mittelalters galt die Pflanze als eines der wichtigsten Heilkräuter. Die Inhaltsstoffe sind mittlerweise wissenschaftlich gut untersucht. Ätherische Öle, einige Alkaloide sowie Flavonoide sind pharmakologisch wirksam. Die Pflanze kann vermutlich dabei helfen, das Immunsystem generell zu stärken. Bei Überdosierung kann es zu starker Erregung der Uterusmuskulatur kommen, weshalb die Pflanze auch als Abtreibungsmittel eingesetzt wurde.

Als Halbstrauch erreicht die Pflanze Wuchshöhen bis zu einem Meter. Die blaugrünen bis graugrünen Blätter haben eine ovale Form. Sie enthalten zahlreiche Öldrüsen, die einen stark aromatischen Geruch verströmen. Blütezeit ist Juni bis Oktober. Die gelben Blüten haben einen Durchmesser von ca. 1cm und sind in Trugdolden angeordnet. Die Pflanze liebt sonnige Standorte mit durchlässigen, kalkhaltigen Böden. 

Wegen ihres sehr aromatischen, bitteren und kräftigen Geschmacks passt das Würzkraut in geringen Mengen zu deftigen Fleischgerichten wie Lamm, Schwein oder Geflügel und wirkt verdauungsfördernd. In der römischen Küche des Altertums war die Pflanze ein fester Bestandteil. Bei der Herstellung von Spirituosen wie Grappa oder Travarica, einem kroatischem Kräuterschnaps, werden die Blätter noch heute zur Aromatisierung verwendet. Gefahr geht da nur vom Ethylalkoholgehalt der Tresterbrände aus.

Wer weiß, welche einst bedeutsame Heilpflanze gemeint ist?

(H.J. Ferenz)

 

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Zeppelin mit Klimakiller-Gas„): Der Blasenstrauch, Colutea aborescens

Unser User Agricola wusste genau Bescheid, bescheiden wie er nun mal ist, gab er  jedoch, statt die Antwort einfach schnöde mit Kreide an die Tafel zu malen, eines seiner dadaistischen Gedichte zum besten, seine Variationen über den Blasenstrauch. Um den geht es nämlich. Colutea aborescens heißt jener strauchartig wachsende, wärmeliebende Schmetterlingsblüter.

Seine „Blasen“ sind mit Kohlendioxid gefüllt, sie dienen natürlich nicht als Auftriebmittel für pflanzliche Ballonfahrten, aber wenn die samengefüllten Schoten im Spätsommer vom Busch geweht werden, treibt sie der Wind über hunderte Meter weit. Wenn sie dann an einer geeigneten Stelle landen, zersetzen sie sich im Laufe des folgenden Winters, im Frühjahr kein die Samen dann aus, und ein neuer Strauch kann entstehen.

im Mittelmeerraum ist er häufig, bei uns eher selten, aber durchaus als Wildpflanze anzusehen. Er wird auch gerne in Gärten als Ziergehölz gepflanzt.

Nach der Gas-Chemie hatten wir noch gefragt: Wie die meisten Schmetterlingsblütler ist er in der Lage, an seinen Wurzeln Kolonien von Knöllchenbakterien zu bilden. Diese versorgt er mit Kohlehydraten, und die Bakterien wiederum tun das, was keine Pflanze aus sich heraus kann: Stickstoff aus der Luft aufnehmen und in für die Pflanze verwertbare Stickstoffverbindungen zu verwandeln. Eine ausgesprochen effektive Düngerfabrik. Wir Menschen können das auch – aber erst seit etwa 120 Jahren und unter Einsatz wertvoller fossiler Brennstoffe.  Grundlage für das Haber-Bosch-Verfahren, bei dem Stickstoff an Katalysatoren mit Wasserstoff unter hohem Druck zu Ammoniak umgesetzt wird, ist Erdgas. Deshalb ist der Düngerpreis seit der Russenkrise extrem gestiegen, auch dies ist ein Grund für die steigenden Lebensmittelpreise.

Noch viel mehr Pflanzen findet Ihr in unserem Archiv. Seit 2016 jede Woche ein neues Gewächs in unserem Lustgarten.

 

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