Goldige Blume mit Schlafmützchen

21. September 2020 | Bild der Woche | 2 Kommentare

Die gesuchte Pflanze ist eine Pflanzenart aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Ihren Ursprung hat diese Art in Kalifornien und anderen südwestamerikanischen Bundesstaaten. Inzwischen ist sie aber auch in Australien, Südafrika und Europa verbreitet.

Ihren wissenschaftlichen Namen erhielt sie vom deutschen Dichter, Naturforscher und Entdecker Adelbert von Chamisso auf der unter dem Kommando von Otto von Kotzebue 1815 bis 1818 durchgeführten Rurik-Expedition. Seine Eindrücke und erste wissenschaftliche Ergebnisse hielt er in Tagebüchern fest. Sie geben einen seltenen Einblick in die Entstehung der Naturforschung. Wie die Reisenotizbücher von Alexander von Humboldt und Charles Darwin dokumentieren sie die Entdeckerfreude der Naturwissenschaftler des 19. Jahrhunderts, aber auch das heute wieder aktuelle Bewusstsein von der Einheit der Wissenschaften und der Vielfalt einer zu bewahrenden Welt.

Auf der Weltumseglung wurden auch in Kalifornien unbekannte Pflanzen und Tiere dokumentiert. Adelbert von Chamisso nannte die Gattung nach seinem Freund und Kollegen Johann Friedrich von Eschscholtz, einem deutsch-baltischen Mediziner, der als Schiffsarzt und Naturforscher an der Expedition teilnahm. Das von Chamisso gesammelte Belegexemplar befindet sich im Herbarium des Botanischen Museums Berlin. Als Typenfundort wird der Hafen von San Francisco angegeben. 1903 wurde sie offiziell zur Staatsblume von Kalifornien ernannt. Ihre goldenen Blüten sind ein passendes Symbol für den „Golden State“ und das wird alljährlich am 6. April in Kalifornien gefeiert.

Die Pflanze wächst bis zu 60 Zentimeter hoch und bildet eine Pfahlwurzel. Die in einer grundständigen Rosette stehenden Laubblätter sind grau-grün, dreifach fiederteilig in viele feine, lineare Segmente mit stumpfen Spitzen unterteilt und bis zu 14 Zentimetern lang. Die radiärsymmetrischen Blüten erreichen einen Durchmesser von 2 bis 12 Zentimetern. Sie enthalten vier leuchtend gelbe bis orangefarbene Kronblätter. Die beiden Kelchblätter umschließen anfangs die Blüte vollständig in Form einer altertümlichen Schlafmütze. Sie werden beim Aufblühen der Kronblätter abgestreift und fallen als Ganzes ab. Daher auch der volkstümliche Name Schlafmützchen. Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Die Samen reifen von August bis September. Sie befinden sich in einkammerigen Schoten. Die Blüten sind nur bei Sonnenschein geöffnet. Jede Nacht und bei trübem Wetter oder Regen schließen sie sich. Die Bestäubung der zwittrigen Blüten erfolgt durch Insekten. Sie wird gern als Bienenweidepflanze und zur Begrünung von Straßenrändern genutzt. In Frankreich gibt es bedeutende Anbauflächen, auf denen er für pharmazeutische Zwecke kultiviert wird

Diese Art gilt als „Überlebenskünstler“ bei Dürre. Die Samen können jahrelang in trockenen Böden überdauern. Bei geeigneter Witterung keimen und blühen die Pflanzen rasch und bedecken dann das Land mit einem goldenen Blütenmeer. Die Pflanze wurde in den letzten Jahrhunderten weit verbreitet, entweder als Gartenpflanze oder durch die Verschleppung in Folge anderer menschlicher Aktivitäten. So beispielsweise nach Ende des Kalifornischen Goldrauschs, als viele ehemalige Goldsucher mit den vor San Francisco liegenden Schiffen aufbrachen, um ihr Glück in Chile, Neuseeland und Australien zu suchen. Dabei nahmen diese Schiffe Ballast auf, der aus dem Sand der Klippen von San Francisco bestand. Mit ihnen kam die Pflanze in diese Länder, wo sie sich zu einem verbreiteten Unkraut entwickelte. Wo sie als Gartenpflanze kultiviert wird, findet sie häufig den Weg in die freie Natur. Sie wird inzwischen in Deutschland als ein in Einbürgerung befindlicher Neophyt angesehen.

Alle Teile der Pflanze sind giftig, da sie in den Wurzeln bis zu 1,6 % und im Kraut etwa 0,3 % Alkaloide enthält. Sie bildet keinen Milchsaft, sondern eine farblose, wässrige Flüssigkeit. Die Blätter wurden bereits von den amerikanischen Ureinwohnern für medizinische und spirituelle Zwecke genutzt. Sie wurden von ihnen als Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie als mildes Schmerzmittel verwendet. Extrakte wurden von ihnen als Mittel gegen Läuse in die Haare gerieben. Heute wird die Pflanze pharmazeutisch als mildes Antidepressivum verwendet.

(H.J. Ferenz)

Auflösung der letzten Pflanze der Woche („Hollariehollaho“): Gentiana septemfida, Sommerenzian.

„Der Sommerenzian (Gentiana lagodechiana oder auch Gentiana septemfida var. lagodechiana) ist ursprünglich auf den mageren Wiesen des östlichen Kaukasus beheimatet“. Sagt eine schlaue Gartenzeitung und bildet auch genau diesen Enzian ab. Unser jodelnder Himbeertoni ist offenbar etwa zu weit östlich in den Kaukasus geraten. Tatsächlich werden diese Enziane in Tirol gerne als Topfpflanzen verkauft – als Mitbringsel aus den Alpen. Dort sind andere Enzianarten zu Hause – Gott sei dank bleiben sie an ihrem Standort stehen, wenn der Touri seinen Enziantopf aus den Bergen als Souvenier in den heimischen Garten setzt. Dort gedeiht er prächtig, einen halbwegs sonnigen und trockenen Standort vorausgesetzt.

Und nun zu unserem Praktikanten: Er  hat ja nicht behauptet, dass der Kaukasische Sommerenzian (richtig, @Agricola!) ein Alpengewächs sei. Allerdings bekommt der Direktor eine Ermahnung: bitte nicht immer so schwer. Um das Rätsel zu lösen, gab es zwei Möglichkeiten: bei Wikipedia nach „Enzian“ suchen, und alle in den Alpen dort heimischen Arten abrastern und ausschließen. Schwieriges Geschäft.  Oder: Google-Lens benutzen, dazu hätte man allerdings den Farbregler wieder auf Blau stellen müssen.  Google- Lens ist eine Funktion, die man kennen lernen sollte, weil sie einfach erschrecken lässt: darüber, wie weit künstliche Intelligenz geraten ist.Bei Pflanzen funktioniert das gut, unsere Hauskatze wird derweil noch mit Waschbären verwechselt.  Aber das System lernt, und bald weiß Google alles über Dich. Ein Foto reicht, und Google weiß, ob du geeimpft bist.

Übrigens Alle Pflanzen der Woche seit 2016  findet man in unserem Archiv.

Und  noch ein Nachklang zur Bemerkung von @Redhall:  Der Held der russischen Landwirtschaft war nicht Chruschtschow, sondern der  verdiente Genosse  Lyssenko.  Das schreibst du jetzt hundert mal.

Print Friendly, PDF & Email
2 Kommentare

Kommentar schreiben