Großkatze gibt Gummi
3. Mai 2021 | Bild der Woche | 3 KommentareDie Reinigungskräfte hatten nach dem vergnüglichen Bastelarbeit im Seniorentreff Halle-Neustadt die Hinterlassenschaften zusammengekehrt, die von den betagten Senioren zurückgelassen oder den Betreuern beim Aufräumen übersehen wurden. „Och schaut mal, sieht doch ganz nett aus“, fand Peter, und auch Taraxa fand, dass die Collage viel zu schade zum wegwerfen sei. So geriet das schmucke Blatt auf verschlungenem Wege an unsere Redaktion, die nach eingehender Untersuchung ihre fachliche Zuständigkeit feststellte. Offenbar hatte die oder der Schöpferin („Schöpfende“ konnte man ja nicht sagen, das Werk war ja vollendet) verschiedene ältere Fachzeitschriften, wohl Doubletten aus der Stadtbibliothek, zerschnitten und neu zusammengesetzt. Das Gesicht einer „furchteinflößenden“ Raubkatze starrte von dem Blatt, alles aus Teilen einer einzigen Pflanzenart montiert. Die Ausnahme bildeten nur die Augen des merkwürdigen Fabelwesens, die von dicken Gummireifen ,wohl eines Traktors, gebildet wurden.
„Schaun wir mal, was unsere Leser daraus machen werden“, befand Redaktionschef Eichler. „Aber vielleicht geben wir ihnen noch ein paar Hinweise auf den Weg“:
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- aus welcher Pflanze ist die „Großkatzenfratze“ zusammengesetzt?
- Welche Teile von ihr kann man erkennen?
- Was kann es mit dem Hinweis auf die Gummireifen auf sich haben?
- Ist der Hinweis auf die Gummireifen artgenau korrekt oder muss man taxonomisch- geographisch etwas weiter gen Osten vorrücken?
- Die Kenntnis des damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Potentials ist eine der vielen Kriegsbeuten, an denen sich die deutsche Wehrmacht die Finger schmutzig gemacht hat. Warum war das Produkt so kriegsentscheidend?
- Ganz ohne Pflanze wurde ein Ersatzprodukt unweit von Halle hergestellt. Wo?
(HW)
Auflösung der letzten Pflanze der Woche: (Blutrotes Leuchtfeuer im Sumpf“): Blutweiderich, Lythrum salicaria.
Gesucht war der Blutweiderich Lythrum salicaria. Die blutrote Blütenfarbe und die weidenblattähnliche Form der Blätter sind namensgebend (blutrot Purpurschnecke lythron, Weide salix). Da die Pflanze nicht als Arzneimittel eingestuft ist, verwendet man sie für Teezubereitungen). Das Titelfoto hat heiwu in den Elbauen aufgenommen.
(Hans Ferenz)
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in der FAZ gibt es dazu einen interessanten Artikel, der nicht ganz nebenbei die Verbrechen der Wehrmacht auf dem Gebiet der besetzten Sowjetunion beleuchtet:
https://www.faz.net/aktuell/wissen/natur/gummi-aus-loewenzahn-von-der-kriegsforschung-zur-neuen-biotechnologie-1548622-p2.html
(Nach Zwischenüberschrift: „darf man an einer Nazi-Pflanze forschen?“)
Bei näherer Betrachtung deute ich die Knospen als verblühte Blüten, bevor sich die“ Pusteblume“ bildet. Die gelben Blütenblätter sind noch sichtbar.
Eine interessante Geschichte! Zuerst erkannte ich viele Stücke Sanseverienblätter, die aber bei näherer Betrachtung auch zerteilte Stiele einer anderen Pflanze sein könnten. Auffallend sind die 2 Löwenzahnblätter und da kommen wir dem Kautschuk auch ein Stück näher, denn der Milchsaft des Löwenzahns, besonders des kaukasischen Löwenzahns, ist wahrscheinlich zur Kautschukherstellung geeignet. In Buna wird synthetischer Kautschuk hergestellt. Die Aufrüstung der Wehrmacht war der Grund für die Entwicklung des synthetische Kautschuks, um nicht von den überseeischen Quellen abhängig zu sein. Geschlossene Blütenknospen wurden auch verwendet und die hohlen Stängel der Pflanze.