Autoverkehr auf Nordspitzenweg Peißnitz

23. Juni 2016 | Umwelt + Verkehr | 6 Kommentare
bereits jetzt hat die Breite des Weges Autofahrer eingeladen

bereits jetzt hat die Breite des Weges Autofahrer eingeladen

Das Naturschutzgebiet „Nordspitze Peißnitz“ ist 11,60 ha groß und liegt auf 75 m ü. NN und damit im Überflutungsgebiet der Saale. Der Weg auf der Nordspitze der Peißnitz war zuerst nur ein kleiner Trampelpfad am Ufer der Saale. Durch ihn wurde das Naturschutzgebiet betrettbar und erlebbar. Durch intensive Begehung (Spaziergänger, Jogger, Fahrradfahrer) hat sich in den letzten Jahren ein fast fahrstraßenbreiter Weg herausgebildet (siehe Foto). Die Hochwasser 2011 und 2013, beide überfluteten die Nordspitze, haben den naturbelassenen Weg nicht beeinträchtigt. Er wird nass und er wird wieder trocken. Es passiert gar nichts. Die einzige Veränderung der letzten Jahre war die Verbreiterung durch ausgiebige Nutzung. Die Stadtverwaltung plant nun eine weitere Verbreitung des Weges auf ca. 2,5 m und, wie der Beigeordnete Stäglin ausführte, mit einer „sogenannten wassergebundenen Decke“ zu versehen. Das Projekt ist mit 228 000 Euro aus dem Fluthilfefonds zur Beseitigung von Hochwasserschäden veranschlagt. Zu befürchten ist, dass eine weitere Herrichtung und Verbreiterung des Weges zu einer noch intensiveren Nutzung einlädt.

Wanderer staunten nicht schlecht

Die Barfußwanderer waren entsetzt

Die Barfußwanderer waren entsetzt

Die Kneippwanderer, die am Mi. 22. Juni vom Peißnitzhaus aus starteten und regelmäßig den Nordspitzenweg begehen, staunten deswegen nicht schlecht, als sie nicht nur auf dem neuen Asphaltweg Fahrspuren von LKW und PKW erkennen konnten, sondern auch ausgefahrene Spuren auf dem oben beschriebenen Naturweg antrafen. Es war recht schnell erkennbar, dass die Spuren nicht von den regelmäßig anzutreffenden Fahrradfahrern stammten. Auch waren die Spuren noch keine Woche alt und durch den Regen am Wochenende gut erkennbar. Es sah teilweise so aus, als wären das Fahrzeug (oder weitere) mehrmals dort entlang gefahren. So scheint es, dass der Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Verzicht auf die Durchführung der Fluthilfemaßnahme HW 190 „Nordspitze (Peißnitz), Geh- und Radweg“ Sinn machen würde, denn ein weiterer Ausbau des Weges wäre geradezu eine Einladung für weiteren Verkehr. Schon hat es auch Schäden im Asphalt auf dem neugemachten Weg am Rand des Naturschutzgebietes durch einen LKW gegeben. Unklar ist, welche LKW dort herumfahren dürfen.

Und die Naturschutzverbände?

Und was sagt der Biber dazu?

Und was sagt der Biber dazu?

Die Verwaltung widerspricht sich auch, was die Naturschutzverbände betrifft. Lt. Hr. Stäglin ist eine Anhörung der Verbände nicht notwendig, lt. Fr. Trettin sind die Naturschutzverbände bereits informiert worden. Was denn nun? Eine private Anfrage bei einem Naturschutzverband ergab schnell, dass es eine Information anscheinend noch nicht gegeben habe. Unterlagen dazu sind ebenso nicht eingegangen. OB Wiegand ist für einen Kompromiss, obwohl niemand weiß, wie dieser nun ausschauen soll. Es war folgerichtig, dass der Stadtrat in der gestrigen Sitzung vom 22. Juni 2016 das Thema vertagt hat. Wie Stadtrat und -verwaltung in der Angelegenheit auch immer vorgehen wollen, es gibt Menschen in Halle, die bereits vor Ort vollendete Tatsachen schaffen: Mit PKW, LKW etc., Fahrzeugen also, die in einem Naturschutzgebiet definitiv nichts zu suchen haben. Das Versprechen der Stadtverwaltung etw. Baumaßnahmen nicht mit schwerem Gerät ausführen zu lassen, mag in der Theorie überzeugen zu können, die Praxis vor Ort kann ganz anders aussehen. Müssen wir dies dem Naturschutzgebiet mit neu angesiedelten Biber wirklich antun?

TK, mit Dank an die Kneippwanderer für die Fotos

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