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- Dieses Thema hat 60 Antworten und 12 Teilnehmer, und wurde zuletzt aktualisiert vor 9 Jahren, 3 Monaten von farbspektrum.
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14. Januar 2015 um 12:21 Uhr #133126
Nun Konzerne haben in der großen Mehrheit eine Rechtsform welche Publizitätspflicht erfodert und das Gewerbesteueraufkommen liegt jetzt wohl bei 45 Mrd. €. Der deutsche Städte- und Gemeindetag hat sich ausdrücklich dagegen ausgesprochen diese abzuschaffen bzw. zu ersetzen oder zu verlagern, so viel zur Postkutsche.
Die Gewerbesteuer ist bezogen auf das Gesamtsteueraufkommen ein kleiner Fisch im einstelligen Prozentbereich.
Und der Städtetag arbeitet nach dem Prinzip „Was wir haben, das haben wir.“.
14. Januar 2015 um 12:26 Uhr #133128Stimmt das Prinzip muss falsch sein und die 4. größte Einzelsteuerart ist ein gaaanz kleiner Fisch. Da der Soli nur ein Bruchteil von dem ausmacht sollten wir wenigstens den sofort abschaffen. 🙂
14. Januar 2015 um 12:50 Uhr #133139Gewerbesteuer als Instrument des Wettbewerbs kenne ich eher nur in der Bildung von Steueroasen mit Hebesatz 0, was dann wieder der Gesetzgeber reparieren musste.
14. Januar 2015 um 12:56 Uhr #133141Dann habe ich eine völlig neue Nachricht für Dich. In der BRD gibt es derzeit überall Rekordsteuereinnahmen. (insbesondere auch bei der Gewerbesteuer)
14. Januar 2015 um 12:59 Uhr #133142Stimmt das Prinzip muss falsch sein und die 4. größte Einzelsteuerart ist ein gaaanz kleiner Fisch.
Viertgrößte Einzelsteuerart, wow! Dass eine Steuerart mit einstelligem Prozentsatz am Gesamtsteueraufkommen so weit vorn steht liegt allein daran, dass die ersten beiden Posten weit über die Hälfte ausmachen. Und die beiden Podiumsplätze betreffen den Lebensunterhalt der Menschen (ihren Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen) und das Einkommen der Arbeitnehmer. Das Bild verschiebt sich noch mehr zulasten der Arbeitnehmer, wenn man alle Abgaben betrachtet, also nicht nur Steuern, sondern auch die Sozialabgaben (KV, PV, RV, AV).
14. Januar 2015 um 13:00 Uhr #133143Upps.
14. Januar 2015 um 13:13 Uhr #133147Es fehlt nur noch der berühmte Begriff Peanuts von Dir. 🙂
Nur mal so als Denkanregung, die von mir an anderer Stelle benannten Ruhrpottperlen (Gelsenkirchen, Oberhausen) haben mind. doppelt so hohe Gewerbesteuereinnahmen/Einwohner und hängen dem Durchschnitt trotzdem hinterher.
14. Januar 2015 um 13:28 Uhr #133152Politischen Willen von allen Seiten vorausgesetzt (also vermutlich nie) könnte man sich einen erheblichen Verwaltungsaufwand ersparen, komplizierte Gerichtsverfahren inbegriffen, und den Kommunen einen Ausgleich über die Einkommensteuer zukommen lassen.
14. Januar 2015 um 13:32 Uhr #133153Es fehlt nur noch der berühmte Begriff Peanuts von Dir.
Warum haben Gemeinden Gewerbe mit Hebesatz 0 angelockt und tun es heute noch mit dem Mindesthebesatz? Weil die Gewerbesteuer bei weitem nicht die wichtigste Einnahme ist, die Kommunen durch solche Ansiedlungen erzielen.
14. Januar 2015 um 13:54 Uhr #133164..
Weil die Gewerbesteuer bei weitem nicht die wichtigste Einnahme ist
…„Ach (was) !?“ © Loriot
Und wer hat das behauptet ?
Tja das Leben ist hart denn es scheint da tatsächlich eine Mehrheit unter den deutschen Stadten und Gemeinden zu geben die das ablehnen. Aber selbstverständlich bist Du da DER Experte. (wer auch sonst)
Bist Du nun eigentlich für den sofortige Abschaffung des Solis ? Der liegt ja schließlich sogar nur an 9. Stelle.
14. Januar 2015 um 14:00 Uhr #133167Warum sonst lockten Gemeinden mit Hebesatz 0 und locken mit Mindesthebesatz? Weil sie Briefkästen hübsch finden?
Und selbstverständlich könnte man den Soli abschaffen, man unterlässt dies nur, um sich nicht dem Vorwurf des Wahlbetrugs auszusetzen, weil man ja versprochen hatte, keine Steuern zu erhöhen.
14. Januar 2015 um 14:08 Uhr #133171Btw. gar kein schlechtes Beispiel. Der Soli, seinerzeit vorgeblich nur eine befristete Maßnahme, ist nur eine Rechengröße innerhalb des gesamten Einkommensteuersatzes. Die Gewerbesteuer ist das, mit bestimmten Sonderregelungen und auf bestimmte Personengruppen/Betriebsarten begrenzt, im Grunde auch nur. Die Steuerungsmöglichkeiten der Kommunen beschränken sich auf den Hebesatz.
Und im 21. Jahrhundert, wo viele Dienstleistungen global oder virtuell erbracht werden, verliert die an die körperliche Betriebsstätte und die Zahl der lokal beschäftigten Arbeitnehmer gebundene Gewerbesteuer immer weiter an Bedeutung.
14. Januar 2015 um 14:12 Uhr #133173Du machst frei von jedem Erkentnisgewinn immer weiter was ?
Berichte doch wo mal genau und wann es einen Hebesatz 0 gab oder gibt und wo den Mindesthebesatz. Das hast Du doch bestimmt nicht einfach so erfunden.
Nur mal was von böhmischen Dörfern für Dich, der Staat, Städte und Gemeinden sind bemüht möglichst viele Steuern einzunehmen. Und da gibt es doch tatsächlich einige weltfremde Spinner die daran glauben das eine Region die über längere Zeit wirtschaftsfreundlich handelt und ein positives Gründerklima hat unter dem Strich auf Dauer u.a. mehr Gewerbesteuer bekommt. Natürlich hat die aktuelle Verteilung im Länderfinanzausgleich auch überhaupt nichts mit eigener Leistung zu tun. Wäre auch wirklich Quatsch, Einheitssoße für alle ist das Motto.
14. Januar 2015 um 14:17 Uhr #133175…
Und im 21. Jahrhundert, wo viele Dienstleistungen global oder virtuell erbracht werden, verliert die an die körperliche Betriebsstätte und die Zahl der lokal beschäftigten Arbeitnehmer gebundene Gewerbesteuer immer weiter an Bedeutung.Auch hier gehe ich davon aus das Du das nicht einfach so erfunden hast denn das muss man ja auch in Zahlen sehen. Ups, da steigen ja die Gewerbesteuereinnahmen prozentual stärker als das Lohnsteueraufkommen. Ist das jetzt ein Anzeichen dafür das die Lohnsteuer im 21. Jahrhundert weiter an Bedeutung verliert. 🙂
14. Januar 2015 um 15:03 Uhr #133184Nur mal ein Beispiel, um den wachsenden Anachronismus der Gewerbesteuer zu verdeutlichen:
Da gibt es neuerdings so nen Laden, der dich online berät, was du anziehen sollst. Früher – wir nehmen mal der Einfachheit halber an, es gäbe nur kleine Geschäfte, keine Ketten – bist du in die Stadt gegangen, von Geschäft zu Geschäft, hast dir Schuhe gekauft, eine Hose, ein Hemd, nen Schlips, ein Jacket. Hast dich von netten Verkäuferinnen beraten lassen, was zueinander und zu dir passt. Die Geschäfte haben auf ihre Gewinne Gewerbesteuer gezahlt. Die Stadt hat mit der Gewerbesteuer eine Infrastruktur errichtet und instandgehalten, die Angestellten der Geschäfte gingen in die Theater, Opern, Schwimmbäder, Krankenhäuser der Stadt, wohnten in der Stadt, benutzten deren Straßen und Verkehrsmittel.
Heute lässt du dich online beraten. Das Callcenter mit 100 Beraterinnen sitzt auf engstem Raum in einem kleinen Bürogebäude in Pusemuckel, das die Ansiedlung des Callcenters mit 200% Hebesatz angelockt hat. Die Waren kommen von beauftragten Onlineversendern, die ihre Steuern von 1,x% auf den britischen Inseln bezahlen. Die 100 Beraterinnen fahren nach der Arbeit in die benachbarte Großstadt, benutzen deren Straßen und Verkehrsmittel, Krankenhäuser, Theater, Opern, Schwimmbäder… Nein, halt, die sind alle zu, weil die Stadt keine Gewerbesteuereinnahmen mehr hat, die hat nur noch Pusemuckel, wo der Bürgermeister vor lauter Langeweile Blattgold auf die Bordsteine zimmern lässt. Hätte diese Stadt mal lieber der Abschaffung der Gewerbesteuer zugestimmt, unter der Maßgabe, dafür einen höheren Anteil an der Einkommensteuer der in ihr lebenden Einwohner zu erhalten.14. Januar 2015 um 15:45 Uhr #133189Du bist wirklich zum kaputt lachen, gegensätzlicher kann man gar nicht argumentieren.
Diese von Dir beschriebenen Läden machen Achtung! nur Peanuts an der Gewerbesteuer eienr Gemeinde aus. Daran mangelt es uns auch nicht so sehr. Es fehlen größere produzierende Betriebe mit dem Stammsitz am Standort.
14. Januar 2015 um 16:03 Uhr #133193Du bist wirklich zum kaputt lachen, gegensätzlicher kann man gar nicht argumentieren.
Was ist jetzt daran falsch? @geraldo hat ein Beispiel für die Entflechtung der Wertschöpfung eines Unternehmens und die Nutzung der durch die Kommune bereitgestellten Infrastruktur durch das Unternehmen und seine Mitarbeiter aufgezeigt. Das ist ein Trend. Dieser Trend wird sich mit Industrie 4.0 verstärken. Firmensitz in Pusemuckel, Planer und Programmierer im Home-Office der Stadtwohnnungen und die Produktion der Ersatzteile über 3D-Drucker in den Autowerkstätten.
14. Januar 2015 um 16:24 Uhr #133194Auch für Dich noch mal da Du es offensichtlich nicht gelesen hast, auch die Gewerbesteuereinnahmen sind in Deutschland deutlich gestiegen und liegen auf Rekordniveau. Irgend einen Anhaltspunkt der Stichhsltigkeit seines Argumentes sollte man schon liefern.
Aber Du kannst natürlich jetzt gern msl über Industrie 4.0 berichten. Ich lache mich da bei den Politikerreden zum Thema ziemlich schlapp. Vielleicht wird es hier ja besser.
14. Januar 2015 um 16:27 Uhr #133195Wer ein technisches Studium absolviert hat, lächelt über den 3D-Drucker-Hype.
14. Januar 2015 um 16:37 Uhr #133196Mann, das war ein vereinfachtes Beispiel, um Mechanismen deutlich zu machen, die sich zwischen der „Postkutschenzeit“ und dem 21. Jahrhundert verändert haben. Irgendwie muss man ein komplexes Thema doch auf fassliche Strukturen herunterbrechen. Ok, produzierende Betriebe. Als das erste Mal ernste Meldungen darüber auftauchten, dass Opel den Standort Bochum schließen will, habe ich im Stern gelesen, dass Opel seit der Errichtung des Betriebes in den 70ern noch nicht ein Jahr Gewerbesteuer bezahlt hat. Das ist eine eher komplexe Geschichte, die mit den Gestaltungsmöglichkeiten global agierender Konzerne zu tun hat.
Ein anderes Bespiel, aus dem Energiebereich. Ein olles Kohlekraftwerk, dass seine stinkigen Rauchfahnen in den Himmel blies und von hunderten Kraftwerksarbeitern in Gang gehalten und hunderten Bergwerksarbeitern mit Kohle beliefert wurde. Da hat die Gewerbesteuer noch gepasst. Und heute? Heulende, kranichhäckselnde Landschaftsverspargelung und bis zum Horizont von Solarflächen überbaute ehemalige Ackerflächen. Erdgaskraftwerke, die weitestgehend automatisch laufen. Nicht oder kaum ein Arbeitnehmer vor Ort.
Oder anderes produzierendes Gewerbe: Früher mitten in der Stadt (denk nur an Mafa und Karrosseriewerk). Heute ist es gang und gäbe, dass man in der Stadt, mitten zwischen Wohngebieten solchen Dreck nicht haben will (wenn der Dreck nicht eh gleich nach Fernost ausgelagert wird). Die Gewerbesteuer nimmt irgendein Dorf vor der Stadt ein, wo sich das produzierende Gewerbe niedergelassen hat und auf keinerlei Anrainer Rücksicht nehmen muss, die Arbeiter dieses Gewerbes wohnen aber in der Stadt, nutzen dort Straßen und Verkehrsmittel, Krankenhäuser, Schwimmbäder, Theater, Oper,…
Ich bleibe dabei, die Gewerbesteuer ist ein Steuerinstrument aus der Vergangenheit, hat im Industriezeitalter noch funktioniert, sorgt aber in unserer modernen Welt nicht dafür, dass die Städte als urbane Zentren, die die Infrastruktur für das LEBEN der Menschen bereithalten sollen, angemessen finanziert werden können. Es ist nicht allein ein Nichtwirtschaftenkönnen der Kommunen, es liegt mehr im Argen.14. Januar 2015 um 16:41 Uhr #133197Stichwort Rekordsteuereinnahmen: Reden wir von absoluten oder inflationsbereinigten Zahlen?
14. Januar 2015 um 18:12 Uhr #133221Ja, nach Jahren der Merkel-Regierung können wir die Früchte des soliden Wirtschaftens ernten. Mit dem rot-rot-grünen Geschwurbel drumrum müssen wir für die Vorhersage des nächsten Abschwungs nicht mal Prophet sein.
14. Januar 2015 um 18:42 Uhr #133226Ja, nach Jahren der Merkel-Regierung können wir die Früchte des soliden Wirtschaftens ernten.
Auf Pump, alles auf Pump. Der Außenhandelsüberschuss fällt uns auf die Füße, wenn die Handelspartner ihre Kredite nicht mehr bezahlen können – das bezahlt dann wie 2009 wieder bankenrettend der Steuerzahler, also hauptsächlich die Arbeitnehmer und Verbraucher. Und die schwarze Null der Bundesregierung zahlen wir mit verrottender Infrastruktur, deren künftige Instandsetzungskosten nur um so größer ausfallen. Solide, sehr solide…
14. Januar 2015 um 18:53 Uhr #133228Wen es wirklich interessiert, der kann sich mal hier durcharbeiten:
http://www.jarass.com/Steuer/A/Unternehmensteuerreform%202008%20Langfassung.pdfDie faktische Steuerlast großer deutscher Unternehmen liegt bei ungefähr 10%. Nicht von den Steuersätzen und dem FDP-Gebrabbel über die kalte Progression irremachen lassen, was letztlich zählt ist, was nach Nutzung aller Gestaltungsmöglichkeiten an Steuern übrigbleibt. Deutschland ist für Unternehmen praktisch ein Niedrigsteuerland. Hingegen wird der Faktor Arbeit durch Steuern und Abgaben unverhältnismäßig hoch belastet (davon kann jeder Arbeitnehmer ein Lied singen, der auf seine Lohnabrechnung schaut und jeder kleine Gewerbetreibende auch), was Arbeit in Deutschland unverhältnismäßig teuer macht.
14. Januar 2015 um 22:05 Uhr #133251Länder mit Hebesätzen Null, wie Lichtenstein, leben doch nicht schlecht auf Kosten z.B. Griechenlands. Dann kann der MP mit den Finger auf Griechenland zeigen und ne Sklaventroika schicken.
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