Startseite Foren Halle (Saale) Was geschieht im RAW?

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  • #1959

    Bin heute mit dem Zug am Reichsbahnausbesserungswerk vorbeigefahren, es sieht alles leer und verfallen aus, geschieht da noch irgendwas?

    #2119

    [paste][http://www.flickr.com/photos/example/2910192942/][/paste]

    #2123

    Pardon, aber das Bild sollte nicht in diesen Thread.Zum ehemaligen RAW Ernst-Thälmann ist zu sagen,dass sich dieses Werk in der DDR auf die Reparatur von dieselgetriebenen Kleinlokomotiven insbesondere der Baureihe 100 spezialisiert hatte. Der letzte große Auftritt war 1989 die Erstellung bzw. die Montage der legentären Lok “Saxonia”.
    Das RAW besaß auch ein eigenes Heizwerk mit einer sehenswerten Schebebahn-Kranbekohlungsanlage, welches mit 3 oder 4 x 6,5 t/h KWK-Dampferzeugern vom Dampfkesselbau Köthen ausgestattet war.
    Dieses Heizwerk spielte in der Anfangsphase des Aufbaus des damaligen Thälmannplatzes insbesondere für die Wärmeversrgung des Interhotels “Stadt Halle” eine besondere Rolle. Dies lag daran, dass für die schnellere Fertigstellung das Projekt des “Interhotel Stadt Leipzig“ zur Wiederverwendung kam und in Leipzig die Wärmeversorgung aus dem dortigen Dampfnetz zur Anwendung kam.Da in den 60`er Jahren das Dampfnetz in Halle mit der Dampflieferung vom Heizwerk Holzplatz zu weit vom Riebeckplatz entfernt lag, mußte das RAW-Heizwerk die Wärmeversorgung über das bis zum Thielen-Bahnhof gelegene Heiznetz übernehmen. Bei dieser Gelegenheit konnte das RAW einen weiteren 6,5 t/h Dampferzeuger von den Politoberen herausschlagen und auch noch die Wärmeversorgung des heute noch existierenden EDV-Gebäudes absichern.
    Soweit ein kleiner Rückblick auf die Geschichte des RAW.
    Heute zählt das RAW zu den maroden Industriedenkmälern, welches wohl in unserer Zeit keine Verwendung mehr finden wird.

    #2271

    Schebebahn-Kranbekohlungsanlage

    Erklärst Du uns Ahnungslosen noch, was das ist?

    #2280

    @Hei-Wu,
    hier ist ein Bild von der Einschienenbahn-Greifer-Bekohlung im RAW Halle. Eine ähnlich Konstruktion befand sich im ehemaligen Heizwerk Freiimfelder Straße östlich der Berliner Brücke. Der Greifer fuhr über den Kohlewaggon und beförderte die gegriffene Kohle auf die Kohlebunker des Heizwerkes.

    #2283

    @Hei-Wu,
    hier hast Du noch ein Luftbild von den derzeitige Relikten der Schwebebahn-Heizwerksbekohlungsanlage:
    http://www.bing.com/maps/?v=2&cp=skbk12hzzwd6&lvl=18.97&dir=26.63&sty=b&nwyw=1&ss=yp.halle&tbox=1

    #2956

    Das RAW ist doch ein Riesengelände mit zig leerststehenden Gebäuden, es gehört zwar bestimmt der Bahn, aber es hätte ja trotzdem mal jemand in Stadtrat nachfragen können. Ich habe da früher auch nicht daran gedacht, soviel für diejenigen, die mir gleich wieder diesen Vorwurf machen.

    #2957

    @Kenno: danke für die Erläuterung. Warum hat man die Kohlen nicht einfach als Schüttgut abgeladen?

    #2961

    @Hei-wu,
    Du bist gut. Die Kohlen waren keine Briketts, sondern Rohbraunkohle, die damals mit Reichsbahnwaggons angeliefert wurde.Wie anders sollten dann die großen Mengen in die den Dampferzeugern vorgelagerten Kesselbunker und Rostfeuerungen befördert werden.Auch eine gewisse Winterbevorratung mußte auf einem mit der Laufkatze erreichbaren Kohlenlagerplatz gewährleistet werden.

    #2962

    Mit Schüttgutselbstenladewagen:

    und dann weiter mit einem Förderband ins Kraftwerk:
    http://technikfreun.de/unterwegs/peenemuende/DSCF1286.jpg

    Krieg ich jetzt nen Preis für den Neuerervorschlag?

    #2964

    @Hei-wu,so wie du es beschrieben hast, wird es ja heute auch z.B. im EON-Kraftwerk Buna mit 40 t-OO-t Seitenselbstentlade-Güterwagen auch getan, die in Entladetiefbunker abkippen.Aber die DR hat erst in den 60`er Jahren auf diese Güterwaggons aus Niesky umgestellt und vorher gab es noch keine Selbstentlader allenfalls Stirnwandkipper.Im Heizwerk Halle-Holzplatz wurde für die nicht kippfähigen Güterwaggons die Enladung mittels “Heinzelmann-Becherwerks-Entladung” direkt aus dem Waggon nach Oben auf das Kohleförderband bewerkstelligt.

    #3207

    Das ist die Gelegenheit, mich auch im wahren Forum rückzumelden-Vielen Dank!

    Das RAW ist ein verwunschener Ort geworden. Doch die Lage auf der Insel hinter der berühmten Schranke hat wenigstens dafür gesorgt, daß die Kloppis dort noch nicht durchgezogen sind. Ich habe von den PA-Zeiten bis zu einer ordentlichen Ausbildung eine große Zeit meiner „Jugend“ dort verbracht. @Kenno, es scheint, wir waren Kollegen. Wenn ich jetzt dort regelmäßig über das Gelände streife, schläft alles und wächst zu. Kurioserweise findet das RAW im www nicht statt-außer jetzt hier im Forum. Im RAW waren zum Ende der DDR gut 2000 Leute beschäftigt. Und bisher hat keiner darüber berichtet. Es ist schön, daß sich das hier und jetzt ändert.

    Das Gelände ist architektonisch interessant, doch leider völlig ungenutzt (bis auf ein wenig DB im vorderen Bereich in der früheren Elektronikwerkstatt). Die Investruine „Sportparadies“ hätte dort fertige Hallen vorgefunden. Ebenso ließen sich dort Verantaltungen – von Sport bis Musik – abhalten, die entgegen der Peißnitz keinen Anwohner stören können (nichts gegen die Peißnitz, der Stunk der Anwohner ist ein anderes Thema, ich wohne zentral). Das Gelände auf dieser Insel zwischen den Schienen hat großes Potential-nur liegt es leider im Vergessenen.

    Ich könnte noch viel erzählen, vom auch schon vergessenen Bunker unter den Gleisen zur Delitzscher Straße hin, vom Zugangstunnel aus der Raffineriestraße und von der immer noch verbauten historischen Technik. Carl Flohr, Berlin. Irgendwann um 1914. Der Kran in der Lokhalle und auch das Schild daran sind noch da. Aber das würde das Forum sprengen und braucht einen anderen Platz.
    @Kenno, willst Du mir helfen, die ganze Geschichte zu dokumentieren?

    #3221

    Hallo Gims, das freut mich, dass Dich das Thema RAW interresiiert und Du auch Ahnung hast, ich bin da nie drin gewesen. Es wundert mich selbst, dass das RAW m.W. im Stadtrat nie Thema war, nun gut es ist kein städtisches Gelände, aber beim Schlachthof wurde auch öfter nachgefragt.
    Es wäre doch interessant zu erfahren, was die Bahn mit dem RAW beabsichtigt? Wird es für den Ausbau des Güterbahnhofs gebraucht? Es grüßt Dich Wolli

    #3258

    @Gims,
    ich habe dir eine persönliche Nachricht geschickt.
    PS.: Denkst du etwa an den Tunnel unter dem Güterbahngleis, der damals als „Kartoffellager“ benutzt worden war?

    #3357

    @Golem, was ist dabei der Unterschied?

    #3426

    Vom Zugang an der Raffineriestrasse sind die DDR-Strafgefangenen durch den Tunnel unter den Gleisen zum Bahnsteig 12 (es kann auch Bahnsteig 6 gewesen sein) geführt worden, wo sie dann in den Gefangenenzug steigen mußten, der die Gefangenen quer durch die DDR zu den Gefängnissen brachte.
    Ich habe da mal so einen Trupp Gefangene im Morgengrauen stehen sehen und in einem Bericht von Helgard Krumm(„Hohenecker Protokolle“) gelesen, die vom Roten Ochsen nach Stolberg ins Frauengefängnis Hoheneck gebracht wurde.

    #3431

    Anonym

    Extra für Wessis, die glauben, dass wir vor der Wende nicht mit Messer und Gabel gegessen haben:
    „Offene Güterwagen mit sattelförmigem Wagenboden und schlagartiger Schwerkraftentladung wurden in Deutschland bereits seit den 1930er Jahren für den Transport von Kohle und Eisenerz eingesetzt. Für die Deutsche Reichsbahn waren sie angesichts des großen Transportbedarfs – Braunkohle war der wichtigste Energieträger der DDR und jahrelang das nach Gewicht meisttransportierte Gut der DR – von großer Bedeutung. Sie wurden deshalb kontinuierlich in großen Stückzahlen beschafft.“
    Wikipedia

    #3441

    Wenn es also diese Wagen gegeben hat, warum wurden die dann am Kohlebunker nicht verwendet?
    Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Kranführer?

    #3447

    Da muss natürlich ein Tiefbunker gebaut werden, in den die Kohle entleert werden kann, und von dort mit Schrägbandanlage nach oben in die Kesselbunker. Das ist für kleine Heizwerke zu aufwendig, da genügt so eine Krananlage.
    Im Kraftwerk Trotha ist dann so eine Bekohlungsanlage mit Tiefbunker gebaut worden.

    #3521

    Anonym

    Ich denke auch, das Hemmnis waren die Investion für die Entladebunker.

    #3547

    @Umländer,nein nicht die Investition für einen Entladetiefbunker war der Grund, sondern der fehlende Platzbedarf dafür in dem besagten Gleisdreieck und die geringe Größe dieses Heizwerkes.Auch am ehemaligen 1.städtischen Heizwerk Freiimfelder Straße (Baujahr 1928, Baumeister war der hallesche Stadtbaurat Wilhelm Jost) wurde eine ähnliche Einschienen-Kranbekohlungsanlage auch aus Platzgründen realisiert.Im Kraftwerk Halle-Trotha dagegen wurde 1963 für die schnellere Pendelzugentladung ein Entladetiefbunker für die gleichzeitige Entladung von 4 Stück 40 to OOt-Wagen errichtet.

    #3552

    Damit soll es gut sein mit dem kleinen RAW-Heizwerk, viel wichtiger ist doch das überige riesige Gelände mit den vielen leerstehenden Gebäuden, was wird daraus?

    #3554

    Hier sind noch 2 Bilder von der ehemaligen Bekohlungsanlage und dem Kohlelagerplatz im KW Halle-Trotha

    #3569

    @Wolli

    frag doch mal beim Bundeseisenbahnvermögen nach, ich denk mal, daß das Gelände noch dazu gehört…

    #4272

    @Wolli
    Was DB dort „beabsichtigt“, weiß ich leider auch nicht. Die einschlägigen Informanten aus den dort seit 1991 immer wieder neu geordneten Bereichen sind zwischenzeitlich in Rente. Der ganz hinten auf dem Gelände der früheren Brückenmeisterei ansässige Schrotthändler hatte aber vor etwa 2 Monaten erzählt, daß das Gelände, inklusive der BBS, verkauft sei. Ob das nun alles mit RAW, oder nur hinten betrifft-oder an wen, wußte er nicht. Also bleibt es ein Gerücht und keine Meldung. Vielleicht kannst Du ja alte Drähte ins Rathaus aktivieren und mal eruieren, ob überhaupt und wenn ja, was dort vor sich gehen soll.

    In der Zwischenzeit wandele ich auf den alten, zugewachsenen Pfaden. Und hoffe, hier alte Mitstreiter zu treffen, um das RAW und seine Geschichte für die Nachwelt zu dokumentieren. Irgendwo müssen sie doch geblieben sein. Werksdirektor Busch-bitte melden!

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