Startseite Foren Halle (Saale) Haushaltsblockade oder verantwortliches Handeln?

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  • #363419

    Haushaltsblockade oder verantwortliches Handeln? Am 18. Dezember hat der Stadtrat mit einer Mehrheit die Diskussion über den Haushalt 2020 und das Kon
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    #363420

    “ im Eiltempo einen Haushaltseintwurf erarbeitet, der den Vorgaben des Landesverwaltungsamtes entspricht“

    Aber eben nicht den Vorgaben des Stadtrates. Und der beschließt letztendlich.
    Dann bleibt noch der Genehmigungsvorbehalt des LVwA, der unabhängig von der Meinung der Stadtverwaltung ist. Also nicht mit „entspricht den vorgaben des LVwA“. Beiträge von „Wir für Halle“ sollten auch als solches gekennzeichnet werden.

    #363421

    Wenn der Haushalt erst nach der OB Wahl erarbeitet worden wäre, wäre dies wahre Magie. Die Haushaltsleute im Rathaus fangen damit jedes Jahr zum Jahresbeginn an, die machen ja nicht ein halbes Jahr gar nichts.
    Wenn die Haushaltserstellung nicht erfolgt wäre, wie behauptet, wäre dies somit vorsätzlich zum Schaden der Stadt erfolgt. Da sollte der OB vielleicht mal überlegen, welche Legende für ihn am Ende wirklich besser ausfällt.

    #363422

    Hier ist ein in meinen Augen guter und auf dem Punkt gebrachter Kommentar vom StäZ-Redakteur Felix Knothe:
    „Beobachtern war lange klar, dass es so kommen musste: Drei Wochen sind für einen ehrenamtlich arbeitenden Stadtrat zu wenig, um einen 1400 Seiten starken, und eine Dreiviertelmilliarde Euro schweren Haushalt zu verabschieden. Und doch hat der Ober-bürgermeister das Konvolut erst Ende November vorgelegt und trotzdem erwartet, dass der Stadtrat bereits drei Wochen später zustimmt. Nun, da der Haushaltsbeschluss vertagt ist, schiebt er dem Rat, diesem Gremium, mit dem er wohl auch in den kommenden Jahren nicht erquicklich wird zusammen-arbeiten können, die alleinige Verantwortung zu. Der Rat sei schuld, dass nun Vereine und Träger kein Geld bekommen. Kinder müssten leiden in Halle, war sich Wiegand nicht zu schade, im Stadtrat zu behaupten. Sich selbst dagegen lobte er über den grünen Klee. Ein groteskes Spiel: Aus Hauptsache ich wird Hauptsache nicht ich. Hauptsache nicht ich, der OB, bin schuld.

    Aber „das bisschen Haushalt“ braucht eben auch in Halle Zeit. Und wenn ein zu spät verabschiedeter Haushalt der Stadt so sehr schadet, dann hätte Wiegand es nicht dazu kommen lassen dürfen. Er hätte ihn früher einbringen müssen, egal wie die OB- und die Beigeordnetenwahl terminiert waren. Der Stadtrat hatte ihn mehrfach dazu aufgefordert. Was wäre denn gewesen, wenn Wiegand im Herbst abgewählt worden wäre? Hätte sein Nachfolger dann haushalterische Tabula rasa im Ratshof vorgefunden? Man darf von einem OB im letzten Jahr einer Amtszeit erwarten, dass seine Verwaltung die nötigen Vorarbeiten zur Verabschiedung eines Haushalts trotzdem beizeiten macht. Und wenn es der letzte Dienst an der Stadt ist. Aber Wiegand wollte offenbar nicht, dass über die Zahlen der Stadt bereits vor der Wahl diskutiert wird. Sie sind nämlich kein Ruhmesblatt. Wiegand hat sich verfangen in seiner eigenen technokratischen Logik. Der pünktliche Haushalt war bisher eines seiner Markenzeichen. Er wurde zum eigenen politischen Inhalt. Nun, wo es dank Konsolidierungsauflage von oben eng wurde um den Haushalt, hieß das Motto am Ende nur noch: Hauptsache irgendein Haushalt, Hauptsache pünktlich. Ob das Zahlenwerk stimmig, das Konsolidierungskonzept schlüssig und beides zusammen politisch klug gemacht sind – von einer tragfähigen politischen Mehrheit einmal ganz abgesehen – war offenkundig eher nebensächlich. Die Chance war sogar groß, dass niemand ernsthafte und unangenehme Nachfragen zum Haushalt stellt, wenn er nur drei Wochen lang auf dem politischen Verhandlungsmarkt ist.

    Ja, ein pünktlicher Haushalt bringt deutliche Vorteile für alle Beteiligten. Aber die Welt geht nicht unter, wenn er einen Monat zu spät kommt. Das ist in den politischen Körperschaften Deutschlands allzu oft gang und gäbe. Nun mit der großen Sparkeule zu drohen, nämlich damit, ab Januar gar keine Mittel auszugeben, obwohl vorläufige Haushaltsführung monatliche Abschläge möglicherweise zulassen würde, ist zusätzlich verantwortungslos. Wiegand betreibt hier eine politische Erpressung und missbraucht dabei die vielen Vereine und Träger als Faustpfand, die auf Zuwendungen aus der Stadtkasse angewiesen sind. Es geht um Kultur, um Soziale Hilfen, um Schulsozialarbeit und vieles mehr.

    Die hallesche Haushaltsdebatte 2020 ist zudem auch ein Machtspiel. Wiegands Plan, den Stadtrat zu einer haushalterischen Espressomaschine zu degradieren, hätte auch die Axt an eines der Grundprinzipien kommunaler Demokratie gelegt: an das Etatrecht des Stadtrats. Dieses Recht beinhaltet zwingend Kontroll- und Nachfragemöglichkeiten und natürlich auch das Recht, eigene Schwerpunkte zu setzen. Hätte der Stadtrat der verkürzten Debattenzeit zum Haushalt zugestimmt, hätte er sich in den kommenden Jahren nicht mehr rühren können. Er hätte alle eigenen politischen Gestaltungsoptionen an der Stadtratsgarderobe abgeben können. Er wäre ein Gremium von Jasagern und Abnickern geworden. Dafür ist er von den Bürgern aber nicht gewählt worden.“ (https://staedtische-zeitung.de/2019/12/kommentar-haushalt-braucht-zeit/)

    #363423

    Der Kommentar von Herrn Knothe ist insofern nicht stimmig, als er von 1400 Seiten spricht. Der überwiegende Teil sind Pflichtaufgaben, die auch der Rat nicht ändern kann. Es ging konkret um 48 Positionen, die zur Debatte standen.

    #363424

    Auch wenn es Pflichtaufgaben sind, ist deren finanzielle Ausstattung nicht vorgegeben und ändert sich ständig.
    Dass es nur 48 „freiwillige Posten“ gibt, kann ich nicht glauben.
    Dazu kommen noch jede Menge versteckter Posten.
    Irgendwo muss es auch ein Budget für einen Neujahrsempfang oder diverse Weihnachtsbäume geben, beides ebenfalls keine Pflichtaufgaben.

    #363425

    Mir kommen die Tränen. Die armen Stadträte, die gerne (und natürlich dankenswerter Weise) ehrenamtlich Politik machen möchten, sind total überfordert. Ganz überraschend kam da ein Haushalt auf Sie zu. Vorbereitung? Null. Fragen? Alle beantwortet. Änderungswünsche? Nicht vorgelegt (bis auf sehr wenige).
    Da fragt man sich doch, ob hier ernsthaft Politik gemacht wird. Anscheinend werden ja nicht einmal die reichlich bestzten Fraktionsgeschäftsstellen eingesetzt, um sich wenigstens zu bemühen, den Haushalt zu beschließen.
    Für jeden Ausschuss gab es eine Sondersitzung zusätzlich – gewollt war von den Räten jedoch nur zu zeigen, dass man den Plan nicht beschließen kann.
    Und jetzt geht es weiter mit den nächsten Ausschüssen am 7. Januar. Welche Erkenntnisse die Stadträte wohl über die Feiertage gewinnen? Oder ging es etwa doch nur darum, dem OB eins auszuweichen?

    #363426

    Diese ständige Verweisen auf nur „48“ Positionen ist ein Armutszeugnis der Demokratie. Wenn der Stadtrat so wenig zu sagen hat, warum braucht man ihn dann?

    #365066

    Wenn ich das richtig sehe, verlangt das Landesverwaltungsamt konkrete Kürzungen im Haushalt 2020 und Wiegand will dagegen innerhalb von 30 Jahren die Schulden abbauen.
    Angesichts des Zinsniveaus und der Befürchtung, dass das Geldsystem in absehbarer Zeit zusammenbricht, könnte man sich der Meinung von Wiegand anschließen.
    Der Stadtrat traut sich auch nicht, die freiwilligen Leistungen zu kürzen, denn wer das jetzt vorschlägt, ist der Bösewicht.

    #365074

    Umschulden wäre jetzt die Prämisse. Damit befreit man die Geldinstitute von der Pflicht, Geld bei der EZB gegen Zinsen anlegen zu müssen. Aktuell müßte damit dann ja auch die Kredithöhe verringert werden können…

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