Tourismus zieht wieder an: Endlich wieder mehr Gäste und Übernachtungen in Halle

25. August 2022 | Wirtschaft | Keine Kommentare

Halle verzeichnete im ersten Halbjahr des Jahres rund 173.000 Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland – mehr als doppelt so viele wie in der ersten Jahreshälfte 2021, nachdem es damals zum Teil noch ein Beherbergungsverbot bei Privatreisen gegeben hatte. Darauf machte nun die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten aufmerksam und berief sich dabei auf aktuelle Angaben des Statistischen Landesamtes.

„Dass wieder viel mehr Urlauber und Geschäftsreisende an die Saale kommen, ist für das Hotel- und Gaststättengewerbe eine gute Nachricht – vor allem auch für die Beschäftigten! Nach zweieinhalb Jahren Pandemie kehrt die Branche Stück für Stück auf das alte Niveau zurück.“, so Jörg Most, Geschäftsführer der NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau. Von der „Normalität“ seien viele Hotels, Pensionen und Wirtshäuser aber dennoch weiterhin entfernt. Der Grund: Den Unternehmen gelingt es nach Beobachtung der Gewerkschaft kaum, genug Personal für die wachsende Arbeit zu finden.

Zwar hätten derzeit viele Branchen mit dem Mangel an Fachleuten zu kämpfen, doch im Gastgewerbe falle die Suche nach qualifizierten Kräften besonders schwer. Das liege vor allem an den Arbeitsbedingungen, urteilte Most. So klagten im letzten DGB-Ausbildungsreport 59 Prozent der angehenden Hotelfachleute und 54 Prozent der Azubis in der Küche, regelmäßig Überstunden machen zu müssen – ein Spitzenwert.

„Wer im Gastgewerbe arbeitet, ist nicht nur spätabends oder am Wochenende im Einsatz. Die
Beschäftigten erfahren oft auch erst am Vortag vom Chef, dass sie einspringen sollen. Zum Beispiel, weil sich die Wettervorhersage geändert hat und einen Run auf den Biergarten erwarten lässt. So kann aber niemand seinen Alltag planen – schon gar nicht, wer Kinder hat.“, so Most. Nach Einschätzung des Gewerkschafters ist ein erheblicher Teil der rund 3.800 Menschen, die das Gastgewerbe in Halle laut Arbeitsagentur beschäftigt, von dieser „Arbeit auf Abruf“ betroffen.

Wer sich für die Branche entscheide, wisse, dass die Arbeitszeiten anders seien als in einem Büro-Job. „Wichtig ist zugleich eine Personaldecke, die dick genug ist, um auch kurzfristig Events wie Geburtstage oder Hochzeiten ausrichten zu können.“, betonte der Geschäftsführer der NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau. Um Arbeitszeit und Dienstplanung fair zu regeln, sollten sich die Betriebe zu tariflichen Standards bekennen. Dort, wo es einen Betriebsrat gebe – etwa in Hotelketten oder in der Systemgastronomie – könnten sozialverträgliche Lösungen mit der Arbeitnehmervertretung gefunden werden.

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