Handwerk unzufrieden: Konjunkturstagnation hält an – wenig Vertrauen in wirtschaftliche Erholung

31. Juli 2024 | Wirtschaft | Ein Kommentar

Trotz einer leichten Belebung am Ausbildungsmarkt bleibt die konjunkturelle Lage im Handwerk angespannt. Die Handwerkskammer Halle verzeichnete für das am 1. August beginnende Ausbildungsjahr 1.119 neue Ausbildungsverträge, ein Plus von 51 Verträgen im Vergleich zum Vorjahr. „Der leichte Aufwärtstrend setzt sich erneut fort. Wir gehen davon aus, am Ende des Jahres erneut eine Zunahme zum Vorjahr konstatieren zu können“, kommentiert Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle. Dennoch bleibt die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze hoch: Rund 400 Stellen sind im Kammerbezirk noch vakant, deutschlandweit sind es sogar fast 20.000.

Während 69 Prozent der Betriebe ihre Azubis vor Ort finden, suchen immer mehr auch über die regionalen Grenzen hinaus, teilweise sogar im Ausland. Dennoch sind 78 Prozent der befragten Betriebe entweder nicht ausbildungsberechtigt oder haben derzeit keinen Bedarf an Auszubildenden.

Die konjunkturelle Stimmung hat sich im Vergleich zum Vorquartal nur geringfügig verbessert. Der Index der Geschäftslage stieg leicht auf plus 28, blieb jedoch deutlich unter dem Vorjahreswert von plus 38. Vor allem im Bauhandwerk zeigt sich eine besonders schwache Geschäftslage. Die Zukunftserwartungen bleiben ebenfalls verhalten, mit einem Index von minus 8 Punkten.

Die Beschäftigung im Handwerk stagniert und verzeichnet lediglich einen leichten Rückgang, hauptsächlich aufgrund demografischer Entwicklungen. Derzeit sind etwa 59.500 Menschen in den Mitgliedsbetrieben der Handwerkskammer beschäftigt.

Trotz eines nominalen Umsatzwachstums von 6 Prozent im zweiten Quartal, welches teilweise durch Inflation bedingt ist, bleiben die Umsatzerwartungen gedämpft. Nur 9 Prozent der Betriebe erwarten eine positive Umsatzentwicklung im nächsten Quartal, während 27 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen.

Die durchschnittliche Auftragsreichweite sank auf 6,3 Wochen, den niedrigsten Wert seit 2009, mit Ausnahme des Corona-Jahres 2020. Auch die Betriebsauslastung blieb stabil bei 81,5 Prozent, wobei nur 27 Prozent der Betriebe ihre Kapazitäten vollständig ausschöpfen konnten.

Die Anzahl der Mitgliedsbetriebe im Kammerbezirk Halle ist stabil, allerdings ging sie im Vergleich zum Vorjahr um 120 Betriebe zurück. Die meisten Betriebe finden sich in den Gewerken der Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, gefolgt von Friseuren und Kfz-Technikern. Ein besonders starker Rückgang der Betriebszahl wurde im Burgenlandkreis mit einem Minus von 2,2 Prozent verzeichnet.

Insgesamt zeichnet sich für das Handwerk ein durchwachsenes Bild: Zwar gibt es positive Impulse, doch der Ausblick bleibt angesichts schwacher Konjunkturaussichten und einer gedämpften Stimmung verhalten. Eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung ist derzeit nicht absehbar.

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