Entwicklung „besorgniserregend“: IHK veröffentlicht Quartalsbericht zur wirtschaftlichen Lage

10. Mai 2023 | Wirtschaft | Keine Kommentare

Die Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts sind immer noch von der Krise betroffen, aber ihre Verunsicherung hat sich im Vergleich zum Ende des letzten Jahres verringert. Die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) für das erste Quartal 2023 zeigt jedoch, dass die hohen Preise für Energie und Rohstoffe sich spürbar auf die Geschäftslage vieler Branchen auswirken. Der IHK-Geschäftsklimaindikator, der aus Einschätzungen zur Geschäftslage und -aussichten gebildet wird, steigt leicht auf 5,6 Punkte.

Laut Hendrik Senkbeil, Leiter des IHK-Geschäftsbereichs Standortpolitik, sind die schlimmsten Befürchtungen hinsichtlich explodierender und langfristig hoher Preise zwar nicht eingetroffen, aber die Mehrheit der Unternehmen ist immer noch pessimistisch in Bezug auf die Zukunftsaussichten. Senkbeil betont, dass die Unternehmen mit spürbaren negativen Auswirkungen auf Gewinne, Umsätze und Aufträge zu kämpfen haben. Von einer Zuversicht oder Erholung kann daher noch nicht die Rede sein.

Der IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier bewertet die Entwicklung sogar als besorgniserregend. Er sieht die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der Region aufgrund einer unberechenbaren deutschen Wirtschaftspolitik beeinträchtigt, was zu geringerem Wachstum und Wohlstand führen wird. Insbesondere die Energiepolitik der Bundesregierung wird von Brockmeier als weder plan- noch nachvollziehbar kritisiert. Er fordert eine grundsätzliche Technologieoffenheit beim Energieangebot und die Nutzung aller verfügbaren Energieträger. Darüber hinaus kritisiert er die geplante Steuerung der Energienachfrage und nennt das Verbot bestimmter Heiztechnologien als Beispiel für reine Planwirtschaft.

Umsatzrückgang in der Industrie

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichts im Einzelnen zeigen, dass die Industrie aufgrund der Preisentwicklung der letzten Monate rückläufige Umsätze verzeichnet und eine allgemeine Eintrübung der Lagebewertung erfährt. Die Auftragseingänge und die Kapazitätsauslastung gehen ebenfalls zurück, während die Geschäftserwartungen etwas positiver sind, aber per Saldo immer noch negativ. Weitere Preisanstiege werden kaum erwartet, und der Geschäftsklimaindex der Branche bleibt mit 6,8 Punkten auf dem Niveau des Vorquartals.

Im Baugewerbe verschlechtert sich ebenfalls die Geschäftslage. Die sinkenden Auftragseingänge seit Herbst wirken sich nun auch negativ auf die Umsatzentwicklung aus, und das Auftragspolster schrumpft weiter. U ungünstige Rahmenbedingungen wie steigende Immobilienzinsen belasten die Nachfrage mittelfristig. Dennoch sind die Erwartungen der Bauunternehmen für die kommenden Monate aufgrund saisonaler Bedingungen etwas weniger negativ. Der Geschäftsklimaindikator im Baugewerbe steigt im Vergleich zum Vorquartal auf 12,0 Punkte an.

In der Dienstleistungswirtschaft scheinen die Auswirkungen der vergangenen Krisenquartale dagegen gering zu sein. Es gibt einen starken Aufschwung, da die Geschäftslage aufgrund guter Auftragseingänge verbessert wird. Die Erwartungen der Unternehmen sind ebenfalls weniger pessimistisch, und es wird mit weitgehend konstanten Umsätzen gerechnet. Der Klimaindex steigt entsprechend auf 12,9 Punkte an.

Handel erwartet keine Verbesserungen

Im Handel dagegen gibt es derzeit keine Verbesserungen zu verzeichnen. Das Geschäftsklima verschlechtert sich nach einer kurzen Pause im Vorquartal (-16,0 Punkte) und liegt somit auf einem niedrigen Niveau wie im Vorjahr. Die Bewertung der Geschäftslage verschlechtert sich erneut, und aufgrund des anhaltenden Preisdrucks bleibt die Gewinnsituation angespannt. Die Erwartungen verbessern sich kaum und bleiben aufgrund negativer Umsatzperspektiven weiterhin sehr pessimistisch.

Im Verkehrsgewerbe belastet der Güterverkehr die ansonsten verbesserte Stimmung. Verkehrsunternehmen, die für das produzierende Gewerbe tätig sind, berichten von einem spürbar niedrigeren Auftragsbestand. Positive Entwicklungen im Personenverkehr und im Verkehrsnebengewerbe können diesen Trend nicht ausgleichen. Die Einschätzung der Geschäftslage geht daher bis zur Nulllinie zurück, und die Erwartungen bleiben insgesamt negativ. Der Geschäftsklimaindikator liegt weiterhin bei -8,3 Punkten und ist somit weiterhin verhalten.

Der IHK-Konjunkturbericht basiert auf einer viermal im Jahr durchgeführten Umfrage unter einer repräsentativen Stichprobe von Mitgliedsunternehmen der IHK. Diese Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage und ihre zukünftigen Erwartungen. Die Umfragedaten aus den verschiedenen Branchen werden saisonal bereinigt, nach Branchen gewichtet und ausgewertet. Die Indexwerte zeigen den Saldo zwischen positiven und negativen Einschätzungen.

Die Umfrage und die Auswertung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. In der südlichen Region von Sachsen-Anhalt nehmen regelmäßig etwa 600 Unternehmen an der Umfrage teil.

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