Energiepreise und Rohstoffmangel bremsen die Erholung

3. November 2021 | Wirtschaft | 5 Kommentare

Die wirtschaftliche Erholung im südlichen Sachsen-Anhalt stockt. Dies zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Der Geschäfts­klimaindex sinkt nach starkem Anstieg im Sommer (damals 19,4 Punkte) wieder leicht ab, bleibt mit 11,6 Punkten aber insgesamt noch auf solidem Niveau. Während viele der rund 600 antwortenden Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage positiv einschätzen, ist ihr Blick nach vorn getrübt: Bei den Erwartungen sind die Pessimisten in der Überzahl.

„Das zunächst entspannte Infektionsgeschehen im Herbst hatte für Aufatmen in allen Branchen gesorgt und eine Erholung ermöglicht.“, stellt IHK-Konjunkturexperte Danny Bieräugel fest. „Nun aber trifft die unerwartet schnell steigende Nachfrage auf ein verringertes Angebot und begrenzte Transportkapazitäten weltweit.“ In der Folge komme es zu Engpässen in vielen produzierenden Bereichen und zu deutlichen Preissteigerungen insbesondere bei Rohstoffen und Energie. „Rund 70 Prozent der Unternehmen sehen hier ein wirtschaftliches Risiko.“, berichtet Bieräugel. Das Resultat: Die konjunkturelle Erholung wird abgebremst.

IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr. Thomas Brockmeier stellt fest: „Nicht allein der Markt macht Strom und Gas aktuell so teuer. Der Staat langt ordentlich zu. So wird mehr als die Hälfte des Energiepreises über Steuern und Abgaben bestimmt. Die Unternehmen in Deutschland werden den Weg in eine klimaneutrale Wirtschaft mitgehen. Dafür brauchen sie aber eine verlässliche Perspektive.“ Wenn die deutschen Energiekosten weiterhin die höchsten in Europa blieben oder womöglich sogar noch weiter stiegen, dann könnten die Industrieunternehmen irgendwann international nicht mehr mithalten. Brockmeier: „Innovation bleibt aus, die Konjunktur­lokomotive zieht nicht mehr und der Wohlstand sinkt!“

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
Die Industrie bleibt stabil auf gutem Niveau. Der Geschäftsklimaindex dieser Branche liegt bei 17,0 Punkten. Die Unternehmen bewerten ihre Lage insgesamt gesehen weiterhin gut. Die Umsätze sind abermals deutlich gestiegen und die Auftragseingänge per Saldo stabil. Aber die Erholung aus dem Sommer setzt sich nicht fort. Engpässe bei Material und Vorprodukten führen teilweise bereits zu einem !Auftragsstau“. Zudem drücken Kostensteigerungen bei Materialien und Energie auf die Stimmung. In der Folge trüben sich die Geschäftserwartungen leicht ein.

Auch in der Bauwirtschaft stören Engpässe den Aufwärtstrend. Das Geschäftsklima sinkt auf 9,5 Punkte ab. Der bisherige Stimmungs­aufschwung in der Branche ist vorerst wieder beendet. Die Firmen bewerten ihre Geschäftslage zwar konstant so wie im Sommer, Umsätze und Auftragseingänge sind stabil. Aber die übliche saisonale Belebung im Herbst fiel aus. Der Blick auf die kommenden Monate ist pessimistisch: Die Firmen beklagen den Mangel an Material und Fachkräften.

Im Dienstleistungsgewerbe hält dagegen die gute Stimmung an. Das Geschäftsklima liegt mit 15,2 Punkten auf dem guten Niveau des Vorquartals. Die Branche hatte lange unter der Corona-Eindämmung gelitten. Erst im Sommer hellte sich das Bild auf, und der Ausblick der Unternehmen wurde optimistischer. Jetzt bewerten sie auch ihre Geschäftslage besser. Allerdings bröckelt der Optimismus beim Blick nach vorn wieder etwas ab.

Im regionalen Handel dagegen dreht sich die Stimmung: Der Ausblick wird sorgenvoll. Der Geschäftsklimaindex – zuletzt angestiegen – sinkt wieder auf -10,1 Punkte ab. Die Erwartungen sind so pessimistisch wie zum zweiten Lockdown Ende 2020. Grund dafür sind neben befürchteten neuen Einschränkungen vor allem Preissteigerungen und Engpässe bei Waren. Mehr als die Hälfte der Händler rechnet damit, seine Verkaufspreise anheben zu müssen.

Das Verkehrsgewerbe bleibt aktuell in der Spur. Das Geschäftsklima ist auf gutem Niveau konstant. Mit aktuell 13,8 Punkten wird die bisherige Erholung verteidigt. Im für die Wirtschaft wichtigen Güterverkehr setzt sie sich sogar aktuell weiter fort. Mehr Unternehmen melden gute Geschäfte. Bei konstantem Umsatz bleibt aber die Gewinnlage weiterhin angespannt. Der Blick nach vorn wird aber auch im Verkehrsgewerbe aktuell wieder etwas skeptischer.

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