Wie groß ist die Ansteckungsgefahr in Schulen?

23. November 2020 | Natur & Gesundheit, Vermischtes | Keine Kommentare

Kinder und Jugendliche scheinen aktuell erneut im Mittelpunkt der Pandemiediskussion zu stehen. Die Frage, inwieweit Schülerinnen und Schüler zum Infektionsgeschehen beitragen und ob diese sich im schulischen Umfeld infiziert haben, beschäftigt daher auch die Öffentlichkeit und Politik. Die Datenlage des RKI Lageberichtes Schule zeigt allerdings, dass aktuell weniger als 1 % der Schülerinnen und Schüler positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Das heißt im Umkehrschluss, dass bei mehr als 99 % aller Schülerinnen und Schüler bisher kein Sars-Cov-2 nachgewiesen oder diese erst gar nicht getestet wurden.

In einer Pressemitteilung des Verbands leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen Deutschlands heißt es daher:

>> Es besteht derzeit keine eindeutige Evidenz für häufige Übertragungen im Schulbereich. Insbesondere scheinen auch Lehrerinnen und Lehrer keinem erhöhten Infektionsrisiko in den Schulklassen ausgesetzt. Darauf deuten auch internationale Daten aus Schweden und den Niederlanden hin. Unsicherheiten bestehen bzgl. der Dunkelziffer, da Kinder und Jugendliche an dem Virus nicht oder nur selten erkranken. Aus diesem Grund besteht die Annahme, dass auch asymptomatische Schüler zum Infektionsgeschehen in den Schulen beitragen und es unbemerkt zu Übertragungen in den Schulen kommt, die in das familiäre Umfeld getragen werden könnten.

In einer bundesweiten Abfrage an deutschen Kinderkliniken von Routinedaten vom 18-20.11.2020
durchgeführt von der Universitätskinderklinik Regensburg und unterstützt durch den Verband der leitenden Kinderärzte und Kinderchirurgen Deutschlands an der sich über 100 deutsche Kinder- und Jugendkliniken beteiligt haben, zeigt sich, dass bei über 110.000 bisher durchgeführten SARS-CoV-2 PCR Tests zum Stichtag 18.11.2020 an den Kliniken im Mittel nur 0,53% der an Kindern und Jugendlichen durchgeführten Tests positiv waren.

Diese Stichprobe umfasst Kinder zwischen 0-18 Jahren mit möglichen Symptomen, Verdachtsfälle aufgrund von COVID19 in der Familie, aber überwiegend asymptomatische Patienten (an ca. 80% der teilnehmenden Kinderkliniken), die aufgrund anderer Erkrankungen oder Operationen in die Kliniken gekommen sind (Routine-Eingangsscreening). Diese Daten kommen einer Zufallsstichprobe also am nächsten. Die Positivrate pro Klinik reichte von 0 bis 0,2 % in Kliniken, die ein Symptom-unabhängiges generelles Screening bei allen Patienten durchführten bis zu 3 % bei Kliniken, die insbesondere symptomatische Patienten oder K1- Kontaktpersonen im Auftrag des öffentlichen Gesundheitsdienstes testeten.

Diese Erfassung zeigt damit erstmals, dass in Deutschland in einem hohen Anteil Kinder und Jugendliche ohne Symptome getestet werden und liefert konkrete Hinweise auf die Dunkelziffer unter allen Kinder und Jugendlichen von 0-18 Jahren.

Zusätzlich zu den oben genannten Routineuntersuchungen an Kinderkliniken wurden und werden auch durch den
öffentlichen Gesundheitsdienst Reihenuntersuchungen an Schulen und Kindertagesstätten an gesunden Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Insofern ist die Erfassung der Daten von Kindern und Jugendlichen in keiner Weise vergleichbar mit der ersten Phase der Pandemie und die Schlussfolgerung, dass es über die 0.53 % positiv getesteten hinaus eine hohe Dunkelziffer unter Kindern und Jugendlichen gibt, sehr unwahrscheinlich. International als auch national existiert wenig Evidenz, dass es – auch bei den aktuell hohen Inzidenzzahlen – eine deutliche Übertragung innerhalb der Schulen bei Anwendung der Hygienemaßnahem stattfindet, die zur allgemeinen Krankheitslast weder bei den Schülern, noch bei den Lehrern oder bei der Allgemeinbevölkerung beiträgt. Auch gezielte Studien an Schulen wie z.B. STACADO bei den Regensburger Domspatzen zeigen bei 500 Tests über mehrere Wochen bisher keine positiven PCR Tests auf Sars-CoV-2.

Es steht außer Frage, dass Kinder und Jugendliche sich infizieren können und auch den Virus weitergeben können. Dies gilt insbesondere für Jugendliche. Es gibt jedoch deutlich Hinweise, dass die Infektionsquelle in der Mehrzahl außerhalb des schulischen Bereiches liegen, so dass neben den notwendigen Hygienemaßnahmen in den Schulen, es weitere außerschulische Ansätze zur Eindämmung der Pandemie und Reduktion der Inzidenzzahlen geben muss.<<

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